Irgendwie war der Sommer 2022 einfach zu heiss und zu beviecht für die meisten Rösseler. Vor lauter Flucht vor der Hitze und den Stechbiestern blieben lange Ausritte oder gar Wanderritte in unseren Gefilden auf der Strecke. Doch jetzt kommt der Herbst mit angenehmen Temperaturen, bunten Wäldern, klarer Luft und warmem Licht. Die Gelegenheit, die eine oder andere längere Tour doch noch unter die Hufe zu nehmen.
Von Daniela A. Caviglia
Natürlich muss an dieser Stelle nicht bei Adam und Eva angefangen werden. Unsere LeserInnen wissen, dass für längere Ausritte die Ausrüstung von Pferd und Reiter, angefangen beim Fussschutz des Menschen und dem Hufschutz des Vierbeiners bis hin zum richtigen Hut/Helm für den Zweibeiner und die richtigen Kopfstücke für das Pferd. Bei letzterem Mehrzahl, falls es auf längere Ritte mit Pausen geht, damit das Ross sicher angebunden werden kann. Und das geht nun mal nicht mit der Reittrense.
Links zu Einsteigertipps
Wer sich dennoch für Einsteigertipps interessiert oder nochmal durchchecken will, ob auch wirklich alles noch in Ordnung ist, der ist beispielsweise auf der Seite des inzwischen eingestellten «Wanderreiten Magazins» goldrichtig. Einige Direktlinks:
- FAQ des Wanderreitens – Rundum-Wissen für Wanderreiter: bit.ly/3ROaz7Q
- Tipps für Anfänger im Wanderreiten – So gelingt der Einstieg: bit.ly/3RJa4f5
- Die Ausbildung des Wanderreitpferdes: bit.ly/3DokVY7
Die Ausrüstung
Ob Western-, Vielseitigkeits- oder Wanderreitsattel, ob Wanderreitzaum, Knotenhalfter oder normale Reittrense; welche Ausrüstung man beim Pferd bevorzugt ist fast so unterschiedlich wie die Präferenzen bei der eigenen Kleidung. Wanderreiten Alpentrekking hat eine Liste für lange Ritte inklusive Übernachtungen zusammengestellt, basierend auf den eigenen Erfahrungen: www.bit.ly/3RE3bvK. Tipps zur Ausrüstung von Pferd und Reiter stellt auch Decathlon zur Verfügung, natürlich kombiniert mit Werbung für die eigenen Produkte, dafür nicht auf persönlichen Präferenzen basierend: www.bit.ly/3RSQQ6C.
Der Knigge
Auch in diesem Thema sind unsere LeserInnen garantiert sattelfest. Dennoch ein paar Erinnerungen, die das Image von uns allen schützen helfen. Es versteht sich von selbst, dass auch auf längeren Ausritten und Wanderritten Reitverbote respektiert werden. Auch wenn das bedeutet, dass man seine geplante Route ändern muss. Bei nassem Wetter meidet man unbefestigte Wege, um keine Schlammpisten zu hinterlassen. Wanderwegen mit Treppenstufen bleibt man immer fern, denn die Wege sind oft mit viel ehrenamtlichem Einsatz von Vereinsmitgliedern erstellt worden und es ist respektlos, die in Handarbeit erstellten Stufen mit den Pferdehufen zu schädigen.
Wiesen und Felder sind keine Galoppstrecken, ausser, man kennt die Landwirte, denen sie gehören und man hat eine offizielle Erlaubnis. Der Wald ist kein Abenteuerspielplatz, sondern Lebensraum für zahlreiche Wildtiere. Deshalb bleibt man auf den Wegen und reitet nicht querwaldein. Führt eine Reitrunde streckenweise über Strassen, hält man sich an die Verkehrsregeln, und führt sie durch Wohngebiete, so entsorgt man die Pferdeäpfel. Gerät man in die Abenddämmerung oder startet man frühmorgens, sorgt man für ausreichende Beleuchtung von Pferd und Reiter. Auch wenn man ausserhalb des eigenen Reitgebiets unterwegs ist, so hält man sich an die Verhaltensregeln, um den ReiterInnen, die hier zuhause sind, Ärger und neue Reitverbote zu ersparen.
