Wie wichtig das Thematisieren von Tierschutzfragen im Pferdesport geworden ist, bringen SVPS-Präsident Charles Trolliet und Pierre-Alain Glatt, Präsident der Veterinärkommission, in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift «Bulletin» zum Ausdruck. Die Freude von Trolliet über den Workshop des Schweizer Tierschutzes STS in Matzendorf ist begründet, denn auch seitens Tierschutz zeigte man sich über die guten Ansätze für eine Zusammenarbeit zum Wohl des Pferdes erfreut. Pierre-André Glatt sieht selbst die Aktionen von extremen Tierschützern wie an der EM Springreiten in Rotterdam als Chance für den Pferdsport: «Ich bin bereit für den Dialog mit Tierschutzaktivisten. Ich bin bereit, in ihrer Bewegung für uns eine Chance zu sehen, um unser Verhalten gegenüber den Pferden zu verbessern.»
Doch ist der SVPS ein so «kompetenter Ansprechpartner in Sachen Pferdewohl», wie das der Präsident in seinem Editorial sieht? Das im «Bulletin» veröffentlichte SVPS-Bild von einem Pferd mit wegrasierten Tasthaaren am Kopf lässt Zweifel an der Kompetenz oder am Willen für eine strikte Umsetzung der gesetzlichen Vorschrift aufkommen. Und dass es ausgerechnet abgedruckt wird in einem Beitrag über Ausbildung, die beim Verband an und für sich einen hohen Stellnwert geniesst, ist umso bedauerlicher. Mit der Ausbildung steht es beim Schweizer Pferdevolk allerdings nicht so schlecht, wie das Präsident Trolliet an der ZKV-Versammlung schwarzmalte und von lediglich zehn Prozent aller Pferdesportler im Land sprach, die über ein Brevet oder eine Lizenz verfügen würden. Denn allein in den vergangenen fünf Jahren haben gemäss SVPS-Statistik an die 20’000 Pferdesportlerinnen und Pferdesportler die Lizenz- oder Brevetprüfung abgelegt oder den Silber- und Goldtest bestanden. Hinzu kommen Diplome und Auszeichnungen von Hippolini über Freizeiterei bis Parelli-Levels, die von keiner Seite aufgelistet werden.
Dass eben nur gut zehn Prozent der Pferdesportlerinnen und -sportler eine Lizenz oder ein Brevet einlösen und sich damit die Zulassung zu Prüfungen unter SVPS-Aufsicht erkaufen, lässt keine Rückschlüsse auf den Ausbildungsstand von Pferd und Reitern zu. Leben nicht viele Reitbetriebe von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern, die aus reiner Freude regelmässig ihren Unterricht besuchen? Und damit den von Pierre-Alain Glatt geäusserten Gedanken nachkommen? Er schreibt nämlich: «Was, wenn wir unseren Pferdeverstand unerschütterlich durch feines, einfühlsames, rücksichtsvolles und angepasstes Reiten unter Beweis stellen würden, wir uns im Umgang mit unseren Pferden in Geduld üben und unsere vierbeinigen Partner loben, belohnen und sofort in Ruhe lassen, wenn wir das Ziel erreicht haben?»