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Eine Leserin ist mit der Bitte an uns herangetreten, «etwas über den Fesselträger» zu erfahren. Je einfacher, kürzer und pragmatischer die Frage ist, heisst in diesem Fall leider nicht, dass die Antwort ebenso ausfällt.

Anatomisch gesehen gehört der Fesselträger (musculus interosseus medius) zum Fesseltragapparat und findet sich bei Vorder- und (nicht zu vergessen!) Hinterbeinen als sehniger Strang. An der Rückseite des Vorderfusswurzelgelenks (bzw. Sprunggelenks) zwischen den Griffelbeinköpfen beginnend, läuft er über die Rückseite des Röhrbeins, umfasst die beiden Gleichbeine und vereinigt sich an der Vorderseite des Mittelfusses mit der Strecksehne. Die Hauptfunktion beim stehenden Pferd ist die Übernahme der Körperlast mittels Fixation des Fesselgelenks. Der sehnige Strang enthält nur sehr wenige Anteile von Muskelgewebe. Je nach dem betroffenen Ort und der objektiv wahrgenommenen Stärke der Entzündung (Reizung, Zerrung oder vollständigem Zerreissen von grösseren Gewebeteilen) werden Fesselträgererkrankungen präziser benannt. Daraus lässt sich auch erahnen, dass sich Fesselträgerverletzungen von kaum wahrzunehmenden Unregelmässigkeiten bis zu Befunden wie «mein Pferd steht auf drei Beinen» zeigen können. Diese Tatsache untermauert, dass es sich um ein komplexes Geschehen handelt. Dies äussert sich spätestens dann, wenn eine genaue Diagnose und damit eine zuverlässige Prognose gestellt werden muss. Besitzerinnen mit Erfahrungen auf diesem Gebiet neigen dann nachvollziehbar zur desperaten Aussage: «Einmal Fesselträger, immer Fesselträger.»
Überbelastung als Ursache
Zu Läsionen des Fesselträgers führen im allgemeinen Überbelastungen. Dies kann zum Beispiel durch eine Überstreckung des Vorderfusswurzelgelenkes und/oder des Fesselgelenkes hervorgerufen werden, wie dies beim intensiven Reiten auf oder in tiefem, weichem Boden geschieht. Nicht selten heisst die Vorgeschichte, der schnelle Galopp an der Herbstjagd übers frisch abgeerntete furchige Maisfeld sei wieder einmal der Höhepunkt des letzten Ausrittes gewesen… Es können aber auch abrupte Bewegungen bei Pferden auf der Weide oder an der Hand als Ursache eruiert werden. Dressurreiterinnen, die ihre «in den Himmel tretenden Cracks» nach (zu) kurzem Aufwärmen in nicht enden wollende Grand-Prix-Aufgaben im Training führen, wissen, was ich meine. Nach dem Motto «steter Tropfen höhlt den Stein» werden pathologisch betrachtet aus kleinsten akuten Sehnenläsionen über Monate und Jahre grössere Defekte, die auch bei korrekt gerittenen und gut unterstützten Pferden zu chronischen wiederkehrenden Lahmheiten führen können.
Fesselträgerentzündungen werden demzufolge häufig als Ursache für Gang­unregelmässigkeiten verantwortlich gemacht. Erfahrene Reiterinnen werden einwenden, dass dies vor 30 oder 40 Jahren noch nicht der Fall gewesen sei. Diese Ansicht stimmt, täuscht aber über den wahren Sachverhalt hinweg und lässt sich leicht erklären. Obschon durch einen genauen klinischen Untersuch (Adspektion, Palpation, Provokationsproben, diagnostische Anästhesien) auch früher bereits die Verdachtsdiagnose «Fesselträgerlahmheit» oder «Erkrankung des Fesseltragapparates» gestellt wurde, konnte eine schlüssige Diagnose erst mit der Zeit durch die enormen Fortschritte in Radiologie, Sonographie, Szintigraphie (allenfalls Computertomographie und MRI) erbracht werden. Die Hilfe von erfahrenen Pferdetierärztinnen ist zweifellos erforderlich.
Als Therapie
ist im akuten Fall als Sofortmassnahme kühlen mit Wasserduschen, Eisbandagen und kalten Angussverbänden angezeigt. Sofortige Boxenruhe bis zum Eintreffen der Tierärztin. Danach gemäss Anweisung durch pferdemedizinische Fachperson. Diese wird eine Kombination aus verschiedenen Optionen auswählen, die da sind: Injektionen von Medikamenten systemisch oder lokal, Physiotherapie, Stosswellenbehandlung, Stammzellen- oder PRP-Injektionen, modifizierte Eigenbluttherapien, orthopädische Stellungsänderungen, und, sehr wichtig, ein genauer Bewegungsplan über die nächsten Monate. Selbstverständlich muss der Zustand regelmässig durch die behandelnde Tierärztin zumindest klinisch, häufig aber auch durch die bildgebenden Verfahren überwacht werden.
Eine Prognose
ist vorsichtig zu stellen, je nach primärem Befund der Veterinärin. Danach jeweils Anpassung nach periodischer Überwachung des Heilungsfortschritts (Sonographie, Klinik). Es muss in leichten Fällen mit einer Therapiedauer von mehreren Wochen bis Monaten gerechnet werden. Bei gröberen Befunden wird das Pferd mindestens ein Jahr nicht wie üblich eingesetzt werden können. Bei den leider nicht seltenen Rezidiven muss mit immer länger werdender Rekonvaleszenzdauer gerechnet werden. Verantwortlich sind dafür u.a. die schlechte Durchblutung der Sehnen und die Tendenz zur Narbenbildung.
Die Beurteilung
divergiert auch in der Fachliteratur stark. Nach meiner Erfahrung sind sofortiges Einschreiten (Behandlung als Notfall in akuten Fällen), möglichst zeitnahe, dosierte und definierte Bewegung unter Berücksichtigung des Charakters des Patienten sowie der Faktor Zeit letztlich entscheidend über den Verlauf bis zur vollständigen Genesung. Viele der erwähnten Therapien sind als Ergänzung sicher von Vorteil, aber meist nicht matchentscheidend.
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