Routenplanung
Wer ein Zuggespann hat, dem stehen mehr Möglichkeiten offen als ReiterInnen ohne Hänger, die ihre Routen als Rundritte vom Stall und wieder dahin zurück planen müssen. Mobile Rösseler können entweder einen Ritt vom heimischen Stall zum Zielort, einen in neuem Gelände von A nach B, einen Rundritt in unbekanntem Gelände oder einen Heimritt durch unbekanntes Gelände von einem entfernten Startort aus planen. Der Vorteil bei Wanderritten oder grösseren Ausritten vom heimischen Stall aus ist hingegen, dass man einen Teil des Geländes schon kennt und die Route somit einfacher zu planen ist.
Denn wenn wir den vorherigen Abschnitt über die Verhaltensregeln anschauen, so wird schnell klar, dass eine kostenlose App oder eine Karte nicht ausreicht, um zuverlässig reitbare Routen zusammenzustellen. Jedenfalls nicht in hügeligem Gelände oder in den Bergen. Zwar kann man Steigungen und Gefälle, also die Geländetopografie erkennen, ob diese steilen Wegstücke jedoch mit Stufen oder einem reitbaren Weg überwunden werden müssen, ist der Karte in den wenigsten Fällen zu entnehmen. Helfen kann der Austausch mit Gleichgesinnten, die allenfalls das gewählte Wanderreit-Gebiet kennen. Entweder quartiert man sich auf einer guten Wanderreitstation ein und kann sich bei der Routenplanung vor Ort helfen lassen oder gar begleitete Wanderritte buchen oder man tauscht sich online über Routen aus, beispielsweise in der Facebook-Gruppe «Wanderreiten Schweiz»: www.bit.ly/3RO4jg1.
Online-User haben nicht automatisch recht
Doch Vorsicht: Nicht jede Route, die einem Facebook-Nutzer oder Online-User zusagt, ist auch für alle ReiterInnen geeignet. Ein Beispiel dafür, dass man sich nicht auf Informationen in Foren und Social-Media-Diensten verlassen darf, ist die Bergrettung von 99 SchülerInnen und mehreren Lehrpersonen im Juni dieses Jahres im Kleinwalsertal in Österreich. Die 107 Personen gerieten in Bergnot, nachdem eine Lehrperson die Wanderroute mittels Internet geplant hatte.
«Im Netz sei die Route als ‘klassische Feierabendrunde’ beschrieben worden, erklärte die Polizei. ‘Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat ein teilweise ausgesetzter Weg mit Kletterpassagen, der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert.’ Deswegen sei die Tour in den offiziellen Wanderführern nicht mehr ausgeschrieben», hiess es in den Medien (Quelle: www.bit.ly/3B5KfPt). Die Rechnung für die Rettungsaktion, bei der mehrere Hubschrauber im Einsatz waren, geht nun an die deutsche Schule und beträgt rund 18 000 Euro. Ein kurzer Anruf beim örtlichen Tourismusbüro oder bei einer der umliegenden Gemeinden hätte dieses Desaster verhindert. Darum Online-Informationen immer hinterfragen und nicht nur eine einzige Quelle heranziehen.
Apps oder Karten?
Unterdessen gibt es zahlreiche Apps, mit denen man Routen planen, Ausritte tracken und teilen kann. Auch topografische Karten sind online verfügbar. Letztere bedingen Kenntnisse über die Bedeutung der Linien und Zahlen sowie in vollständig unbekanntem Gelände auch über den Umgang mit dem Kompass. Bei den Apps ist die Auswahl sehr gross. Jedoch haben fast alle etwas gemeinsam: Offline-Karten und detaillierte Wegangaben gibt es nur in den kostenpflichtigen Varianten. So bietet beispielsweise die «Reiter App» die Wanderreitkarten nur in der Premium-Variante an und bei AllTrails sind Weginformationen wie beispielsweise Trittstufen nur in der Pro-Version verfügbar.
