Der Bau von Auslauf und Reitplatz ist nicht immer möglich, weshalb oft eine Doppelnutzung angestrebt wird. Obwohl sich der Aufbau der beiden Böden sehr ähnlich gestaltet, gibt es einige Sachverhalte bei der Auswahl der Materialien und bei der Pflege zu beachten.
Die meisten Reitböden werden mit dem klassischen Drei-Schicht-System erstellt, welches ebenfalls für Ausläufe verwendet wird. Auf den Boden wird eine Tragschicht aufgebracht, die meist aus Kies oder Schotter besteht. Um ein Vermischen der Trag- und Tretschicht zu vermeiden, wird dazwischen die sogenannte Trennschicht eingebaut. Sie besteht häufig aus Gummimatten oder Rasterplatten, welche mit Sand, Kies oder Lava verfüllt werden. Die Zusammensetzung der darüberliegenden Tretschicht ist abhängig von der künftigen Benützung (Springreiter bevorzugen festere, Dressurreiter eher weichere Böden) oder im Falle eines Paddocks, ob die Pferde beschlagen oder barhuf sind.
Grundsätzlich ist eine Doppelnutzung als Paddock und Reitboden nur bedingt zu empfehlen. Auf einem Reitplatz führen die Pferde mehr oder weniger kontrollierte Bewegungen unter dem Reiter aus, auf einem Auslauf hingegen nicht. Ein gewichtiges Argument gegen eine Doppelnutzung ist zudem das natürliche Bedürfnis der Pferde, auf dem Boden zu scharren. Bei einer Tretschicht ohne Trennschicht darunter kann schnell grober Kies oder Schotter aus der Tragschicht an die Oberfläche gelangen. Besteht die Trennschicht aus einem Vlies, können durch das Einwirken der Hufe Vliesfalten nach oben gezogen werden, was zu gefährlichen Stolperfallen führt. Solche Schäden sind nur schwer und mit grossem Aufwand zu reparieren oder können die Tretschicht gar komplett ruinieren. Aus diesem Grund ist die intakte Trennschicht eine Grundvoraussetzung für die Sicherheit eines Auslaufs oder eines als solchen genutzten Reitplatzes. Wird während den Auslaufzeiten noch zusätzlich Heu zur Beschäftigung angeboten, muss die Tretschicht danach unbedingt gesäubert werden. Ansonsten verstopft verrottendes organisches Material die Tretschicht, so dass eine natürliche Drainage über die Oberfläche mit der Zeit nicht mehr richtig funktionieren kann. Entsprechend sollten deshalb die Futterplätze immer befestigt und leicht zu säubern sein.
Geeignete Materialien wählen
Für Reitböden wird am häufigsten ein Gemisch aus Sand und Zuschlagstoffen wie Vlies oder Fasern genutzt, wobei Zuschlagstoffe die Qualität der Tretschicht verbessern sollen. Je nachdem welcher Sand und welche Zuschlagstoffe verwendet werden, kann die Elastizität, Festigkeit, Dämpfung und auch die Griffigkeit deutlich variieren, aber auch das Wasserspeichervermögen wird beeinflusst. Aufgrund der hohen Festigkeit seiner Körner und dem geringen Anteil Feinteile (<0,063 mm) eignet sich Quarzsand am besten für Reitplatz-Tretschichten. Die optimale Korngrösse liegt hier zwischen 0,25 und 1 mm. Synthetische Stoffe wie Teppichschnitzel sind pflegeleichte Alternativen, die kaum bearbeitet und bewässert werden müssen. Zudem können sie bei praktisch jedem Wetter genutzt werden, ohne im Winter einzufrieren. Es sollte allerdings bereits bei der Wahl des Materials über seine spätere Entsorgung nachgedacht werden. Teppichschnitzel müssen fachgerecht in einer Verbrennungsanlage entsorgt und dürfen nicht in der Umwelt ausgebracht werden. Dasselbe gilt für allfällige im Sand enthaltene Zuschlagstoffe. Diese müssen, falls der Sand auf Kulturlandflächen ausgebracht werden soll, vorher ausgesiebt werden.
Für Ausläufe eignet sich Sand ebenfalls gut als Tretschichtmaterial, aber auch feiner Rundkies oder Juramergel bilden stabile Auslaufböden. Nebst den Anforderungen an eine einfache Entmistung muss hier speziell darauf geachtet werden, dass die verwendeten Materialien nicht zu scharfkantig sind, wenn Barhufpferde den Paddock nutzen sollen. Bei diesen kann es ansonsten zu einem zu grossen Hufabrieb kommen oder zu Schmerzen durch in die Hufsohle gedrückte Steinchen. Übrigens: Falls es die Grösse des Paddocks zulässt, ist die Verwendung von verschiedenen Böden empfohlen. Denn durch die unterschiedlichen Materialien werden Festigkeit der Hufe und Trittsicherheit gefördert und darüber hinaus wird noch ein Beitrag für eine vielfältigere Umwelt geleistet.
Pflege benötigt viel Wasser
Tretschichten von Reitböden aus Sand oder Sand mit Zuschlagstoffen brauchen regelmässige Bewässerung, um eine zu hohe Staubbelastung zu vermeiden und die gewünschte Festigkeit zu erreichen. Zudem wird das Sandkorn durch die vorhandene Feuchtigkeit vor einem zu starkem Abrieb geschützt. Die Bewässerung geschieht meist durch Sprinkler oder mobile Wassertanks. Wird der Platz täglich durch mehrere Reiter genutzt, sollte er mindestens jeden zweiten Tag mit geeigneten Maschinen bearbeitet werden. Nur so kann man eine gute Tretschichtqualität längerfristig erhalten.
Säubern der Paddocks
Im Gegensatz zum Reitboden benötigen Paddocks keine grossen Pflegemassnahmen ausser dem regelmässigen Entfernen von Pferdemist und Unkräutern sowie dem Nachfüllen des Tretschichtmaterials nach einiger Zeit. Freilich, diese Pflegemassnahmen sollten auch einem Reitboden zukommen, denn nur so kann eine Doppelnutzung der Fläche funktionieren.
Merkblatt zum Reitplatzbau erhältlich
Die Beratungsstelle Pferd des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope hat ein Merkblatt zum Thema Reitplatzbau verfasst, welches Informationen zum Bau, der Pflege und vielem mehr rund um das Thema Reitplatzbau enthält.
Das Merkblatt kann gratis heruntergeladen werden.