In den letzten fünf Jahren besuchte der Schweizer Tierschutz STS regelmässig Pferdesportturniere und beurteilte das Verhalten von Reiterinnen und Reitern auf dem Vorbereitungsplatz. Leider musste er feststellen, dass es viele Fälle von Grobheit und unangemessener Anwendung von Hilfsmitteln zu beobachten gab. Nach mehreren konstruktiven Gesprächen mit dem Schweizerischen Verband für Pferdesport SVPS und dessen Versprechen, sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen, wollte sich der STS im Jahr 2020 ein Bild davon machen, ob sich Pferdesportturniere nun pferdegerechter präsentieren. Der Bericht ist vor kurzem erschienen.
Da aufgrund der Corona-Krise viele Turniere ausfielen, konnte der STS insgesamt nur fünf Turniere (Dressur, Springen, Fahren) besuchen. Die Kritik aus den Vorjahren hat offenbar gefruchtet. An den besuchten Turnieren waren bis auf eine Ausnahme keine groben Verstösse zu verzeichnen. Im Gegenteil, es gab viele Reiterinnen und Reiter, die positiv aufgefallen sind. Für die Bemühungen und Erfolge des Verbands und der Turnierorganisatoren, den Umgang mit den Pferden wesentlich zu verbessern, darf Lob ausgesprochen werden.
Diese Entwicklung zu mehr Pferdewohl an Turnieren muss aber weitergehen. Dies kann u. a. durch weitere Massnahmen erreicht werden: Kopfnummern und Abreitplatzchefs in allen Disziplinen, Regelungen in Bezug auf das Reitergewicht im Verhältnis zum Pferd respektive Pony und das neu entwickelte Nasenbandmessgerät regelmässig anzuwenden. Zudem sollten die Funktionäre gezielt geschult werden, wie sie bei Verstössen rasch und korrekt eingreifen können.
Strenge Kritik für Fahrprüfung
Eine Vollprüfung der Disziplin Fahren mit festen Hindernissen im Gelände wurde im Jahr 2020 zum ersten Mal besucht und beurteilt. Aus tierschützerischer Sicht ist der Fahrsport dringend zu durchleuchten. Sowohl die Prüfung B, das Gelände mit den Hindernissen, wie auch die Zäumungen verlangen nach einer genauen Beurteilung. Die massiv gebauten Hindernisse könnten zwar laut Reglement mit fallenden Elementen versehen werden, gemacht wird es aber nicht. Zum Nachteil der Pferde und Ponys.
Die im Wettkampffieber steckenden Konkurrenten können sich zwischen den Pflichttoren immer wieder einmal «verfahren», rammen fest verankerte Holzstämme oder reissen, die Beine gegen den Wagenboden gestemmt, mit aller Kraft die Pferde zwischen den Pflichttoren hindurch, um das Hindernis so schnell wie möglich zu verlassen – schliesslich geht es um Sekunden. Gingen zu Beginn des Fahrsports mit Geländehindernissen an jedem Turnier Wagen oder Geschirre kaputt, bleibt das Material heute ganz. Die beim – wenn auch ungewollten – Anfahren von festen Hindernisteilen entstehenden Kräfte wirken sich nun in voller Wucht auf die Pferde aus.
Die Zügelführung und Ausrüstung musste in vielen Fällen als nicht pferdegerecht beurteilt werden. Unfälle sind ebenfalls vorprogrammiert. Der STS empfiehlt, Prüfungen nur mit Hindernissen mit fallenden Elementen durchzuführen und den Fokus ebenfalls auf eine pferdegerechte Ausrüstung zu setzen.
Weitere Disziplinen: Verbesserung sichtbar
Im Allgemeinen hatte der STS die Impression, dass sich das Verhalten auf den Vorbereitungsplätzen und während den Turnieren im Bereich Dressur und Springen zugunsten der Pferde verbessert hat – dies ist sicherlich auch der Kritik aus den Vorjahren zu verdanken. Es konnte keine Anwendung der Rollkur beobachtet werden und vom STS konnten keine durch Hilfsmittel verursachte Grobheiten beobachtet werden. Auch die Besuche an Turnieren mit «Happy Horse» Auszeichnung vermittelten überwiegend einen positiven Eindruck.
