An der bereits zur Tradition gewordenen Zuchtkonferenz des Zuchtverbandes CH-Sportpferde ZVCH am 22. Januar in Bern stand die Zukunft der Schweizermeisterschaft der CH-Sportpferde im Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich, dass nur beherztes Engagement aller Verbandsmitglieder zu einer zumindest mittelfristig tragfähigen Lösung führen kann.
Von Heinrich Schaufelberger
An der jährlichen Zuchtkonferenz des ZVCH treten der Verbandsvorstand, die Präsidenten und die Geschäftsführer der regionalen Zuchtvereinigungen zusammen, um die im Frühling anberaumte Mitgliederversammlung soweit vorzubereiten, dass für die Mitglieder möglichst klare Entscheidungsgrundlagen vorliegen. Dem Führungspersonal der regionalen Vereinigungen ist aufgetragen, ihre Mitglieder an den Generalversammlungen umfassend ins Bild zu setzen und dem Vorstand die Stimmung an der Basis zu vermitteln. Auch die abschliessende terminliche Planung von Veranstaltungen wie Schauen, Feldtests usw. unterliegt der Zuchtkonferenz.
Ist eine Schweizermeisterschaft noch tragbar und sinnvoll?
Die grösste Veranstaltung des ZVCH ist die jährlich im September stattfindende Schweizermeisterschaft der CH-Sportpferde (Promotions-Final) in Avenches. Über die Frage, ob diese Veranstaltung weiterhin im IENA auszutragen sei, wurde bereits vor der Corona-Pandemie intensiv debattiert. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile dieses Austragungsortes war der Vorstand beauftragt worden, mit dem IENA einen Rahmenvertrag bis mindestens 2024 abzuschliessen. Dieser Rahmenvertrag ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass dem ZVCH im IENA kaum Möglichkeit geboten wird, Einkünfte zu generieren, was jährlich ein kräftiges Loch in die Kasse reisst. Obschon die Corona-Pandemie die Teilnahme an Promotionsprüfungen, bzw. Jungpferdeprüfungen (Qualifikationen) und damit die Anzahl Finalstarts negativ beeinflusst hat, stellt sich die Frage der Tragbarkeit der Veranstaltung auch im Hinblick auf die Zeit nach der Pandemie. An der Zuchtkonferenz zur Debatte gestellt wurden deshalb drei Optionen: 1. Verzicht auf die SM CH-Sportpferde; 2. Organisation der SM durch das IENA (Öffnung für alle Pferde; ZVCH tritt als Hauptsponsor auf; 3. Organisation der SM durch einen externen Anbieter an einem anderen Ort.
Geschichte darf sich nicht wiederholen
Obschon eine vom Vorstand beim IENA eingeholte, sehr rudimentäre Offerte für eine abgespeckte Version der SM ( evtl. ohne Fohlenchampionat und Hengstkörung) und im Sinne der Variante 2 eine deutliche Reduktion des Defizits für den ZVCH zur Folge hätte, ergab eine Konsultativabstimmung an der Zuchtkonferenz eine Mehrheit für die Variante 3. Präsident Daniel Steinmann stellte unmissverständlich klar: «Ich möchte nicht, dass sich die Geschichte wiederholt.» SM-OK-Präsidentin Eva Lachat wies auf die Komplexität der Veranstaltung hin, und die Leiterin der Zuchtkommission, Simone Weiss, machte auf die dringend notwendige Steigerung des Angebots von und der Teilnahme an CH-Promotionsprüfungen aufmerksam, da dies und auch die Teilnahme am Final unabdingbar für die Zuchtwertschätzung sei. Voten aus dem Plenum machten deutlich, dass eine sinnvolle und für den Verband tragbare Weiterführung der traditionellen SM auch vermehrtes Engagement der Basis voraussetze. Quintessenz der lebhaften Debatte: Im Jahr 2022 wird die SM CH-Sportpferde im IENA voraussichtlich gemäss Variante 2 geplant. Der Vorstand wird versuchen, bis zur Mitgliederversammlung am 26. März 2022 weitere Abklärungen bezüglich der SM 2023 treffen zu können. «Das Problem holt uns immer wieder ein», stellte Daniel Steinmann fest. «Wir müssen es nun lösen.»
CH-Prämienzuchtstutenschau, Swiss Breed Classic und weitere Themen
Die CH-Prämienzuchtstutenschau 2022 wird wieder im Nationalgestüt in Avenches zur Durchführung gelangen. Wie dies 2023 und in den Folgejahren sein wird, hängt von der Bereitschaft von regionalen Pferdezuchtorganisationen ab, die Organisation des Anlasses zu übernehmen. In diesem Zusammenhang wies Daniel Steinmann aber auch darauf hin, dass es im Corona-Jahr 2020 gelungen sei, in Kooperation mit dem Gestüt und dem Freiberger Verband die CH-Prämienzuchtstutenschau, das Fohlenchampionat und Finals des Freiberger Verbandes koordiniert im Gestüt durchzuführen.
Die Swiss Breed Classic wird 2022 zum dritten Mal von der Pferdezuchtgenossenschaft Bremgarten in Aarau durchgeführt werden. Für 2023 und die folgenden zwei Jahre steht eine Option der Sportpferdezucht Ostschweiz mit Austragungsort im thurgauischen Aadorf im Raum, die jedoch von der Ostschweizer Mitgliederversammlung noch abgesegnet werden muss.
Im Weiteren wurde darüber informiert, dass die von Bundesseite angedrohte Streichung von Tierzuchtbeiträgen für den ZVCH politisch zumindest kurz- bis mittelfristig vom Tisch ist, da die parlamentarische Behandlung der künftigen Agrarpolitik sistiert wurde. Eine weiterhin aktive und gut zu begründende Lobby-Arbeit der Pferdezucht wird jedoch nötig sein. Die Anzahl der vom ZVCH 2021 identifizierten und vom Bund als beitragsberechtigt anerkannten Fohlen hat sich im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert. Allerdings wurde in diesem Zusammenhang auch festgestellt, dass 17% der 2021 in der Schweiz geborenen Warmblut-Fohlen bei ausländischen Verbänden registriert wurden. Daran bemängelte Daniel Steinmann insbesondere die stossende Tatsache, dass dabei von den ausländischen Verbänden ungleich lange Spiesse zur Anwendung gelangten. Dies müsse aufhören.
Zusammenfassend hielt der ZVCH-Präsident fest, der Zuchtverband müsse sich künftig mit seinen personellen und finanziellen Möglichkeiten wo immer möglich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Auf dem Bild: ZVCH-Präsident Daniel Steinmann leitete eine von engagierter Debatte geprägte Zuchtkonferenz. (Sandra Leibacher)