Eine Studie des Schweizer Nationalgestüts (SNG) von Agroscope in Zusammenarbeit mit der Universität Neuenburg widerlegt das Vorurteil, dass koppende Pferde in komplizierten Lernsituationen weniger gut abschneiden als andere Pferde. Alle Pferde der Studie konnten sowohl Symbole erkennen als auch die für Pferde schwierigen Umkehrübungen lösen. Entscheidend dabei ist, dass die Kopper während den Aufgaben koppen dürfen und so ihren Stress abbauen können. Die Agroscope-Forscherin Sabrina Briefer Freymond hatte für den Versuch einen anspruchsvollen vierteiligen Test mit zwei Umkehrübungen entworfen, um herauszufinden, ob bei Koppern gewisse Hirnregionen beeinträchtigt und dadurch verschiedene Lernleistungen eingeschränkt sind. Die Studie führte sie bei sechs koppenden und sieben Kontrollpferden durch. Dabei mussten die Pferde lernen, zwei Symbole unterschiedlicher Farbe, einen Kreis und ein Kreuz auf schwarzem oder weissem Hintergrund zu unterscheiden. Die Symbole wurden in zufälliger Reihenfolge auf zwei automatischen Futterklappen befestigt. Hatten sie das richtige Symbol erkannt und auf die richtige Klappe angestossen, wurden sie dafür mit Futter belohnt. Nach sechs erfolgreichen Ausführungen in Folge wurde die Aufgabe umgekehrt. Die Futterklappe mit dem bisher nicht belohnten Symbol wurde entsperrt und gab den Pferden den Zugang zum Futter frei. Das hierfür notwendige Umdenken stellte sich als der schwierigste Lernschritt heraus. Die Pferde brauchten dafür am meisten Versuche. Aber auch hier zeigte sich, dass Pferde dazu fähig sind; die nächste Umkehraufgabe lösten sie anschliessend schon viel schneller. Sie scheinen das Lernen zu lernen.
Die Resultate ergaben, dass alle Pferde, ob Kopper oder nicht, die Lernaufgaben lösen konnten. Auch konnten keine Unterschiede beim Puls oder bei der Variabilität der Herzfrequenz festgestellt werden. Sabrina Briefer meint dazu: «Kopper lernen diese Aufgabenstellung gleich gut wie andere Pferde. Wir konnten keine Lernschwierigkeiten feststellen, was uns erstaunt hat. Der entscheidende Unterschied unserer Untersuchung im Vergleich zu früheren Studien anderer Forschenden ist, dass wir die Pferde koppen liessen, wenn sie das Bedürfnis dazu hatten.»