Der GWP-Förderpreis ist ein jährlicher Wettbewerb, in dem die besten Dissertationen, Masterarbeiten und Bachelorarbeiten, die im Jahr vor der Preisverleihung landesweit an deutschen Hochschulen oder von deutschen Studierenden im Ausland geschrieben wurden, bewertet werden. Obwohl es sich hier um deutsche Arbeiten handelt, sind die Ergebnisse auch für die Schweizer Pferdeszene relevant. Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd e.V. (GWP) bezweckt, die Forschung um das Pferd zu fördern und den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis zu unterstützen. Dies erfolgt unter anderem durch die Vergabe des GWP-Förderpreises und durch die GWP-Homepage, auf die Kurzfassungen wissenschaftlicher Arbeiten gestellt werden. Es folgt die offizielle Pressemitteilung.
Zwei Dissertationen von der Uni Halle-Wittenberg vorne
Von hoher Qualität waren die Dissertationen, so dass in dieser Kategorie drei Arbeiten prämiiert wurden.
Die Siegerarbeit hatte Maren Glatter aus Halle (Saale), die an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg promoviert wurde, wo sie weiterhin als wissenschaftliche Mitarbeiterin aktiv ist. Thema der englischsprachigen Arbeit ist der “Einfluss einer scheinbar präbiotischen Dosierung von Topinamburmehl auf die gastrointestinale Mikrobiota sowie die glykämische und insulinämische Response bei adulten, gesunden Pferden”. In einem aufwändigen Fütterungsversuch wurde festgestellt, dass sich Topinamburmehl als präbiotischer Futterzusatz in der bisher in der Praxis verwendeten, ungeschützten Form nicht eignet. Es kommt zwar zu einer erwünschten Förderung der Bakterienvielfalt im gesamten Verdauungstrakt, aber es entsteht auch eine Fermentation im Magen, die Magengeschwüre begünstigen kann.
Auch die zweitbeste Dissertation kommt von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. An der Fakultät für Agrar- und Ernährungswissenschaften entwickelte Viktoria Welker aus Dresden das Verfahren für die Berechnung eines neuen Zuchtwertes für Turniersportergebnisse. Unter der Bezeichnung “Höchste erreichte Klasse” hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung diesen neuen Zuchtwert bereits in die Praxis integriert. Dadurch ist es möglich, die Sportleistung von Pferden noch besser als bisher bis hin zu den höchsten internationalen Klassen zu differenzieren. Mittlerweile ist Viktoria Welker Tierzuchtreferentin im sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft.
Eine weitere exzellente Dissertation, die von der Jury prämiert wurde, reichte Sandra Kuhnke aus Welver ein, die mittlerweile Referentin für Pferdezucht und Haltung an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist. Die in englischer Sprache verfasste Arbeit befasst sich sehr eingehend mit dem Thema Lateralität beim Pferd. Nach Aussage der Betreuerin Prof. Dr. Uta König von Borstel hat die Autorin mit diesem Thema Neuland betreten, da es vorher so gut wie noch keine wissenschaftliche Studien zu dieser sehr anspruchsvollen Fragestellung gab.
Beste Masterarbeit kommt aus Weihenstephan
Der erste Platz bei den Masterarbeiten ging an Sabrina Reindl aus dem bayerischen Alfdorf Höldis. An der Technischen Hochschule München- Weihenstephan schrieb sie ihre Abschlussarbeit zu dem Thema “Populationsgenetische Untersuchungen beim süddeutschen Kaltblut in Bayern“. Gegenstand ihrer Arbeit ist die Beurteilung der Populationsstruktur dieser Rasse, die zu den stärksten Kaltblutpopulationen in Deutschland zählt. Mittlerweile hat Sabrina Reindl das Landwirtschaftsreferendariat in Baden-Württemberg begonnen.
Mit einer Fragestellung, die für den Sportpferdezüchter interessant ist, beschäftigte sich Romina True, mittlerweile Assistentin der Geschäftsführung der Paul Schockemöhle Pferdehaltung GmbH. Ihre ebenfalls englischsprachige Arbeit, die an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn geschrieben wurde, ging der Frage nach, welchen Einflussgrössen die Höhe der Decktaxen von Hengsten unterliegt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Höhe der Decktaxen wesentlich von Charakteristika der jeweiligen Hengststation sowie von Sporterfolgen geprägt sind und weniger von der Vererbungsleistung. Die Arbeit wurde als zweitbeste Masterarbeit ausgezeichnet.
Die drittplatzierte Masterarbeit wurde von Laura Maxi Stange, Kiel, an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel geschrieben. ” ist das Headshaking eine Verhaltensstörung? ,” so lautete das Thema ihrer Arbeit. Darin gab sie vor allem einen Überblick über die Verbreitung und wirksame Therapiemassnahmen des equinen Headshaking in Deutschland. Mit dieser Masterarbeit legte die Autorin die Basis für ihre Dissertation, in der sie dieses Thema weiter vertiefen wird.
Bachelorarbeiten mit aktuellen Themen
Spannende und aktuelle Themen wurden auch bei den Bachelorarbeiten behandelt. Die Siegerarbeit, die an der Hochschule Osnabrück geschrieben wurde, stellte Eva-Katharina Bornefeld-Ettmann aus Münster. “Nutzung von Physiotherapie und Rehabilitationseinrichtungen beim Pferd”– so lautete ihr Thema, mit dem sie einen Überblick über die Praktiken und die Nutzung von Physiotherapie beim Pferd in Deutschland gibt. Basis dafür ist eine qualitative Datenerhebung mittels Online-Umfrage. Die Autorin weiss wovon sie spricht, mittlerweile hat sie sich in Münster als Pferdephysiotherapeutin selbstständig gemacht.
Im Studiengang Pferdewissenschaft an der Freien Universität Berlin entstand die Bachelorarbeit von Helena Linnenbrügger aus Baden-Baden, die mittlerweile im Studiengang Pferdewissenschaften an der Uni Göttingen an ihrem Masterabschluss arbeitet. Sie gab Antworten auf die Frage ” Wie belastend ist die Siegerehrung im Reitsport ?” Eine Umfrage, die Basis dieser Arbeit war, machte deutlich, dass die Siegerehrung ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko birgt. Die Autorin machte praktikable Vorschläge, wie dieses reduziert werden kann.
Mit dem Thema Turniersport setzte sich auch die Bachelorarbeit von Ronja Brüggemann aus Hagen auseinander, die an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen geschrieben wurde. Dabei ging es um die “Konzeptentwicklung eines webbasierten Wettbewerbssystems zur Nachwuchsgewinnung und Bindung von Junioren im Dressursport in Deutschland.” Kernpunkt ihrer Arbeit ist eine digitale Leistungsüberprüfung durch Videoaufnahmen. Auch Ronja Brüggemann setzt ihre akademische Ausbildung fort und zwar an der Hochschule Anhalt im Studiengang Online Kommunikation.
Weitere Informationen zu den prämiierten Arbeiten und den Autorinnen auf www.pferd-forschung.de:
GWP-Förderpreis 2020 – Sieg bei den Dissertationen: Maren Glatter über präbiotische Futterergänzung