Ratgeber: 12/19

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Auf Stroh sollen wie auf Heu auch Pilze festzustellen sein, weshalb Stroh nach der Ernte ebenfalls zuerst einmal ausschwitzen soll. Wie lange muss man warten, um Stroh einzustreuen oder als Futter zu reichen? Ist Stroh als Träger gefährlicher als Heu? Und lassen sich auch Insektizid-Rückstände nachweisen, die für Pferde schädlich sein könnten? A. F. in H.
DGrundsätzlich macht Stroh, ebenso wie Heu, zu Beginn der Lagerung Stabilisierungsprozesse durch, es «schwitzt aus» und erreicht erst dadurch seine gewünschte Trockenheit. Es ist ideal, wenn das Stroh in dieser Zeit noch nicht verfüttert werden muss, sondern erst nach vier bis sechs Wochen.
Pilzbefall möglich
Selbstverständlich kann auch auf Stroh ein Pilzbefall auftreten, entweder, wie dies häufig beim Ökoheu festgestellt werden kann, noch im stehenden Bestand, oder aber, wenn das Stroh nach der Ernte zu wenig sorgsam eingebracht wird. Bei der Getreideernte steht die Kornreife im Vordergrund und das Stroh entsteht als wenig «umsorgtes» Nebenprodukt. Stroh, welches für Pferde verwendet werden soll, sollte aber mit grösserer Achtsamkeit geerntet und verarbeitet werden als für die Rindviehhaltung, weil es dort hauptsächlich als Einstreu dient.
In der Schweiz kann Getreide im konventionellen Anbau mit Fungiziden behandelt werden, allerdings nur bis spätestens sieben bis acht Wochen vor der Ernte. Bei Extenso-Getreide darf hingegen kein Pilzmittel verwendet werden. Dafür steigt beim Extenso-Stroh das Risiko für pilzbedingte Mykotoxine – ähnlich wie beim Ökoheu, welches ebenfalls unbehandelt ist. Für Stroh aus dem Ausland gelten je nach Herkunft möglicherweise andere Grundsätze.
Die Strohqualität ist grossen Schwankungen unterworfen, vor allem je nach Vegetationsverlauf und Herkunft. Ein nasser Frühsommer und Regeneinbrüche während der Ernte drücken empfindlich auf die Qualität.
Ob Stroh mit Pestizid-Rückständen kontaminiert ist, kann nicht ausgeschlossen werden. Die heutigen Analysemethoden sind dermassen fein, dass möglicherweise ein Stoff nachgewiesen werden könnte. Ob eine Kontamination in geringer Menge allerdings für die Pferde wirklich schädlich ist, wäre zu beweisen.
Aus Angst vor Pestizid-Rückständen oder Mykotoxinbelastung nun aber auf Stroh zu verzichten, halte ich für falsch. Zum einen ist die Strohmenge, die die Pferde fressen, bedeutend kleiner als die tägliche Heuration, entsprechend geringer ist der Einfluss auf die Physiologie. Zum anderen werden viele unserer Pferde wenig genutzt, viele gehören zudem leichtfuttrigen Rassen an. Entsprechend gering ist ihr Bedarf an Energie und Eiweiss. Gleichzeitig sollen die Pferde möglichst rund um die Uhr beschäftigt sein, um das Auftreten von Magengeschwüren und anderen Verdauungsstörungen zu verhindern. Immer häufiger wird deshalb der Ruf nach einer Ad-libitum-Fütterung von Heu laut. Im gleichen Masse wie diese zugenommen hat, stieg aber auch die Verbreitung übergewichtsbedingter Gesundheitsprobleme – ein echtes Dilemma!
Fazit:
Für wenig genutzte Pferde und Robustrassen muss Futter mit einer geringen Nährstoffdichte her, wie dies Ökoheu und Stroh sind. Dabei erscheint es mir unproblematischer, 75 bis 80 % der Raufuttermenge mit einem in der ersten Hälfte der Gräserblüte geschnittenen Heu abzudecken und ein qualitativ sehr gutes Futterstroh für den Rest anzubieten, als auf Ökoheu zu setzen.

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