Ich wurde fast wortwörtlich in den Sattel geboren, denn ich sass bereits auf dem Pferd, bevor ich laufen konnte. Meine grosse Leidenschaft gehört dem Dressursport, doch auch das Springreiten macht mir viel Freude.
Anne-Sophie Schneider, Gewinnerin Kategorie L Swiss Juniors Cup 2021
Meine Pferde bedeuten mir unglaublich viel, weil sie meine besten Freunde sind und zugleich ein grosser Teil meiner Familie. Wenn es um meine Pferde geht, bin ich sehr passioniert und kann auch mal bis spät in die Nacht arbeiten. Ich wurde fast wortwörtlich in den Sattel geboren, denn ich sass bereits auf dem Pferd, bevor ich laufen konnte. Meine grosse Leidenschaft gehört dem Dressursport, doch auch das Springreiten macht mir viel Freude. Ich habe grosses Glück, dass mich meine Mutter von Anfang an unterstützt hat und auch heute verpasst sie kein Turnier. Wir sind zu Hause wie auch auf dem Turnier ein eingespieltes Team, seien es die Glücksrituale vor dem Start wie zum Beispiel das Einflechten oder das Auftrensen, sie hilft, wo sie kann. Zu Hause hilft sie mir beim Schmieden der Trainigspläne meiner Pferde, vieles mache ich selber, weil meine Mutter viel im Laden arbeitet, aber wenn ich mal ratlos bin, rufe ich sie an oder frage sie auf dem Weg nach Hause und sie hat immer eine gute Idee auf Lager. Tage, an denen ich mal unmotiviert bin, trete ich mir selbst in den Hintern, denn von nichts kommt nichts. Sobald ich dann aber auf dem Pferd sitze, ist die Motivation wieder da.
Abwechslung im Training
Für mich ein absolutes MUSS, denn Pferde leisten erst mit vollem Elan vollen Körpereinsatz. Auch meine Dressurpferde werden einmal in der Woche gesprungen, gehen etwa dreimal die Woche ins Gelände und auch im ZKV Future Lager im Sommer sind die CC-Sprünge nicht mehr vor uns sicher. Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen den Pferden, klar hat jedes Pferd seine Stärken und Schwächen, jedoch darf man Pferde nicht zu sehr vermenschlichen. Jedes Pferd kann querfeldein über Wurzeln laufen oder etwas springen oder oder oder … Ich lege sehr grossen Wert darauf, dass meine Pferde ein abwechslungsreiches und spassiges Training haben. Ich möchte, dass alle meine Pferde ein auf sie abgestimmtes Training erhalten.
Gezieltes Muskulatur-Training
Die Muskulatur des Pferdes wie auch die des Reiters spielt eine grosse Rolle, es ist sehr wichtig, dass das Pferd wie auch der Reiter eine gesunde und korrekte Muskulatur haben. Die Muskeln sind unser Baugerüst, auf dem kann man aufbauen. Ein Pferd, welches eine korrekte Bemuskelung hat, wird automatisch schöner zu reiten, da es dem Pferd leichter fällt, sich selbst zu tragen. Das Gleiche gilt für den Reiter, ein Reiter mit einer stabilen Rumpfmuskulatur kann viel geschmeidiger und ruhiger sitzen. Ich habe das Glück bei uns im «Stall Chriesiweg», die perfekten Möglichkeiten zu haben, um genau dies zu fördern. Wir haben ein Laufband, auf welchem man alles individuell auf das Pferd anpassen kann (Geschwindigkeit, Programm mit Intervalltraining und Steigung etc.). Dazu haben wir ein wunderschönes Ausreitgelände, wo wir einerseits Richtung Urtenen, Jegenstorf und Scheunen reiten können, andererseits den wunderschönen und riesengrossen Grauholzwald. Im Grauholzwald kann man gefühlt stundenlang den Berg hinauftraben und richtig schön Muskulatur und Ausdauer aufbauen. Mit meinen Trainern Hansjörg Frey, Silvia Schneider und meiner Mutter achte ich sehr darauf, dass meine Pferde die richtige Muskulatur aufbauen. Auch ich trainiere wöchentlich oder in den Ferien/am Wochenende täglich an meiner Muskulatur. Vom Kader aus haben wir auch die Möglichkeit, mit Sportlehrern vom Swiss-Olympics zu trainieren. Rico Stalder bringt uns dabei immer zum Lachen und mit ihm macht Sporttraining und Krafttraining sogar richtig Spass.
