Aus “Kavallo” 10/23: Wenn der Pfeil des Eros, des Gottes der Liebe, uns trifft, und wir hoffnungslos dahinschmelzen, sprechen die Franzosen von einem ‘coup de foudre’, einem Blitzschlag, der bekanntlich tödlich sein kann, die Angelsachsen von ‘falling in love’ – im Wissen, dass man wirklich in Tiefen und Untiefen fallen kann dabei, und ein schönes deutschsprachiges Bild ist das von den Schmetterlingen im Bauch. Wer es nicht kennt, ist zu bemitleiden, wer es kennt, manchmal auch. Und doch möchten wir es nicht missen. Vor allem, wenn Eros von einem Pferd aus auf uns geschossen hat.
Von Christoph Meier
Wer alles in seinem Leben aufgrund mehrfach von unabhängigen Treuhandbüros geprüften Excel-Tabellen und nach Rücksprache mit verschiedenen Buchhaltern entscheidet, kann getrost weiterblättern. Er ist mit einem TÜV-geprüften Fahrrad, wo klare Daten und Fakten vorliegen, eh besser bedient als mit einer derart unberechenbaren Wundertüte wie einem Pferd, das letztlich nur wenig weniger voraussehbar ist in seinem Sein und Tun wie eine Frau, dies ein Gedanke aus der Sicht eines Mannes. Und die Kupplerservices für die Vermittlung von ‘Beziehungen bis dass der Tod euch scheidet’ mit einem Vierhufer sind ganz ähnlich treffsicher wie all die Datingagenturen für Zweibeiner. Denn sie stolpern nicht nur über das unberechenbare und unerzwingbare ‘falling in love’, sondern bereits über die beiden widersprüchlichen Volksweisheiten ‘Gleich und gleich gesellt sich gern’ und ‘Gegensätze ziehen sich an’. Datingagenturen und Pferde-Empfehler orientieren sich meist mehr am ‘gleich-und-gleich’. Das fängt bei banalen Äusserlichkeiten an wie der Grösse. Kein Pferdehändler der Welt hätte dem über eins neunzig grossen Mark Todd den 158cm-kleinen Charisma, dessen Lieblingsbeschäftigung Fressen und Geknuddeltwerden war, angedreht. Die beiden holten als bisher einziges Paar zweimal hintereinander Olympiagold in der Vielseitigkeit.
Todd: “Ich sah da ein kleines, fettes, langhaariges Pony (es war Winter) – und ich war drauf und dran, zurück zum Auto zu gehen und zu sagen “Sowas kann ich nicht reiten”. Aber dann dachte ich, jetzt bist du den langen Weg hierhergefahren, jetzt kannst du dich ja auch schnell da draufsetzen. Und kaum hatte ich dies getan, fühlte er sich überhaupt nicht mehr wie ein Kleinpferd an, sondern schlicht umwerfend. Und ich sagte sofort zu, ihn zu reiten.”
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