Im Alter von 25 Jahren musste Karondo vom Schlösslihof von seinen Altersbeschwerden erlöst werden. Der Weltmeister 2005 prägte wie kein anderer Hengst die Schweizer Sportpferdezucht in den letzten 20 Jahren.
Madeleine und Werner Rütimann erwarben 1987 einen Bauernbetrieb in Frümsen SG und gründeten das Gestüt «Schlösslihof». 1990 kauften sie das Stutfohlen Caletta vom Schlösslihof (Corleone-Lago Maggiore), das ihre Züchterleidenschaft weckte. Der «Auserwählte» war für die Dreijährige bald gefunden, als der junge dunkelbraune Karacondo (Lys de Darmen-Drost) in die Schweiz kam. Damals musste man sich noch für Samen bewerben, da nur 100 Portionen für ausgewählte Stuten zur Verfügung standen. Ihr Tierarzt Fritz Reich besuchte einen Besamungskurs, seine erste Besamung war Caletta mit Samen von Karacondo. Das Resultat war Karondo vom Schlösslihof, der am 18. April 1993 als erstes von zehn Fohlen von Caletta zur Welt kam und als «der Volltreffer» betitelt werden darf.
Seine sportliche Karriere
Schnell war klar, dass Karondo ein spezielles Pferd ist. Hochmotiviert und äusserst intelligent wusste er, worum es im Parcours unter Theo Muff ging. Das Springen war für ihn eine Leidenschaft, die er stets mit viel Talent, Motivation, Überzeugung und vor allem mit seinem ganzen Können ausübte. Nebst Theo Muff war auch Sandra Ulrich als Pflegerin immer an seiner Seite. «Springen, das war sein Job. Er war aber auch ein Showman, liess sich gerne feiern und setzte sich gekonnt in Szene», so Madeleine Rütimann. Auf seinem Leistungsblatt stehen 50 Siege und über 230 Klassierungen auf Grand-Prix-Niveau. Er gewann rund 180000 Franken und zeugte während dieser Zeit ebenfalls noch fleissig Nachkommen. Die Krönung seiner ausserordentlichen Karriere war im Jahr 2005 der Titel «Sires of the World» – Weltmeister der Zuchthengste.
Karondo fuhr fürs Leben gerne auf Turniere, das war seine Welt. «Stand er im Lastwagen, war Ruhe», erinnert sich Madeleine Rütimann. «Mit seiner Präsenz sorgte er für Ordnung und gab den anderen Sicherheit. Auch auswärts in der Turnierbox legte er sich einfach hin. War es ihm zu hell oder zu laut, steckte er seinen Kopf unters Stroh und schlief weiter. Es war interessant zu sehen, dass alle unsere Turnierpferde es ihm mit der Zeit gleichtaten und lernten, sich so zu entspannen. Während seiner ganzen Karriere war er nie verletzt oder krank und der Tierarzt kam nur zum Impfen.»
Nach seinem letzten S-Sieg im Alter von 17 Jahren wurde die grossartige Karriere von Karondo beendet. Topfit freute er sich über seine Pensionierung nicht, weiss Madeleine Rüttimann: «Wenn Karondo nicht mit aufs Turnier durfte, galoppierte er in der Box. So nahmen wir ihn oft einfach mit. Es dauerte etwa zwei Jahre, bis er sich damit abgefunden hatte.»
Karondo – einer wie kein anderer
Karondo vom Schlösslihof war zeitlebens auf dem Schlösslihof zu Hause und gehörte zur Familie von Madeleine und Werner Rütimann und den vier Töchtern Xenia, Tiziana, Chiara und Felicia. «Er war immer der Chef. Beim Gang auf die Weide stellte er ‹seinen Kragen›. Jedem war klar, wer das Sagen hat. Er wusste auch genau, wer mit ihm verwandt war. Für seine Töchter interessierte er sich nicht, ‹Fremdblut› brachte ihn aber sehr wohl in Wallung», so Madeleine Rütimann. «Selbst als unsere Töchter noch klein waren, konnten sie mit ihm nach dem Deckeinsatz grasen. Er machte keinen falschen Schritt und gab auf sie acht.»
Am 18. April wurde noch sein 25. Geburtstag gefeiert. Kurz danach verschlechterte sich sein Zustand. Aufgrund einer Hufbeinverschiebung bekam er starke Schmerzen. Im Juni wollte man ihn von seinen Schmerzen erlösen. «Sein Blick sagte uns aber, dass er noch nicht gehen wollte», so Madeleine Rütimann. «Wir kontaktierten verschiedene Tierkommunikatoren und beschlossen, noch zu warten. Mitte Juli wollte er aber nicht mehr, und so liessen wir ihn gehen.»
Karondo vom Schlösslihof dürfte wohl als ein oder gar der Stempelhengst der letzten 20 Jahre in der Schweizer Warmblutpferdezucht bezeichnet werden. Er zeugte rund 270 Nachkommen, aus zweiter Generation sind auch schon rund 160 Nachkommen da. Viele von ihnen etablierten sich im In- und Ausland in allen Sparten bis zur Spitze. Die acht gekörten Söhne Karlondo vom Kaltweid, Davidoff R vom Schlösslihof, Kalysso, Krambambuli vom Schlösslihof, Kosimo, Kalindo vom Schlösslihof, Kangano CH und Karat HCW stehen aktuell im In- und Ausland im Zuchteinsatz. Die langbeinigen Karondo-Nachkommen mit typischer Braunfärbung und schönem Gesicht sind meist auf den ersten Blick zu erkennen. «Karondos sind sensibel und brauchen eine feine Hand», erklärt Madeleine Rütimann. Von Karondo vom Schlösslihof ist weiterhin noch Gefriersamen erhältlich. Die Beschälerbox hat Davidoff R vom Schlösslihof bezogen und wird seines Vaters Erbe weiterführen.
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