Dennoch gibt es Punkte zu kritisieren: Enttäuschend war insbesondere, dass eine Überprüfung der Verschnallung des Nasenbandes mit dem Messgerät nicht in einem Fall beobachtet werden konnte – dies obwohl es in mehreren Fällen eindeutig angebracht gewesen wäre. Unverständlich ist dem STS, warum nur in der Disziplin Dressur Kopfnummern vorgeschrieben sind. Die Reiterinnen und Reiter transparent auftreten zu lassen hat einen positiven Effekt auf ihr Verhalten auf dem Turniergelände. Ebenso nötig ist die Einführung einer Anwesenheitspflicht von Richtern/Jurymitgliedern in allen Disziplinen des Pferdesports. Im Bereich Dressur ist dies bereits Tatsache, jedoch war auch hier nicht immer eine zuständige Person zu sehen. In Chalet-à-Gobet VD wie in Oftringen AG wurde das Körpergewicht der Reiterinnen und Reiter in Bezug zur Grösse des Ponys oder Kleinpferdes teilweise als zu schwer eingeschätzt. Das Thema Reitergewicht sollte in Zukunft mehr in den Fokus treten.
Den vollständigen Bericht kann man hier nachlesen: www.tierschutz.com/pferde/turnierberichte
(Bild: STS-Recherche «Pferdesportturniere 2020». Die Bedingungen an der Schweizermeisterschaft in der Kategorie Fahren fielen negativ auf. Bild: STS)
Stellungnahme zu Ihrer Anfrage zum Bericht des STS betreffend Pferdesportturnieren 2020 – Disziplin Fahren
Sehr geehrte Frau Caviglia
Sie haben uns um eine Stellungnahme zur Kritik an der Fahrprüfung des STS zu den Pferdesportturnieren 2020 gebeten. Das LT Fahren nimmt wie folgt dazu Stellung:
Hindernisse in Marathonprüfungen sind so gebaut, dass diese für den schwächsten Fahrer im Feld zu bewältigen sind. Es ist den Fahrern anschliessend freigestellt, in welcher Variante und mit welchem Schwierigkeitsgrad sie die Hindernisse bewältigen wollen. Jeder Fahrer, jede Fahrerin steht in der Verantwortung, dass sie den Grad der gewählten Schwierigkeit ihrem Können und dem des Pferdes anpassen, und die Ausbildung und Fitness der Pferde den gestellten Anforderungen entsprechen. Für die tieferen Kategorien wird zudem die Anzahl der zu durchfahrender Tore reduziert.
Damit die Fahrer die Hindernisse möglichst präzise fahren, werden auf den Hindernissen teils fallende Bälle platziert, die zu bedeutenden Fehlerpunkten führen und daher risikoreiches Fahren bestrafen. Weitere fallende Elemente an den Hindernissen sind in den Marathons Standard. Holzstämme aber müssen fest verankert sein und dienen der Sicherheit, da diese – falls ein Gespann auffährt und sie fallen, unter den Wagen geraten und diesen zum Kippen bringen könnten. Daher sind sie unbedingt fix zu verankern. Auch gibt es eine fixe Höhe von 130cm, zum Schutz von Mensch und Tier.
Wenn extreme Witterungsverhältnisse, das Terrain der Strecke oder die Gefahr der Überforderung der Pferde es verlangen, hat der Geländestreckenbauer das Recht und die Pflicht, im Einverständnis mit dem Technischen Delegierten die Anforderungen herabzusetzen (die Durchschnittsgeschwindigkeiten reduzieren, die erlaubte Zeit zu erhöhen, Strecken zu kürzen, die Anzahl Hindernisse reduzieren, die Anzahl Tore im Hindernis reduzieren, den Halt nach Phase A verlängern).
Wie in den Disziplinen Springen und Dressur bereits geschehen, werden auch in der Disziplin Fahren die reglementarischen Vorgaben für die Anwendung von Gebissen und Zäumungen von einer Arbeitsgruppe in diesem Jahr überprüft. Die Anpassungen am Reglement treten per 1.1.2022 in Kraft. Bereits in Kraft getreten ist die Nasenbandregelung, die in allen Disziplinen gilt und auch Messungen an Turnieren durchgeführt wurden. Ebenfalls schon im Kraft ist die Regelung betreffend eine allfällige Feststellung von frischem Blut am Pferd gemäss Anhang III des GR.
