«Wir haben es geschafft». Mit diesen Worten begann ZVCH-Präsident Michel Dahn seinen Jahresbericht an der ordentlichen Mitgliederversammlung am Gründonnerstag in Wangen an der Aare. Er bezog sich dabei auf die hoch erfreuliche Tatsache, dass im letzten Jahr die Zahl der Fohlengeburten wieder etwas zugenommen hatte, nachdem in den Jahren zuvor nur über Rückgänge berichtet werden musste. «Die Bilanz des Jahres 2017 ist also erfreulich und zeigt, dass der ZVCH auf gutem Kurs liegt», stellte Michel Dahn fest. Zu dieser positiven Eröffnung der Versammlung passte auch der Hinweis, dass sich der ZVCH in der Weltrangliste der Zuchtverbände in der Sparte Dressur um sieben Ränge verbessert und damit in die Top Ten eingegliedert hat und sich auch im Ranking der Dressurpferde mit «Flirt de Lully CH» ein Pferd mit ZVCH-Papier unter den Top Ten befindet. Dass auch die Jahresrechnung des Verbandes unter Beibehaltung des gesamten Dienstleistungsbereiches mit positivem Abschluss präsentiert werden konnte, rundet den positiven Bereich des Rückblicks ab.
Diktatorisches IENA
Dennoch kamen an dieser gut besuchten Versammlung auch herbe Enttäuschung und Empörung zum Ausdruck, die sich schliesslich in wegweisenden Beschlüssen manifestierte. Auslöser war das Vorgehen des IENA im Hinblick auf die Schweizermeisterschaft der CH-Sportpferde, das bereits an der Zuchtkonferenz intensive Diskussionen ausgelöst und schliesslich zu einem Antrag der Pferdezucht Lilienthal zur Behandlung an der MV geführt hatte. Der ZVCH-Vorstand sollte damit beauftragt werden, nach einem alternativen Veranstaltungsort für die SM und das Fohlenchampionat zu suchen mit dem Ziel, die Veranstaltung spätestens 2019, allenfalls aber schon dieses Jahr an einem anderen Ort durchzuführen. In der Begründung des Antrags war von «unhaltbarer, diktatorischer Haltung des IENA gegenüber dem ZVCH» die Rede, die nun schon seit Jahren anhalte und scheinbar unerträglich werde. Bereits an der Zuchtkonferenz wurde über ein dem ZVCH-Vorstand zugestelltes Schreiben des IENA debattiert, in dem das Ansinnen zum Ausdruck kam, beide Warmblutzuchtverbände «mit ihren unterschiedlichen Programmen im Rahmen von Equus Helveticus zu begrüssen» mit der Bitte an den ZVCH, bis zum 15. Februar seine Prüfungen zu melden, damit die Zurverfügungstellung der Plätze geplant werden könne. Der ZVCH war dieser Bitte umgehend nachgekommen. Was Michel Dahn nun als Planung des IENA der Mitgliederversammlung präsentieren musste, trug jedoch keineswegs zur Beruhigung bei, sondern führte zum mit klarer Mehrheit überwiesenen Auftrag an den Vorstand im Sinne des Lilienthaler Antrags.
Schweizer Cup anstatt Meisterschaft
Die vom IENA geplante Einbettung eines bereits am Dienstag beginnenden «Schweizer Cups» für Pferde mit und ohne ZVCH-Papier in die SM CH-Sportpferde würde das ZVCH-Programm derart beeinträchtigen, dass, insbesondere am Final-Sonntag, seitens des ZVCH gar von «Undurchführbarkeit» die Rede sein muss. Wie an der GV bekannt wurde, liegt bereits ein Angebot des Nationalen Pferdezentrums Bern vor, das jedoch noch intensiver Detailabklärungen bedarf. «Für 2018 werden wir das Beste versuchen, aus dem Dschungel herauszukommen», versicherte Michel Dahn, der sich und seinen Vorstand nun durch die klare Mehrheit der Mitgliederversammlung konkret beauftragt sieht, gemäss der vorgezeichneten roten Linie zu handeln und einen Zustand zu ändern, den der aus dem Tessin angereiste Präsident der Südschweizer Züchter mit den Worten umschrieb: «Wir sind in Avenches zu Sklaven geworden.» Bedauern über diese Entwicklung, Enttäuschung und auch Sorge waren dem ZVCH-Präsidenten anzumerken, zumal er auch betreffend Beziehungen zwischen dem Zuchtverband CH-Sportpferde und dem Verband Cheval Suisse über keinerlei Fortschritt berichten konnte. Neu ist das Verhalten von IENA-Chef Jean-Pierre Kratzer nicht, wie im Standpunkt in der neusten Kavallo-Ausgabe zu lesen ist.