Aus “Kavallo” 01-02/24: So einfach die Anweisung von Reitmeister Steinbrecht klingt, so anspruchsvoll und unumgehbar ist sie. Die natürliche Schiefe des Pferdes verlangt geraderichtende Arbeit mit dem Ziel, dass der Schub aus der Nachhand vollumfänglich auf die Vorhand übertragen wird. Und jede Art von Versammlung, von ‘Schliessen des Pferdes’, vermehrtem Untertreten der Nachhand und das Pferd ‘vor’s Bein kriegen’ verlangt Vorwärts-Impuls, sogar beim Rückwärtsrichten. Längsbiegung ist ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Geraderichtung, das aber am und im Sprung kontraproduktiv wird. Und der heilige Gral der Dressurlektionen ist das Schulterherein. Alles klar? Wenn nicht: ‘read more’.
Von Christoph Meier
‘Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade’ – ein berühmter Satz des deutschen Reitmeisters Gustav Steinbrecht (1808-1885), der – wie es allen berühmten Sätzen geht – oft missverstanden wurde als Freipass zu hektischem Geradeausbolzen. Wenn man genauer auf den Zusammenhang schaut im Klassiker ‘Gymnasium des Reiters’, der von Steinbrechts Schüler Paul Plinzner herausgegeben wurde, heisst es:
«Unter dem Vorwärtstreiben verstehe ich nicht ein Vorwärtstreiben des Pferdes in möglichst eiligen und gestreckten Gangarten, sondern vielmehr die Sorge des Reiters, bei allen Übungen die Schubkraft der Hinterhand in Tätigkeit zu erhalten, dergestalt, dass nicht nur bei den Lektionen auf der Stelle, sondern sogar bei Rückwärtsbewegungen das Vorwärts, nämlich das Bestreben, die Last vorwärts zu bewegen, in Wirksamkeit bleibt. Ferner verstehe ich unter der geraden Richtung des Pferdes nicht seine völlig ungebogene auf die abzuschreitenden Linien, sondern dass es unter allen Umständen, selbst bei stärkster Biegung seines Körpers und in den Lektionen auf zwei Hufschlägen, mit seinen Vorderfüssen den Hinterfüssen vorschreitet, die ihrerseits wiederum jenen unbedingt folgen.»
Es ist also, wen wundert’s, wieder einmal viel differenzierter.
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