Leserbrief zu Wie retten wir den Pferdesport’ von Juliane Barth, Kavallo 8/22 (hier als PDF)
Liebe Juliane
Vielen Dank für dein Engagement. Viele deiner Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Da es in dir ‘brodelt’, wie du schreibst, möchte ich versuchen, mit ein paar beschwichtigenden rationalen Erwägungen die Emotionen etwas zu glätten.
- Es gibt keine einzige menschliche Tätigkeit, ja nicht einmal einen einzigen menschlichen Gedanken, der nicht Widerspruch erzeugte, und das finde ich grundsätzlich gut so. Bestimmt wurde schon zu Xenophons Zeiten darüber gestritten, wie man am besten mit Pferden umgeht. Und ich vermute, es war damals schon so, dass sich keine zwei Rösseler in allem einig waren. Deinen Ärger darüber, dass nicht alle Rösseler auf der Welt alles ‘richtig’ machen – also so, wie du es für richtig hältst, oder irgendeine meist sportferne Ethikkommission es gerade für einzig richtig erklärt – kann ich also nicht ganz ernst nehmen. Lernen wir nicht immer noch täglich dazu dank und mit unseren Pferden? Und müssen wir dabei nicht immer wieder Vorurteile – also Dinge, die wir für ‘richtig’ hielten, hinterfragen oder gar über Bord werfen? Ich schon.
- Der markante Unterschied liegt m.E. darin, dass im alten Griechenland oder bei den Reiterheeren der Mongolen oder Hunnen der Kreis der über irgendetwas Streitenden beschränkt war. Heute hast du rund acht Milliarden Menschen, die sich an jedweder Kommunikation beteiligen können. Ich finde das worldwideweb mit allen neuen Kommunikationsmöglichkeiten genial und nutze es täglich, aber es impliziert, dass sich Viele zu Vielem äussern, von dem sie wenig bis nichts verstehen. Das betrifft natürlich auch die Pferdewelt. Das beste Beispiel sind Olympische Spiele. Da interessieren sich plötzlich alle für alle Sportarten und geben natürlich auch ihren Senf dazu, was manchmal rührend-naiv, manchmal einfach nur dumm und manchmal richtig bösartig rüberkommt. Die Frage ist nun: müssen wir wirklich jeden Schwachsinn, den irgendeiner der acht Milliarden Menschen der Welt verkündet, todernst nehmen und sofort gleich ins Brodeln kommen?
- Wie scheiden wir nun die Spreu vom Weizen bei denen, die uns etwas verbieten oder befehlen wollen oder scharfe Kritik anbringen an etwas, was uns wichtig ist? Meine Methode, die keineswegs beansprucht, die einzig zielführende zu sein, lässt sich in etwa folgendermassen zusammenfassen: Zuerst schaue ich mir die Kompetenz und Erfahrung des Kritikers oder ‘etwas-verbieten-Wollenden’ an. Ist die nicht überzeugend, hat dessen Anliegen schon ein riesiges Fragezeichen. Ich orientiere mich beispielsweise nicht an Greta, sondern an vielen, möglichst uneinigen Wissenschaftlern, wenn es ums Klima geht. Ich orientiere mich weder an Herrn Lauterbach noch an unserem Herrn Berset in Corona-Fragen, sondern auch hier an brillanten, nüchternen Wissenschaftlern wie Pietro Vernazza. Und bei den Pferden orientiere mich an denen, die die Pferde leistungsfreudiger, geschmeidiger, schöner, athletischer, strahlender und ja: glücklicher machen, und sicher nicht an tierfernen, ideologiegetriebenen Selbstdarstellern. Dann schaue ich mir noch die Motivation der Verbieter oder Kritiker an:
- Herostratos zündete 356vChr. den wunderschönen Tempel der Artemis in Ephesos an, um ‘unsterblichen Ruhm’ zu erlangen. Er war nichts weiter als ein idiotischer, geltungssüchtiger, inkompetenter, nichtsnutziger Trottel, aber man kennt ihn bis heute. Bei all seinen Nachahmern spricht man deshalb von ‘herostratischem Ruhm’ und meint damit all die Menschen, die die Einsicht tätigen, dass sie mit etwas Positivem nie die Berühmtheit erlangen, von der sie träumen, und die es deshalb auf dem negativen Weg versuchen. Du findest diesen Menschentyp so häufig, dass man sich auch fragen kann, ob nicht in allen Menschen eine Prise Herostratos schlummert? Nimm nochmals Greta, weil die alle kennen: Das m.E. ziemlich unattraktive, behinderte, weder intellektuell noch künstlerisch besonders begabte Mädchen schaffte es, mit ganz bewusster und immer wieder bewusst betonter Panikmache – also etwas läppisch Negativem – weltberühmt zu werden. Aktueller wäre vielleicht die deutsche Bundestagsabgeordnete Emilia Fester, die dank der an Dummheit schwer zu überbietenden Furzidee eines Wahlrechts für Zweijährige gerade grosse Bekanntheit erlangt hat. Klar, fast alle halten sie für strohbohnenblöd, aber immerhin ist sie im Gespräch und ihr Name bekannt geworden. Von solchen Figuren wimmelt es natürlich auch bei Peta und anderen selbsternannten ‘Tierschützern’. Ich mache jetzt keine Beispiele, aber ich habe Peta-Texte gelesen, die schon fast wieder witzig waren in ihrer geistigen Unbedarftheit und Tierferne.
Fazit: Calm down. Vielleicht doch ein wenig abwenden, zumindest von den Dummen, und fröhlich weiterreiten. Das Problem, dass man über den Umgang mit Pferden zutiefst uneinig sein kann und sein darf, ist keineswegs neu und ist m.E. auch nicht brisanter geworden seit Xenophon, ich wage sogar zu behaupten: im Gegenteil. Neu ist nur, dass sich auch die Inkompetentesten dazu lauthals äussern können. Meine simple Antwort ist: Selektion. Debatte nur mit den Fachkompetenten, die mit guten Argumenten Optimierungsvorschläge machen. Und zwar nicht emotionalisiert, sondern schön nüchtern, aufgeklärt, mit Verstand. Und alles, die geltenden Regeln und alle Verbesserungsvorschläge immer wieder hinterfragen, wie du das auch machst mit der Kandare in der Dressur (für Trensenzäumung in M-Prüfungen stritt ich schon vor 25 Jahren und erhielt unter Wehklagen der strotzkonservativen Disziplinheinis damals eine einmalige Ausnahmebewilligung, weil es um die OS ging…). Und das Kindergeschrei, das Peta und ähnliche Selbstdarsteller veranstalten, schmunzelnd im Wind verhallen lassen. Vielleicht könnte man ja auch eine Selbsthilfegruppe oder gar ein Heim eröffnen, wo alle, die solcherart mühselig und beladen sind von ihrer Bedeutungslosigkeit, betreut wohnen und vor fiktiven Kameras auftreten könnten 😊?
Christoph Meier
Auf dem Hauptbild: Mein Mimorey, 15 Jahre lang im CC-Sport ohne einmal Nein zu sagen. Aber hört ihr das Aufheulen der Petisten angesichts des grauslichen Sprungs?
Désirée Schmidt mit Freestyle de la Cense im Bodensee – einfach nur schön und frisch, oder? Aber hört ihr das Geschrei: ‘ohne Helm, ohne Rückenschutz, ohne sicheres Schuhwerk, das Pferd könnte ertrinken…’