Aus “Kavallo” 03/24: Ein Trail ohne Kofferpacken mit wechselnden Landschaften ist nicht leicht zu finden. Der Faial Trail auf der gleichnamigen Insel mitten im Atlantik bietet genau das: dschungelartige Wälder, schwarze und rote Sandpisten sowie eine mondähnliche Szenerie samt Vulkan, die im krassen Gegensatz zur ansonsten immergrünen Inselvegetation steht. Als Zugabe: Meer und Brandung sind allgegenwärtig.
Von Carola Leitner
Der Feldweg führt schnurgerade zu den steil abfallenden Klippen. Ich lausche gedankenversunken der mit jedem Schritt lauter werdenden Brandung. Es ist der erste Reittag eines sechstägigen Trails über die azorische Insel Faial. Plötzlich vernehme ich ein anderes Geräusch. Meine Stute Calla ächzt und grunzt, schnaubt und brummelt. Irritiert prüfe ich die Bewegungen des Pferdes, beobachte die Ohren und versuche etwaige Verspannungen auszumachen. Hat sie etwas Falsches gefressen? Steht sie vor einer Kolik? „Ist alles in Ordnung?“, frage ich meine Fliegenschimmelstute auf Deutsch, denn für eine angeregtere Konversation reicht mein Portugiesisch nicht. Als Antwort bläst sie ein lautes „Brrrrhhhh“ durch die Nüstern. Als unser Guide Diogo, ein gebürtiger Azore, nahe den Klippen einen Foto-Stopp einlegt, frage ich ihn nach Calla´s Mitteilungsbedürfnis. Das mache sie immer, zerstreut er lachend meine Sorgen. Das sei ihre spezielle Art Entspannung auszudrücken. Während des Trails beobachte ich die Stute aufmerksam und bin sicher, dass Diogo recht hat.
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