Die CC-Kader waren eingeladen zu einer Kombinierten Prüfung auf der Hardwiese, dem schönsten Reitplatz Zürichs. Mitten in der Saison und kurz vor der EM fanden nicht allzuviele Kadermitglieder Zeit für diese durchaus anspruchsvollen Prüfungen auf 2*- und 4*-Level, die deshalb auch für Nichtkadermitglieder geöffnet und in ein grösseres Angebot eingerahmt wurden mit Welcome-Prüfungen und einem zweiten Wochenende mit vielen weiteren Attraktionen (www.reitturnier-hardwiese.ch).
Christoph Meier
Das OK-Team um Christian Steinmann leistete Top-Arbeit und viele Kinder und Jugendliche, alle in schönen dunkelblauen Hardwiese-T-Shirts, halfen überall eifrig mit und sorgten für diese einmalige Hardwiese-Stimmung, die allen Anlässen auf diesem schönen Platz den fast ausgestorbenen ‘touch of class’ geben. Für alle, die nicht dabei waren, hat die Pferdefotografin Katja Stuppia ganz viel davon festgehalten. Passend zum Kadertrainingscharakter der beiden Kombinierten Prüfungen konnten die Teilnehmer aus mehreren Dressurprogrammen auswählen, die zu ihrem aktuellen Ausbildungsstand passten. Wie immer bei der subjektiven Komponente, die die Dressurrichterei mit sich bringt, wogten die Debatten hin und her unter dem Dach der mit kreativen Angeboten bestens bestückten Festwirtschaft, ob nun die bravste, genauste und langweiligste Darbietung höher zu bewerten sei oder doch eher die schwungvoll-dynamische mit Höhepunkten und ein paar Präzisionsmängeln.
Aber bei den beiden Spitzenvorführungen von Beat Sax mit Secret, der das 4*-B-Programm ritt und Eveline Bodenmüller, die mit Andreas Ruedis Watermill Giorgio das 3*-B zeigte, waren sich für einmal die meisten einig. Das war Klasse und wurde mit über 70% belohnt. Auch die Jungen Reiterinnen Nadja Minder und Désirée Schmidt zeigten in beiden Prüfungen ansprechende Programme, mit denen sie in den vorderen Rängen landeten; wichtig, da beide am folgenden Wochenende bei der EM YR in Schweden am Start sind.
Der erfahren Parcours- und Geländebauer Ernst Beer stellte zwei niveaugerechte Kurse mit 22 Sprüngen auf, verteilt auf eine Distanz von 1100 Metern, davon ein überwiegender Teil mit fallenden Stangen überbaut. Er nutzte den ganzen Platz ausgiebig, was zu einer weitläufigen Derbystrecke führte, die von der Linienführung naturgemäss mehr einem Stadion-Cross als einem Parcours glich. Die Strecke klassierte – für die 4* wurden die Sprünge einfach entsprechend erhöht – viel stärker als erwartet. Vor allem der Teich forderte seinen Tribut.
Der Zeitplan war etwas stressig, da der Start der Springprüfung sich mit den letzten drei Dressurteilnehmern überschnitt, was dummerweise nicht ging, weil es dieselben drei Reiterinnen waren, die gleichzeitig im Viereck und im Parcours mit anderen Pferden hätten auftreten sollen. Trotz dieser Umstände, die vor allem die Reiterinnen mit mehreren Pferden unter Druck setzte, schaffte Eveline Bodenmüller mit drei Pferden, alle im Besitz von Andreas Ruedi, dem Initiator dieses CC-Anlasses, zwei Siege und eine Klassierung. Mit dem erfahrenen Watermill Giorgio RS gewann sie die 4*-Kombinierte, mit der Neuerwerbung Dark Gambler die 2*-Prüfung, in der sie mit Ballytarsna D Clover auch noch Vierte wurde.
Die ebenfalls vier Pferde vorstellende Nadja Minder ritt Amaris auf den zweiten Platz der 2*, gefolgt von Steffy Mylius, die sowohl Ruedi Bossards bildhübsche Vollblutstute Amansara (3.) wie das Nachwuchspferd Curry (6.) sehr gut durch den Parcours steuerte. Die beste 2*-Geländerunde zeigte Jasmin Gambirasio mit Jean-Jacques Fünfschillings Nobstar de Lully (5. Schlussrang). Ebenfalls in die 2*-Klassierung ritt mit einer guten Runde Philipp Kühne mit seinem ‘CH-Porsche’ Carrera vom Rugen. Nadja Minder verzichtete mit Spitzenpferd Toblerone auf den 4*-Parcours. Sie hätte wohl kaum Zeit gehabt, jedes Pferd vernünftig anzureiten. Aber sie ritt Aquila wie an der Schnur gezogen über die Wiese und landete punktgenau auf dem dritten Platz.
Die beste 4*-Springrunde zeigte Désirée Schmidt mit Fairy Tale B, was sie auf den verdienten zweiten Schlussrang brachte; mit Game Boy wurde sie zudem Vierte. Eveline, Nadja und der beide Pferde ausgezeichnet präsentierende Michele Moor ritten die 4*-Strecke flüssig, aber Désirée und Fairy waren das einzige Paar, das wirklich im Geländemodus loszog und damit über 30 Sekunden schneller unterwegs war als das für CC-Reiter eigentlich eher langsame geforderte Tempo von 350m/Min. Wer in höherem Tempo auf fallende Sprünge losreitet, braucht allerdings einen richtig guten Springer unter dem Sattel. So kann es nicht verwundern, dass Fairy Tale ein begabtes Springpferd ist, das Erfolge bis 130cm vorweisen kann.
Wenn wir an Tokio denken und an die immer häufiger in den Geländestrecken auftauchenden MIM-Sprünge, so bestärkt dies das Argument, dass das saubere Springen in unserem Sport immer wichtiger wird. Die Zeiten des Wischens von Hecken und Schlüpfens durch Bullfinchs gehören wohl bald der Vergangenheit an. Gerade deshalb sind solche Kombinierten Prüfungen wichtig, in denen wir lernen, den Mittelweg zwischen Gelände- und Parcours-Modus zu finden. Auf jeden Fall bleibt zu hoffen, dass die Hardwiese für CC-Reiter wieder zu einem Fixpunkt im Jahreskalender wird, wie sie das früher während vieler Jahre war.
Resultate: www.mybo.ch
Auf dem Bild: Eveline Bodenmüller mit Andreas Rüedis Watermill Giorgio RS gewinnt die KP 4*. (Fotografin Katja Stuppia, www.stuppia.com).