Die Links zu einigen Apps sind im Kasten «Apps» zu finden. Welche man bevorzugt, ist sehr individuell. Für die Planung von Wanderritten oder längere Reitrunden sinnvoll ist, wenn die App auch «Reiten» als Sportart integriert hat und sich nicht nur an Wanderer, Trailer und Biker richtet. Ebenfalls sinnvoll ist die Funktion Offline-Karten, denn auch 2022 gibt es noch zahlreiche Funklöcher, die einem sonst ganz schön ins Schwitzen bringen können. Der Funktion «Route teilen», welche die meisten Apps haben, steht die Redaktion mit gemischten Gefühlen gegenüber und hat sie bei den Apps, die hier in Gebrauch sind, alle deaktivert. Zwar kann es hilfreich sein, eine bereits geplante und online gestellte Route nachreiten zu können, aber wie gesagt: Solche Empfehlungen müssen mit viel Vorsicht genossen und immer hinterfragt werden.
Öffentliche «Geheimtipps»
Der zweite Grund, weshalb die eigenen Routen nicht unüberlegt geteilt werden sollten, ist deren Attraktivität. Je schöner eine Wanderreitroute, ein idealer Rundritt, ein langer Galoppweg oder eine Pferde-Badi ist, umso grösser ist das Potenzial, zu einem Hotspot zu werden. Gut für die Tourismusorganisation vor Ort, schlecht für diejenigen, welche bislang auf ihrer Runde, an ihrem Bachufer die Ruhe genossen haben oder direkt am neuen Rösseler-Hotspot wohnen. Und häufig ein Grund für Reit- oder Tierverbote, für begrenzte Zugangszeiten oder explodierende Zutrittskosten. Auch der Caumasee in Flims war mal eine ruhige Ecke, jedenfalls ausserhalb der Schulferien und Wochenenden, der Crestasee bei Trin ein Geheimtipp, an dessen Ufer man noch unter freiem Himmel übernachten und ganze Wochenende in absoluter Ruhe verbringen konnte. Instagram sei Dank sind diese Seen unterdessen ebenso Hotspots wie das Gasthaus Äscher oder der Aletschgletscher.
Fazit
Wanderritte und lange Ausrittrunden müssen gut vorbereitet werden. Sowohl die Ausbildung als auch die körperliche Kondition und die Ausrüstung müssten passen – bei Reiter und Pferd. Routen sollen sorgfältig und unter Berücksichtigung des Rösseler-Knigges geplant werden. Ausweichrouten oder zusätzliches Zeitbudget sind sinnvolle B-Pläne. Informationen und Empfehlungen aus dem Internet immer hinterfragen und allenfalls telefonisch vor Ort nachfragen. Gut überlegen, was und mit wem man Routen, Bilder, Standort oder andere Informationen online teilen will. Im Zweifelsfall gut dokumentierte Routen von Tourismusorganisationen und Wanderreitstationen wählen oder gar begleitete Wanderritte buchen.
Apps zur Routenplanung
Alphabetische Reihenfolge, nicht von allen Apps gibt es kostenlose Varianten und in nicht allen kostenlosen Varianten sind essenzielle Funktionen verfügbar.
AllTrails: www.bit.ly/3cYTUiS
Komoot: www.bit.ly/3B6Ugw9
ReiterApp: www.bit.ly/3AZAr9X
Outdooractive: www.bit.ly/3RSOEMq
Online-Karten Schweiz
Swiss Geoportal: http://map.geo.admin.ch
SchweizMobil: www.schweizmobil.ch
Destinationen & Anbieter
Eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne eigenes Durchtesten.
Die 10 besten Reitrouten in Schweiz: www.bit.ly/3TWggCp
Die schönsten Ausritte zum Wanderreiten: www.bit.ly/3TYQi0S
Wanderreiten bei «Reiten total»: www.reiten-total.ch/wanderreiten-schweiz/
Regionen
ASRE-Wanderreitnetz: www.bit.ly/3er8obG
Reitaktivitäten | Jura Tourismus: www.bit.ly/3TQhfnH
San Jon – Reitstall Scuol: www.bit.ly/3xcCma5
Wanderreiten | Engadin: www.bit.ly/3qIO20J
Pferdetrekking im Wallis: www.bit.ly/3QA6zGO
Deine Erfahrungen?
Welche Erfahrungen hast Du mit Wanderreiten und Routenplanung gemacht? Was kannst Du an Ausrüstung, Apps oder weiteren wichtigen Ausrüstungsgegenständen empfehlen? Maile uns an redaktion@kavallo.ch