Aus “Kavallo” 11/24: Astrid von Velsen-Zerweck leitet seit 17 Jahren als Landoberstallmeisterin das Haupt- und Landgestüt Marbach. Eines ihrer Hauptanliegen besteht darin, das Pferd in all seinen Facetten einer breiten Bevölkerung näherzubringen. «Kavallo» hat nachgefragt, welchen Weg sie mit ihrem Team beschreitet, um die Pferde-Geschichte lebendig zu erhalten und unseren Sport zukünftig in einem guten Licht zu präsentieren.
Text: Muriel Willi, Fotos: ZVG Gestüt Marbach
Frau von Velsen-Zerweck, Pferde haben für uns einen Wert als Sport- und Freizeitpartner. Worin aber besteht der gesellschaftliche und kulturelle Wert dieser Tiere?
Pferde sind ein lebendiges Kulturgut, denn mit dem Menschen verbindet sie eine über Jahrtausende dauernde gemeinsame Geschichte. Wir haben sie für uns zivil, höfisch und militärisch nutzbar gemacht und züchterisch immer weiter spezialisiert. Rund ums Pferd haben sich verschiedene Techniken und Berufe entwickelt, man denke an verschiedene Anspannungstechniken oder den modernen Springsitz, an Berufe wie Hufschmied, Wagner oder Sattler. Neben diesem immateriellen Kulturerbe, das sich ständig im Sinne des Pferdewohls weiterentwickelt, gibt es materielle Zeugnisse dieses Zusammenlebens wie Gestütsanlagen, Reithallen und Rennbahnen, Kutschwagen und Geschirre oder Gedenkstätten für berühmte Pferde. Nicht vergessen dürfen wir auch die bildende Kunst, die Literatur und die Musik, worin Pferde immer wieder auftreten. Diese edlen Vierbeiner spielen also eine zentrale Rolle in unserer Zivilisationsgeschichte. Unsere Aufgabe in staatlichen Gestüten, aber auch in Privatställen und Vereinen ist es, das materielle Erbe zu pflegen und dieses Wissen und diese Fertigkeiten rund um das Pferd lebendig zu erhalten.