Corona-Krise: Fütterung der Bewegung anpassen

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Seitdem sich das Coronavirus global verbreitet, herrscht auch in vielen Reit- und Pferdebetrieben Ausnahmezustand. Durch die derzeit geltenden Ausgangsbeschränkungen und Zutrittsregelungen von Reitställen zur Bekämpfung von COVID-19 können sich PferdebesitzerInnen nur begrenzt um ihre Tiere kümmern. Zwangsläufig werden Pferde in vielen Fällen derzeit weniger als gewohnt bewegt. Deshalb ist eine bedarfsgerechte Fütterung nun umso wichtiger, um Verhaltensabweichungen und gesundheitlichen Störungen vorzubeugen. Foto © Stephanie Scholz/Vetmeduni Vienna

Wegen der Corona-Krise können in vielen Ställen Pferde nicht im gewohnten Mass bewegt oder trainiert werden. Damit sie dennoch gesund und in Form bleiben, sollte man die Fütterung anpassen. Die ExpertInnen der Universitätsklinik für Pferde der Vetmeduni Vienna geben Tipps, um Pferde möglichst gesund und fit zu halten:

Fütterung: Was und wie viel?
  • Für eine gesunde Verdauung ist ein ausreichender Raufutteranteil essentiell. Als absolute Untergrenze werden hier 1,5 kg Trockenmasse/100 kg Körpermasse angeführt. Heu hat eine Trockenmasse (Trockensubstanz TS) von ca. 83 bis 88%, das heisst, die Mindestanforderung von 1,5 kg TS/100 kg KM entspricht zumindest ca. 1,7 kg Heu/100 kg KM.
  • Ebenso ist auf eine ausreichend lange Dauer der Futteraufnahme zu achten. Diese liegt beispielsweise bei Grosspferden bei 40–60 Minuten/kg Stroh, 25–50 Minuten/kg Heu, aber maximal 10–20 Minuten/kg Hafer oder Mischfutter. Eine lange Kauzeit ist für eine ausreichende Speichelproduktion, Zahnabnutzung und -reinigung sowie eine optimale Vorverdauung im Magen essentiell und beugt auch Langeweile und Stalluntugenden vor. Heu muss lange gekaut und ausreichend eingespeichelt werden, dadurch füllt sich der Magen langsam und es kommt zu einer guten Durchmischung des Futterbreies mit Magensäure. Diese begünstigt eine ausgeprägte pH-Wert-Senkung des Mageninhaltes, die das Risiko einer mikrobiellen Überwucherung des Dünndarms reduziert.
  • Generell gilt: Zu geringe Raufuttermengen, zu lange Fresspausen (über vier Stunden), zu grosse Kraftfuttermengen oder schlecht verdauliche Getreidestärke erhöhen das Risiko für Koliken, Magengeschwüre und Störungen der Darmflora. Achten Sie deshalb auf ein ausreichendes Raufutterangebot und ermöglichen Sie eine langsame Futteraufnahme durch die Verwendung von „Slow Feeder“ Systemen (Heusäcke, engmaschige Heunetze, Heuboxen etc.).
  • Sofern Ihr Pferd spezielle Bedürfnisse hat (schwerfuttrige Pferde, Pferde mit Erkrankungen wie Equinem Asthma, Hufrehe, EMS, Equinem Cushing Syndrom oder PSSM) muss die Fütterung natürlich individuell in Absprache mit Ihren betreuenden TierärztInnen angepasst werden.
  • Derzeit enthält das bereits spriessende Gras grosse Mengen an Zucker und Fruktanen, vermeiden Sie daher längere Weideaufenthalte und weiden Sie sehr langsam an, falls Weideaufenthalt zur Sicherstellung der Bewegung Ihres Pferdes unumgänglich ist. Füttern Sie immer zuerst ausreichend Heu. Mehr hierzu mit Tipps für schnelleres Anweiden: Ab auf die Weide?
Stall-Bedingungen optimieren
  • Erwägen Sie, die Einstreu auf nicht essbare Produkte (Weichholzspäne, Miscanthus, Fichtenholzgranulat, Leinstreu etc.) umzustellen. Eine Strohaufnahme von mehr als ¼ Kilogramm Stroh pro 100 kg Körpermasse des Pferdes erhöht das Risiko für Verstopfungskoliken, insbesondere bei Bewegungsreduktion.
  • Pferde im Erhaltungsbedarf benötigen in der thermoneutralen Zone, abhängig vom Pferdetyp, zwischen 0,4 und 0,64 MJ ME/kg KM 0,75. Geht man von einem durchschnittlichen Energiegehalt von 6,4 MJ ME/kg TS im Heu aus, kann der Energie-Erhaltungsbedarf problemlos mit ausschliesslicher Heufütterung gedeckt werden. Sofern keine gesundheitlichen Probleme vorliegen oder das Raufutter von minderer Qualität ist, sind auch die Eiweiss-, Kalzium-, Phosphor-, Kalium-, Magnesium- und Eisenversorgung über das Grundfutter ausreichend gedeckt. Mangel kann bei der Versorgung mit Natrium, Selen, Jod und Vitaminen auftreten, weshalb die Bereitstellung eines Salzlecksteins und die Zufütterung eines vitaminisierten Mineralfutters empfohlen werden.

(Text und Bild Wissenschaftskommunikation / Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Veterinärmedizinische Universität Wien)

 

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