Aus “Kavallo” 10/24: Auf welchem Boden rennen, tanzen und hüpfen unsere Pferde am liebsten – und bleiben am längsten gesund dabei? Wir fragten einen erfahrenen Pferdetierarzt, Top-Sportler aus verschiedenen Disziplinen, einen renommierten Springpferdetrainer, einen Pferdezüchter und Hufschmied und natürlich einen Bodenprofi, der seit Jahren weltweit seine ultimative Mischung auf seine Lochmatten verteilt. Die Antworten sind erfrischend reichhaltig, und soviel voraus: Den absoluten Traumboden, der alle Wünsche erfüllt und gleichzeitig topgesund erhält, gibt’s natürlich nicht. Aber wir können herausfinden, worauf wir achten müssen, bevor wir losrasen, sliding-stops machen, über Riesensprünge hüpfen, Kälber von der Herde trennen.
Von Christoph Meier
Es gibt Sandböden, die uns einfach traumhaft springen lassen. Sie geben der abstossenden Nachhand genau so viel Halt, wie es braucht, um aus der horizontalen Galoppbewegung in Nullkommanichts in eine fast vertikale Sprungbewegung zu wechseln. Dieser Halt ist nicht nur entscheidend, um einen Sprung überhaupt überwinden zu können, der von den Abmessungen in die Nähe des maximalen Springvermögens unseres Pferdes kommt. Er ist auch ungemein wichtig, um das Vertrauen unseres Pferdes zu erhalten. Einmal rutschen verzeiht es uns, vielleicht auch zweimal, aber wenn es bei jedem Absprung rutscht, weil der Boden einfach nachgibt, ist das Vertrauen rascher weg, als wir ahnen. Zumal bei Spitzenpferden, die in aller Regel sensibler sind als der Durchschnitt. Und es gibt Rennbahn-Grasböden, gepflegt und federnd wie Golfplätze, die so perfekt ausgeebnet sind, dass die Pferde sich nahezu rein horizontal vorwärtsbewegen und den Boden fast nicht mehr zu berühren scheinen. Dann sehen wir Reining-Pferde beim legendären Sliding Stop eine ganze Sandwolke aufwirbeln. Cutting-Horses, die bei ihren spontanen, blitzschnellen Wendemanövern auf stabilen, haltgebenden Untergrund angewiesen sind.
Es gibt also offenbar ganz unterschiedliche Anforderungen an den Untergrund, auf dem die verschiedenen Reitsportdisziplinen ihre Wettkämpfe austragen. Aber wie steht es mit dem Konnex zur Gesundheit unserer Sportpferde? Ist der beste Boden für’s Springturnier, der diesen perfekten Halt am Absprung und in der Wendung garantiert, auch der nachhaltig beste für die Gesundheit? Und wie ist es mit denjenigen Dressurpferden, die kaum je etwas anderes als Outdoor-Sandplatz oder Reithallenboden unter die Füsse bekommen? Wir fragten ein paar Profis, die sich alle aus einem anderen Blickwinkel mit dem Thema befassen – und sich doch in zentralen Punkten einig sind.