Alle diese Punkte werden anlässlich des regulären Treffs zwischen STS und SVPS, das Anfang April stattfinden wird, diskutiert. Ein Vertreter der Disziplin Fahren wird an diesem Treffen teilnehmen.
Mit freundlichen Grüssen
Pius Hollenstein, Leiter der Disziplin Fahren
(Bild: SVPS/Marco Finsterwald)
VSCR Sektion Fahren: Stellungnahme zur STS-Kritik
Als Präsident des VSCR, Sektion Fahren, langjähriger aktiver Turnierfahrer und Nationaler Fahrrichter stelle ich mich gegen die Vorwürfe des Schweizer Tierschutzes.
Als erstes geht es um die Grundsatzfrage: Ist das Arbeiten mit Tieren und deren Beschäftigung nach aktueller tierschützerischen Auffassung überhaupt in der heutigen Zeit noch ethisch vertretbar? Oder müssen wir ganz darauf verzichten? Darf ich einen Hund oder eben ein Pferd noch mit gutem Gewissen erziehen? Oder ist es tiergerechter, wenn ich mein verwöhntes, gelangweiltes und wegen Unterbeschäftigung meist zu dickes Pferd in der Luxusboxe oder im kleinen Auslauf während des ganzen Tages apathisch herumstehen lasse?
Unserer modernen Gesellschaft fehlt zunehmend ein vernünftiger Bezug zur Natur. So ist der Trend zur Vermenschlichung von Tieren offensichtlich; Schafe im Schneegestöber, ungedeckte Pferde im Regen – sofort wird der Tierschutz gerufen! Gleichzeitig wird eine Vielzahl von Haustieren nach allen Möglichkeiten unserer Konsumgesellschaft vermenschlicht, verwöhnt, überfüttert oder auf Diät gesetzt und überbehütet. Nicht einmal das Ableben wird den Tieren gegönnt; alte, kranke und kraftlose Haustiere werden weiter Operationen und Therapien unterzogen. So werden aus meiner Sicht die eigenen Bedürfnisse häufig über jene des Tieres gestellt.
Nach jahrzehntelanger Pferdeerfahrung bin ich überzeugt, dass es den Pferden bei guter, robuster Haltung gepaart mit regelmässiger abwechslungsreicher Beschäftigung am wohlsten ist. Gut ausgebildete, trainierte Pferde freuen sich auf die tägliche Arbeit und Bewegung. Mit ihren gestellten Ohren, dem aufmerksamen Blick und den eleganten Bewegungen zeigen sie Freude und Stolz!
Fahrsport ist Vielseitigkeitssport. Grundlage für alle Disziplinen ist grosses, gegenseitiges Vertrauen und eine fundierte Dressurausbildung, sowohl im Reiten wie im Fahren. Fahrsport-Geländeprüfungen erfordern in der Vorbereitung als Ergänzung zur täglichen Dressurarbeit auch ein intensives, angepasstes Konditionstraining. Für entsprechend durchlässige, wendige und konditionsstarke Pferde sind die heutigen Geländeprüfungen keine grössere Herausforderung.
Klar ist, dass sich auch bei aller bester Vorbereitung nicht jeder Pferdetyp für diesen Sport eignet. Dabei unterscheidet sich der Fahrsport aber nicht von anderen Pferdesportdisziplinen. Nicht unterschätzen darf man die Anforderungen an den Fahrer. Seriöse Turniervorbereitung, hohe Konzentrationsfähigkeit und eine gute Fahrtechnik sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Geländefahrt.
Im Parcour- und Hindernisbau wird heute viel mehr auf Pferdefreundlichkeit geachtet. Entsprechend diesen Anforderungen wurden die Reglemente für Parcour, Hindernisse aber auch Anspannung, Geschirr und Zäumung ständig angepasst. Auch sind die modernen Kutschen in den letzten Jahren technisch permanent verbessert und für die Pferde leichtgängiger gemacht worden. Entsprechend ist die Anzahl sog. schlechter Bilder, wie es sie auch in anderen Sportarten gibt, in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. Schlecht konditionierte Pferde fallen im obligatorischen Veterinärtest durch. Zudem sind Fahrrichter angewiesen, Fahrer mit überforderten Gespannen, übertriebenen Treibhilfen oder Anzeichen von Erschöpfungen sofort aus dem Turnier zu nehmen.
