Der Freiberger hat seit jeher den Ruf als ausgezeichnetes Freizeitpferd. Seine Vielseitigkeit und der ausgeglichene Charakter prädestinieren ihn als Schulpferd. Um ihn in Reitschulen und Pferdebetrieben bekannter zu machen, lanciert der Schweizerische Freiberger-verband SFV das Projekt «Einsatz von Freibergerpferden in Reitschulen».
Als Win-win-Situation für Reitbetriebe und Freibergerzüchter sieht SFV-Geschäftsführer Stephane Klopfenstein den Einsatz von Freibergerpferden in Reitschulen: «Der Züchter stellt ein Pferd ohne Kaufgebühr während eines Zeitraumes von einem halben bis zu einem Jahr zur Verfügung. Der Freiberger wird im Betrieb weiter ausgebildet mit dem Ziel, dass das Pferd einen neuen Besitzer findet. Sollte kein Verkaufsprozess stattfinden, geht der Freiberger zurück zum Züchter.»
Vom Projekt überzeugt
Denise Riggenbach leitet den Rosegghof in Solothurn. Auf das Projekt wurde sie aufmerksam, als sie einen Freiberger für eine Reitschülerin gesucht hat. Sie nahm mit dem SFV Kontakt auf und probierte die junge Freibergerstute Heyli von Fredi Lisser aus. Überzeugt von deren Qualitäten nahm Denise Riggenbach die Stute in ihren Stall und nach der sechsmonatigen Probezeit wechselte Heyli in den Besitz der Reitschülerin. «Ich hatte schon früher Freiberger in meiner Reitschule eingesetzt, da sie einfach gute Lehrmeister und ruhig im Umgang sind. Sie verzeihen den Schülern auch mal einen Fehler. Momentan laufen bei mir sieben Freiberger im Betrieb und die Kinder schätzen deren Sportlichkeit und Einsatzwillen. Die erwachsenen Reitschüler schätzen vor allem die Ruhe und Gelassenheit, somit ist für jeden Geschmack etwas dabei», erklärt Denise Riggenbach, deren Freiberger in der Reitschule wie auch im Sport aktiv sind.
Ob Trainings, Vereinsritte, Umzüge oder Gymkhanas, sie machen einfach alles mit. «Die Freiberger nehmen sich die Schüler, passen auf sie auf und sind konzentriert bei der Arbeit. Auch bei geführten Ausritten machen sie keine Kapriolen und sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Im Umgang sind sie ausgesprochen lieb und unproblematisch, womit auch unsere Praktikanten oder unerfahrene Menschen schnell Vertrauen zu den Pferden finden», ist Denise Riggenbach überzeugt. Da sie die Qualitäten des Freibergers schätzt, möchte sie die Rasse weiterhin unterstützen, ihre Vorteile hervorheben und den Bekanntheitsgrad erhöhen. Dank der langen Probezeit kann das Pferd von einer guten Ausbildung profitieren und der potenzielle Käufer kann viel Zeit mit dem Tier verbringen, eine allfällige Disharmonie käme schnell zum Vorschein. Auch Kontakt, Transparenz und Zusammenarbeit zwischen Züchter und Reitschule sind angenehm.
Erste Kontakte knüpfen
Roland Kathriner aus dem luzernischen Römerswil beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Freibergern. Auf seinem Sagenhof geniessen jährlich rund 20 Pferde eine Aus- oder Weiterbildung. So wurden bislang rund 500 Pferde durch das Sagenhof-Team ausgebildet. Der Ausbilder, Züchter und Hengsthalter sieht das Projekt des SFV positiv, da der Freiberger «zu den Leuten geht» und es zu Kontakten kommt mit potenziellen Kundinnen und Kunden. Die Reitschulen werden aufmerksam auf die Freiberger und ihre Qualitäten. Zudem entstehen keine zusätzlichen Kosten für den Züchter bei der Ausbildung der jungen Pferde. Kathriner ist überzeugt, dass etliche Pferde anschliessend auf den Reitbetrieben bleiben, da sie zu begeistern wussten und so vom Reitbetrieb übernommen werden oder als Pensionspferd im Betrieb bleiben, wenn sich ein Reitschüler den Traum vom Pferd erfüllt. Roland Kathriner sieht im Projekt gerade für kleine Züchter einen Vorteil. Denn Käufer besuchen zuerst Zuchtbetriebe, wo mehrere Verkaufspferde zur Auswahl stehen.
Junges Alter kein Nachteil
Dank dem Projekt besteht die Möglichkeit, dass in absehbarer Zeit vermehrt viereinhalbjährige Freiberger auf den Markt kommen. Von zukünftigen Kunden wird das sehr geschätzt, weil Pferde im Alter von drei Jahren für viele keine Option sind. Roland Kathriner sieht auch kein Problem darin, drei- und vierjährige Freiberger für das Reitschulprojekt einzusetzen: «Ein dreijähriges Pferd ist zwar jung, trotzdem hat es wie junge Menschen den Drang zum Erlernen von Neuem. Wenn es vom Reitbetrieb behutsam und unter Aufsicht weitergearbeitet wird, besteht sicher keine Gefahr für Pferd und Mensch. Ich selber setze meine jungen Freibergerpferde in den Reitstunden ein. Unter meiner Aufsicht kann ich so das Pferd sehr gut weiterarbeiten, da ich Pferd und Reiter unter Kontrolle habe und genau instruieren kann.»
Für Roland Kathriner ist der wichtigste Punkt in der Ausbildung der Aufbau des Vertrauens zwischen Pferd und Ausbilder: «Das Pferd kann dir nur so viel vertrauen, wie du ihm vertraust. Die Ausbildung muss beiden Spass machen, nur so kommt der Erfolg.» Begonnen wird mit Bodenarbeit und leichtem Longieren am Kappzaum, danach folgt die Doppellonge. Zeigt das Pferd dann Bereitschaft, wird es geritten. Auf dem Sagenhof werden junge Pferde ohne Hilfszügel gearbeitet, weil sie zuerst vorwärts gehen und Muskulatur aufbauen sollen. «Wird das Pferd im Reitschulbetrieb fortan behutsam weitergearbeitet», erklärt Kathriner, «entwickelt sich daraus ein ideales Schulpferd.»