Mental stark
Durch den Swiss-Olympics werden wir auch mental stark, denn wir haben auch hier die Möglichkeit, uns mit Mentaltrainern von Swiss-Olympics zu stärken. Christian Finger bringt unsere Hirnzellen im Kaderlager, welches im Sommer im NPZ stattfindet, oft zum Kochen. Mit seinen teilweise sehr herausfordernden Aufgaben bringt er uns immer zum Schmunzeln, denn etwas blöd fühlen wir uns beim Hinterherjagen eines Tischtennisballes, welcher uns bei der Aufgabe davongesaust war, dann schon.
Auch bei den Pferden ist es wichtig, dass sie mental stark sind. Ein ausgeglichenes Pferd ist das A und O im Pferdesport. Darauf lege ich sehr grossen Wert, dass meine Pferde genügend Auslauf bekommen und es ihnen an nichts fehlt. Toll ist natürlich, dass die Pferde bei uns im Stall immer und so gut wie bei jedem Wetter den halben Tag rauskommen, im Sommer wie auch im Winter. Nicolas und Daniela Mori-Marti wie auch Madeleine und Jürg Marti schauen immer und zu jeder Zeit, dass es den Pferden an nichts fehlt. Es ist sehr wichtig, dass auch unser geliebter Athlet sich ausgeglichen und mit kühlem Kopf auf das Training konzentrieren kann. Pferde sollen Pferde sein dürfen.
Meine Leidenschaft, der Dressursport
Mir hat es der Dressursport angetan, ich liebe es zu spüren, wie das Pferd unter einem anfängt zu tanzen. Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn mein Pferd unter mir seine ganze Kraft in einen spielerisch leicht aussehenden Tanz umwandelt. Ein solch grosses und eigentlich unberechenbares Tier unter mir zu haben, welches auf jede kleinste Hilfe achtet und nichts falsch machen will. Diese Energie, welche in ihm steckt. Mit gespitzten Ohren auf die Mittellinie und noch einmal zeigen, was in ihm steckt. Die Exaktheit und die Harmonie im Viereck ist das, was den Dressursport ausmacht. Ich liebe es, an Kleinigkeiten zu feilen und alles möglichst spielerisch aussehen zu lassen. Darauf achtet nicht nur Silvia Schneider, sondern vor allem auch Hansjörg Frey, er sieht alles und er feilt mit mir gerne an den Lektionen und der Basis herum, während ich mich mit Silvia auf die weiteren Schritte konzentriere.
Dressur wird oft unterschätzt oder ins Negative gezogen. Nur weil man Dressurreiter ist, heisst das noch lange nicht, dass man Rollkurreiter oder Ähnliches ist.
«Ohne Fleiss kein Preis» oder doch nicht?
Ohne Fleiss kein Preis, aber ohne Motivation ebenso nicht. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich mit meinem liebevoll «Zwerg» genannten Erfolgspferd, eigentlich Flashdance, während der Saison gar nicht viel trainiere. Nach dem Turnierwochenende hat er erst einmal einen Tag nur Weide oder auch mal Longe oder Laufband, dann wird er am nächsten Tag ausgeritten und muss dann zwei Tage arbeiten (einmal Stunde und einmal locker vorwärts-abwärts), um am Tag vor dem Turnier dann wieder ausgeritten zu werden. Ich würde nicht behaupten, dass das nicht fleissig ist, denn mit den Turnieren dazugezählt arbeiten wir doch sehr fleissig. Aber so behält mein geliebter Zwerg die Motivation, das ist für mich das Wichtigste. Er ist ein sehr sensibles Pferd, er ist sehr schwer einzuschätzen, da er sehr motiviert ist, manchmal sogar übermotiviert, und dennoch darf man ihn nicht überfordern, da er mit viel Druck nicht umgehen kann.