Leider ist das Bild, wo Gespanne in vollem Galopp in fest verankerte Holzstämme prallen und die Fahrer die Pferde in rauher Weise an den Zügeln reissen in den Köpfen von Turnierkritikern immer noch präsent. Mit zeitgemässem, erfolgreichem Fahrsport hat das aber nichts zu tun. Gute, sensible Fahrpferde quittieren jegliche grobe Fahrweise mit Verweigerung und Ablehnung. Sie verlieren damit innert Kürze den nötigen Vorwärtsdrang und die Freude an der Arbeit. Begeisterte, verantwortungsvolle FahrsportlerInnen gehen deshalb mit ihren Pferden sehr sorgsam und liebevoll um.
Diesen Bericht schreibe ich als Antwort auf eine Stellungnahme des Schweizerischen Tierschutzes. Die Thematik zeigt, auf welch schmalem Grad wir uns im Pferdesport bewegen. Mit den heutigen Sozial-Medien kann jedes einzelne schlechte Bild innert Sekunden tausendfach verbreitet werden. So entsteht rasch ein verzerrtes negatives Bild unseres Sportes.
Setzen wir dem tausende schöner Bilder unseres wunderschönen Hobbys entgegen. Jeder einzelne Gespannfahrer kann damit zum besseren Image des Fahrsportes aktiv beitragen! Fördern wir gute Ausbildung von Pferd und Fahrer, gute Pferdehaltung und pferdegerechtes Training! Ich wünsche allen TurnierfahrerInnen viel schöne Bilder, damit auch viel Freude und Glück in der bevorstehenden Fahrsaison 2021!
Guido Bossart – Präsident VSCR Sektion Fahren
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Siehe auch Leserbrief dazu: https://kavallo.ch/2021/04/05/turnierberichte-schweizer-tierschutz-reitergewicht/
Christoph Meier
Lieber Kavallo
Sehr gut, dass die Angegriffenen aus dem Fahrsport zu Wort kommen. Für mich ist es etwas ärgerlich, dass die Verfasser des Tierschutzartikels sich hinter der Organisation verstecken und keine AutorInnen den Text unterzeichnen, denn dann könnte man überprüfen, ob sie überhaupt etwas von der Sache verstehen, die sie kritisieren. Hier steckt ja meistens der Wurm drin, dass sie keine Ahnung haben und einfach ein Föteli gesehen haben von der sogenannten ‘Rollkur’ – und wenn dann ein Pferd nach einer Bremse am ‘Knie’ schnappt, zücken sie ihr Handy und schreien “Rollkur!” Dabei sollte schon das Wort ‘Kur’ auch bei Unbedarften klingeln: es muss sich da um etwas langfristiges handeln, eben um eine richtige Kur. Wenn es sich dabei noch um Übergewichtige handeln sollte, müssten sie sich beim Wort ‘Kur’ nur an ihre letzte erfolglose Diät-Kur’ erinnern. Auch das mit dem lächerlichen Nasenbandverschnallmessgerät ist natürlich etwas, was auch hirnlose Nichtskenner überprüfen können, die keinen Schimmer haben, wieviel es tatsächlich braucht, bis ein Pferd unter einem satt verschnallten Nasenband wirklich leidet. Und wenn wir eine Rossbremse erschlagen, die schon gestochen hat, gibt es einen Blutstropfen am Pferd – und sie schreien auf. Das nächste sind sicher die Sattelgurten, die man nicht mehr anziehen darf, weil – alle Fettleibigen wissen es – so ein Gurt doch unangenehm ist. Wir fallen dann zwar samt Sattel unters Pferd, aber was kümmert das die Bürolisten vom Tierschutz? – Ich bitte also die Autorinnen des Tierschutzbeitrags, sich zu outen, ihre Legitimation zu beweisen und darzulegen, warum sie sich für fachkompetent halten für ihre Kritik. M.E. sollte man mindestens einmal Reitsport auf ansprechendem Niveau betrieben, Pferde ausgebildet haben und Pferdetierarzt sein, um wirklich fachkompetent und glaubwürdig solche Kritik anzubringen. Von einem Dressurrichter wird auch verlangt, dass er selbst den Level geritten hat, den er richtet. Und wer einem Arzt Kunstfehler vorwirft, sollte selbst über eine medizinische Ausbildung verfügen und im