Seit dem 13. März 2020 dürfen Reitschulen keinen Unterricht mehr erteilen – so will es die COVID-19-Verordnung 2. Dieses Verbot hat nicht nur für die Betreiber dieser Reitschulen schwerwiegende Folgen, sondern auch für die Schulpferde. Nun schlägt der Berufsverband der Pferdebranche Swiss Horse Professionals (SHP) Alarm: Werden nicht sofort Massnahmen ergriffen, droht das Aus dieser Reitschulen, und die Schulpferde erwartet eine ungewisse Zukunft. Der SHP fordert den Bundesrat daher auf, die vom Berufsverband in den vergangenen Wochen formulierten konkreten Vorschläge umgehend zu berücksichtigen. Den Grundbedürfnissen der Tiere kann man unter diesen Umständen immer weniger gerecht werden.
(SWISS Horse Professionals)
Es gibt in der Schweiz verschiedene Arten von Reitschulen: von der klassischen Kinderreitschule bis hin zu Betrieben, die pädagogisches oder therapeutisches Reiten mit Pferden oder Ponys anbieten. Für all diese Betriebe sind die Einkünfte aus der Unterrichtstätigkeit überlebenswichtig – eine Tätigkeit, die aufgrund der COVID-19-Bekämpfungsmassnahmen nun verboten ist. Das ist natürlich eine finanzielle Belastung. Doch das Problem geht noch viel weiter: Unabhängig davon, ob sie im Unterricht eingesetzt werden oder nicht, müssen die Pferde und Ponys gepflegt, gefüttert und bewegt werden. Das sind keine Maschinen, die man einfach abschalten kann. So häufen sich die laufenden Kosten, und auch die Arbeit der Angestellten wird nicht weniger – ganz im Gegenteil –, sodass auch keine Kurzarbeit angemeldet werden kann.
Seit Beginn der Krise hat sich der Berufsverband Swiss Horse Professionals (SHP), unterstützt vom Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS), wiederholt an den Bundesrat gewandt, um ihn auf diese besondere Situation aufmerksam zu machen. Zunächst beantragte er eine Finanzhilfe zur teilweisen Deckung der Unterhaltskosten der Schulpferde. Anschliessend forderte er, dass unter gewissen Voraussetzungen ab dem 27. April wieder Reitunterricht erteilt werden darf – denn die vorgeschriebenen Hygienemassnahmen können hier problemlos eingehalten werden. Mit jedem Tag ohne Ertrag wird die Luft für Stallbesitzer und deren Tiere immer dünner.
Der SHP und der SVPS sind von den Behörden, die bis jetzt nicht gehandelt haben, zutiefst enttäuscht. Der Bundesrat setzt das Tierwohl und somit die Existenz vieler Reitbetriebe bewusst auf das Spiel. Die beiden Verbände, deren Anträge bis heute unbeantwortet blieben, befürchten nun, dass zahlreiche Betriebe schon sehr bald nicht mehr in der Lage sein werden, die Pflege und Fütterung ihrer Schulpferde sicherzustellen und gezwungen sein werden, sich von den Tieren zu trennen. Ob die Reitschulen, die eine so wichtige Rolle spielen für die Beziehung zwischen Mensch und Pferd, überhaupt eine Zukunft haben, ist derzeit ungewiss – mit entsprechenden Folgen für die Zukunft des Freizeit- und Wettkampfsports.
Der SHP und der SVPS fordern daher sofortiges Handeln! Die Branche ist bereit, ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen, damit die vom Bund vorgeschriebenen Sicherheitsmassnahmen eingehalten werden. Die Zukunft des Pferdesports in der Schweiz steht auf dem Spiel!
Kontakt: Martin Richner, Präsident SHP, +41 79 330 56 65, martin.richner@starhorse.ch
Benoît Johner, +41 79 514 29 27, benoit@manege-chalet-a-gobet.ch
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Kommentare sind für diesen Beitrag gesperrt.Daniela Studer
Wie steht der Schweizer Tierschutz zu dieser kritischen Situation? Das Wohlergehen der Pferde steht – nebst den existenziellen Problemen der Betriebe – ja sehr zeitnah auf dem Spiel.
Redaktion Kavallo
Guten Tag Frau Studer, ich leite Ihre Frage gerne an den Schweizer Tierschutz weiter. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.
Redaktion Kavallo
Und schon ist das Statement da:
Der Schweizer Tierschutz STS hat die Anliegen des Schweizerischen Verband für Pferdesport SVPS und der Swiss Horse Professionals unterstützt und mit einem Brief an das SECO nachgedoppelt. Der STS forderte eine finanzielle Lösung für die Reitschulbetriebe zur Sicherung des Wohlergehens der Pferde: Insbesondere Grundversorgung, tägliche freie Bewegung und Beschäftigung. Die Abteilung COVID-19 vom Bundesamt für Gesundheit BAG und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV wurden ebenfalls über den dringenden Handlungsbedarf ins Bild gesetzt.
Es ist dem STS ein grosses Anliegen, dass Reitschulen ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Denn nebst den nötigen finanziellen Mitteln zur Versorgung der Pferde ist es ihre Aufgabe den sorgsamen Umgang und pferdegerechtes Reiten zu vermitteln (der STS setzt natürlich voraus, dass sie dies inkl. einer artgerechten Haltung auch vorleben). Der STS ist zu diesem Thema in ständigem Austausch mit dem BLV und setzt sich für eine baldige Wiederaufnahme des Reitbetriebs ein, da aus seiner Sicht die Sicherheits- und Hygienevorschriften insbesondere bei Einzelunterricht eingehalten werden können.
Der STS hat sich in den letzten Wochen zudem intensiv mit dem Thema «Grenzübergänge» beschäftigt und sich für die PferdebesitzerInnen eingesetzt, welche ihre Pferde im Ausland betreuen. Kritisch ist die Lage insbesondere für Selbstversorger, denen der Grenzübertritt und auch die Rückreise verwehrt oder erschwert wird. Um Tierleid zu verhindern nahm der STS Kontakt mit der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV auf und bat um eine Lösung. Dies Anfrage hatte Erfolg. Die Rückreise in die Schweiz wurde akzeptiert und die Versorgung der Pferde als Pflicht und nicht als Freizeitaktivität eingestuft. Der STS kämpft weiter, damit Selbstversorger nach Deutschland und Frankreich einreisen dürfen und steht im Austausch mit diversen Zoll- und Veterinärbehörden, zuständige Ministerien und Tierschutzorganisationen in Deutschland und Frankreich, um eine Lösung für diese Schwierige Situation zu bewirken.
Sandra Schaefler
Fachstelle Heimtiere | Pferde
Schweizer Tierschutz STS
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