Mein Weg
Ich bin sehr dankbar, dass ich viele verschiedene Pferde reiten darf. Das gibt mir die Möglichkeit, viel zu lernen, von jedem Pferd kann ich vieles mitnehmen. Ich danke jedem, der mir sein Pferd anvertraut. Ganz viel habe ich von meinem geliebten kleinen weissen Wuschel «Fine» gelernt. Dieser unfassbaren kleinen Shetty-Stute habe ich so viel zu verdanken. Doch bevor Fine zu uns in die Familie zog, durfte ich schon viel auf der Selle-Français-Stute meiner Mutter lernen. Als Krispy dann auf die Altersweide zog, entdeckten wir Flashdance, ein kleines ungebändigtes Baby, welches aussah wie ein kleiner Mustang. Den kleinen süssen Mann kannten wir bereits, doch er war eigentlich gar nicht das, was wir uns als Familienpferd vorstellten. Doch nach kurzer Zeit zog Flashdance dann doch zu uns nach Schüpfen. Der kleine Mann kam kurz nach seinem dritten Geburtstag zu uns. Von da an ging die Reise mit unserem kleinen Mann los. Ich fand ihn schon immer beeindruckend, wenn mein «Gotti» Silvia Schneider ihn auf dem Viereck geritten ist, stand ich am Rand des Vierecks und träumte davon, ihn eines Tages reiten zu dürfen. Das Anreiten und das weitere Training verliefen relativ unkompliziert, sodass ich eines Tages meinen heute liebevoll«Zwerg» genannten Flash nach dem Training etwas Schritt reiten durfte.
Als ich dann zu gross für Fine wurde und Flash noch zu jung für mich war, machten wir uns auf die Suche nach einem Pferd für mich. Wir suchten lange, reisten durch ganz Deutschland, doch ich hatte mit keinem Pferd einen WOW-Effekt. Doch dann kam Donatella, mein Seelenpferd, wir fanden sie in einem kleinen Handelsstall an der Grenze zu Österreich. Ich habe mich sofort in diese Rappstute verliebt, so zog Donna zu mir. Mit ihr erritt ich das Brevet und die Dressurlizenz, sie war nie einfach, aber mit ihr konnte ich über 20 Schleifen nach Hause bringen, unter anderem auch ein paar weisse. Dann änderte sich alles auf einen Schlag: Donna bekam im Frühling 2020 eine Nierenvergiftung, sie fiel die ganze Saison aus. So kam der Umstieg auf Flash, wir hatten eine tolle Saison. Im Winter trainierte ich Donna wieder an, doch auch im Frühling 2021 blieben wir nicht verschont, Donna musste am Vorderbein operiert werden, sie fiel wieder die ganze Saison aus. Mein geliebter Zwerg und ich gingen also wieder auf Turniere. Diese Saison konnten Flash und ich so gut wie alles gewinnen, mein Zwerg brachte elf Mal eine weisse Schleife nach Hause. Der wahnsinnige Abschluss war der Sieg beim Swiss-Juniors-Cup-Final. Ich bin endlos dankbar für all das, was ich bis jetzt erreichen durfte, und ich danke vor allem meinen Trainern und meiner Mutter, nicht zu vergessen meinen unbeschreiblich tollen Pferden.
Dressur-Nachwuchsförderung
Dressurreiten ist eine der drei Olympischen Pferdesportarten. Die Schweizer Regionalverbände sind die Trägerschaft der lokalen und regionalen Förderstufen, der Schweizerische Verband für Pferdesport bildet die Trägerschaft der nationalen Förderstufen.