entsprechenden Fach gearbeitet haben. Leute, die ohne Fachwissen und ohne Legitimation kritisieren, finden sich millionenfach unter den Sportzuschauern, die legendären ‘couch-potatoes’ oder Stammtisch-Schwaflis. Die sind insofern harmlos, als das Geschwätz meist nicht über ihr Wohnzimmer oder die Beiz hinausdringt. Wer sich aber öffentlich in Szene setzt und furchtbar wichtig wie Gott im Paradies rumstolziert und schaut, ob da irgendwer von den falschen Früchten nascht, sollte entweder Besitzer des Paradieses oder von selbigem legitimiert sein aufgrund seines hochkarätigen Leistungsausweises und Expertenwissens. Ist er das nicht, ist er für mich nur ein lächerlicher, aufgeblasener Denunziant und muss auch nicht ernst genommen werden. Falls jetzt die alte Leier kommen sollte, der Pferdesport werde bald abgeschafft, wenn wir nicht ganz brav und schuldbewusst auf jeden Quatsch eingehen, kann ich die gut kontern: m.E. ist das Gegenteil der Fall. Wenn man kniefällig allen Gretas huldigt und vor jeder Tussi demütig auf schuldbewusst macht, weil sie schon bei der Erwähnung des Wortes ‘Mohrenkopf’ verzweifelt nach der Telefonnummer der ‘Dargebotenen Hand’ grabscht – natürlich gibt es auch in unserem Dachverband solche Weichflöten -, dann werden die Kritiker immer unverschämter und aufgeblasener. Ein altbekanntes Phänomen, das sich in allen Lebensbereichen und Sportarten beobachten lässt. Wer sich als Greenhorn in einen Bereich begibt, von dem er nichts versteht, sollte zuerst einmal die Klappe halten und sich schlau machen. Wenn er nach ein paar Jahren intensiver Ausbildung ein bisschen was weiss und kann, darf er erstmals ganz höflich und bescheiden seine Ansicht kundtun – und muss auch dann noch akzeptieren, dass es immer und überall Andersdenkende gibt, die ebenfalls über gute Argumente verfügen. Ich bin jederzeit bereit, gut begründete, konkrete Aussagen fachkompetenter Tierschützer anzuhören und darüber zu debattieren. Aber da muss mehr Substanz her als das Geschwafel in dem anonymen Artikel. – Ein Beispiel noch, wie es sich auch unter Fachleuten auswirkt, wenn man in Dauerangst vor den Befindlichkeiten Aussenstehender agiert: CCI5* Badminton 2018: das Gelände war richtig schwer, etwa ein Drittel der Starter kam nicht ans Ziel. In den kontinentaleuropäischen Softy-Nationen ein Riesengeschrei, so gehe es gar nicht weiter, der Tierschutz werde unseren Sport bald verbieten… Die Angelsachsen (GB, Australien, Neuseeland) hingegen fanden es toll, dass Badminton endlich wieder im Gelände entschieden werde -notabene sagten das auch die, die rausgefallen waren. Über Tierschutz darf man selbstverständlich debattieren, aber unter Leuten, die etwas davon verstehen, und nicht mit einseitigen Schuldzuweisungen. Nur schon die Tatsache, dass Spitzensportpferde sehr teuer sind, sorgt dafür, dass sich Spitzensportler meist besser um sie kümmern als Freizeitheinis, die oft nur fettfaul am langen Zügel die Rücken ihrer muskellosen Tiere durchdrücken beim Rumschlarpen. Einer der besten und erfahrensten Pferdetierärzte Europas sagte kürzlich: “Unsere Pferde leiden viel häufiger und stärker unter Fettleibigkeit und Bewegungsmangel als unter den Anforderungen des Sports.” – Also, liebe Artikelverfasserinnen, bitte in die Arena, aber diesmal ohne Maske.
Christoph Meier, info@marpa.ch
Redaktion Kavallo
Lieber Christoph, im Kavallo-Artikel ist der Originalbericht des Schweizer Tierschutz STS verlinkt. Und in diesem ist sehr wohl seitens des STS die Autorin genannt.
Urs Schneider
Danke Christoph Meier. Wie Du sagst, wir müssen uns fürs Reiten einsetzen und ungerechtfertigte Kritik kontern!