Der Zuchtverband CH-Sportpferde ZVCH geht das Jahr 2021 zuversichtlich und mutig an. Trotz diverser Ungewissheiten betreffend der Corona-Pandemie wurden an der digitalen Zuchtkonferenz des Vorstandes und der Vertreter der regionalen Zucht-Organisationen Beschlüsse gefasst, die der Züchterschaft eine Perspektive und grösstmögliche Planungssicherheit bieten.
War das vergangene Jahr von hohen Ansprüchen an die Improvisations- und Anpassungsfähigkeit der CH-Sportpferde-Züchterschaft und ihrer Organisationen gekennzeichnet, sind die Perspektiven für 2021 den Umständen entsprechend klar umrissen. So steht nach der digital durchgeführten Zuchtkonferenz fest, dass die CH-Prämienzuchtstutenschau wie 2019 im Juli im Nationalgestüt in Avenches durchgeführt werden soll. Auch eine Schweizermeisterschaft der CH-Sportpferde Dressur und Springen inkl. Fohlenchampionat und Hengstkörung soll wieder im September im IENA und Gestüt stattfinden, allerdings auf zwei Wochenenden verteilt. Mit dem IENA konnte ein Rahmenvertrag bis 2024 abgeschlossen werden. Die Swiss Breed Classic ist auf den November in Aarau anberaumt. Entsprechend dieser Fixpunkte kann die übrige Zuchtagenda des Jahres und damit auch die Ausbildung und Vorbereitung der Pferde klarer strukturiert werden. Der Entscheidungsfindung der Zuchtkonferenz lagen Umfragen bei den regionalen Zuchtorganisationen zugrunde. Flexibilität könne zwar auch im laufenden Jahr gefragt sein, doch unterscheide sich die Situation in verschiedenen Punkten von derjenigen vor Jahresfrist, kam an der Konferenz zum Ausdruck.
Silberstreifen am Horizont
ZVCH-Präsident Daniel Steinmann (auf dem Bild) und die Ressort-Verantwortlichen des Vorstandes berichteten einerseits über Entwicklungen und Erfolge, die Zuversicht berechtigen, andererseits über «Baustellen», die grösster Aufmerksamkeit und Anstrengung bedürfen. Gesamthaft jedoch kann durchaus ein Silberstreifen am Horizont ausgemacht werden. So waren eine leichte Zunahme der registrierten Fohlen und ein sehr deutlich gestiegenes Angebot an der Hengstkörung zu registrieren. Die Corona-Krise und die dadurch erfolgten vielen Absagen von Sportveranstaltungen trug dazu bei, dass viele gute Sportstuten und -hengste vorübergehend in der Zucht zum Einsatz kamen. Die negativen Auswirkungen auch auf die Zuchtagenda wirkten sich für den Verband insofern positiv aus, als trotz ausgeschütteter Corona-Prämien eine Jahresrechnung mit schwarzen Zahlen resultierte. Alle Anwärter konnten nach der Ausbildung zu Experten befördert werden. Der ZVCH hat vom Bundesamt für Landwirtschaft die Anerkennung als Tierzuchtorganisation und als Pass ausgebende Stelle abermals erhalten. Die Qualität der Fohlen und CH-Prämienzuchtstuten liess einmal mehr stetiges und erfolgreiches Bemühen um Zuchtfortschritt erkennen.
Obschon gemäss Tierzuchtverordenung die Voraussetzung gegeben wäre, lehnte das Bundesamt hingegen die Anerkennung des in der Schweiz gezüchteten Warmblutpferdes als CH-Rasse ab mit der Begründung der vielfältigen zur Verfügung stehenden und auch genutzten Blutlinien. Die Zukunft bezüglich der ausgeschütteten Tierzuchtförderbeiträgen an den ZVCH ist nach wie vor ungewiss. Zwar ist eine vorläufige Sistierung des vom Parlament zu verhandelnden Agrar-Paketes 22+ wahrscheinlich, doch würde auch dieser Aufschub lediglich kurzfristig etwas Luft verschaffen. «So oder so müssen wir mit ganzem Engagement dranbleiben und weiter kämpfen», führte Daniel Steinmann aus. Eher ernüchternd fiel bisher das Bemühen um züchterische Ausdehnung ins benachbarte Ausland aus. Mit Frankreich müssen noch Fragen bezüglich der ZVCH zugehörenden Sektion für Angloaraber und Araberkreuzungen geklärt werden. In keinem Verhältnis würden Aufwand und Ertrag für den ZVCH gegenüber Italien stehen, und die entsprechenden Forderungen Deutschlands liessen ein Messen mit gleichen Ellen völlig vermissen. «Der ZVCH müsste praktisch seine ganze Struktur anpassen, was völlig undenkbar ist», stellte Daniel Steinmann fest. Bezüglich Hengstkörung stellte die Leiterin des Ressorts Zucht, Simone Weiss, klar, trotz positiver Bilanz 2020 werde das Ressort Zucht bei seiner begonnen Arbeit zur Verbesserung des Körreglements aktiv bleiben. Sorge bereitet der im vergangenen Jahr starke Rückgang bei den Promotionsprüfungen, der keineswegs nur Corona bedingt war. Auch diesbezüglich besteht dringender Handlungsbedarf.
Gemeinsamkeit
Die im vergangenen Jahr erfreulich stark zum Ausdruck gekommene Gemeinsamkeit der ZVCH-Züchterschaft bei der Bewältigung unvorhersehbaren Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie wurde auch an der Zuchtkonferenz deutlich. Präsidenten und Geschäftsführer der regionalen Pferdezucht-Organisationen sind nun in der Lage, die Züchterschaft mit klaren Vorgaben und Informationen auf die ordentliche Mitgliederversammlung des Dachverbandes am 27. März vorzubereiten. Diese wird unter anderem eine Ersatzwahl für die zurückgetretene Finanzchefin Elisabeth Joss vorzunehmen haben. Ein Vorschlag des Vorstandes liegt bereits vor. Auch in der Zuchtkommission stand ein Wechsel an. Anastasia Scherz aus Genf hat die Nachfolge von Christian Amstutz angetreten. Zur Debatte wird auch die Gestaltung der Feier zum 25jährigen Bestehen des ZVCH stehen. Noch ist vorgesehen, die Mitgliederversammlung traditionsgemäss in Wangen an der Aare durchzuführen. Sollte eine physische Versammlung nicht möglich sein, werden die statuarischen Geschäfte online/schriftlich abgehandelt und der gesellschaftliche Teil auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Von Heinrich Schaufelberger, auf dem Bild ZVCH-Präsident Daniel Steinmann (Archiv Kavallo)