Anfang Jahr sorgte ein Fall für Schlagzeilen, bei dem ein Pferdezüchter 33 Ponys, Fohlen und Pferde bei einem Bauern im jurassischen Boncourt zurückgelassen hatte, ohne für deren Unterhalt zu zahlen. In nur zehn Tagen fand der Verein Pferde in Not für alle Tiere ein neues Zuhause. Dabei mussten die Frauen regelrechte Ermittlungsarbeit leisten.
Eigentlich wollte sich Yardena Malka, Präsidentin des Vereins Pferde in Not, nicht in den «Fall Boncourt» einschalten. Als über Facebook bekannt wurde, dass bei einem Bauern im Jura 33 Pferde zurückgelassen wurden, ohne dass der Besitzer für ihren Unterhalt bezahlt, wurde Malka mit Nachrichten überflutet. «Viele riefen uns auf, den Tieren zu helfen», sagt die 25-jährige Büroangestellte. Aber bei aller Zurückhaltung – am Ende waren es die Frauen von «Pferde in Not», die innert zehn Tagen für alle Tiere einen neuen Platz gefunden hatten. «Nachdem wir immer wieder bestürmt worden waren, zu handeln, versuchten wir Kontakt mit dem Besitzer der Pferde aufzunehmen», beschreibt Malka das übliche Vorgehen. «Es bringt nichts, den Besitzer an den Pranger zu stellen», sagt sie. Vielmehr müsse man diesen dazu bringen, sich helfen zu lassen. Im Fall Boncourt war Malka erfolgreich. Der Besitzer willigte nach einigen Gesprächen ein, dass die Pferde, Ponys und Fohlen günstig verkauft werden dürfen – bevor das Veterinäramt diese beschlagnahmt. Alle 33 Tiere standen zusammen in einem grossen Rinderlaufstall und drohten zu verwahrlosen. Der Bauer hatte sie zwar immer gefüttert, aber pflegen konnte er sie nicht. Aufgenommen hatte sie ein Bauer im Herbst 2014, weil der Besitzer angegeben hatte, dass er sie zwei Wochen später wieder abholen würde. Der Pferdezüchter zahlte aber die Rechnungen nicht und der Bauer kam in finanzielle Not.
Zehn Tage hatte Malka schliesslich Zeit, alle Vierbeiner zu fotografieren und wenn möglich ihren Chip abzulesen. «Es war eine richtige Wundertüte», sagt sie. Als der Fall durch die Medien bekannt wurde, meldeten sich verschiedene Leute und behaupteten, ihr Pferd sei in der Herde. Doch nur in einem Fall entsprach dies der Wahrheit. Der Züchter hatte alle Papiere akribisch gesammelt und konnte für jedes Pferd nachweisen, dass es sein Eigentum war. Malka musste dann wie eine Kommissarin ermitteln: Waren sie geritten, gefahren oder roh? Welche Rasse, welches Alter, krank oder gesund? Schliesslich schrieb sie die Pferde zur Vermittlung aus und hatte sofort Interessenten. «Normalerweise prüfen wir einen möglichen Platz sehr genau», sagt sie. «Aber für die Boncourt-Pferde hätte das unsere Kapazitäten gesprengt.» An einem Donnerstag im Februar erhielt Malka das Okay vom Veterinäramt. Und am Samstag drauf wurden alle Pferde von ihren neuen Besitzern abgeholt.
Im Viertelstundentakt wurden die Pferde, Ponys oder Fohlen eingefangen und verladen. Eine Tierärztin war auf dem Platz, die Beruhigungsmittel gab, wenn es unbedingt nötig war. Nur wenige Tage nach der grossen Verladeaktion in Boncourt wurde der Verein auch nach Gränichen gerufen. Dort hatte die Polizei bei einer Razzia auf dem Hof eines Pferdezüchters zwölf verwahrloste Pferde beschlagnahmt. Und auch für diese wurden neue Plätze gefunden.
Es war eine anstrengende Zeit für die vier Frauen, die den Vereinsvorstand bilden. Alle Arbeit für die Pferde erledigen sie ehrenamtlich neben ihren Berufen. In Boncourt stand auch Heidi Zahner im Einsatz. Die 29-Jährige betreut im Verein die Region Ostschweiz/Zürich. Der Fall sei schwierig gewesen, sind sich die beiden Frauen einig. Verworren und von einem tragischen menschlichen Schicksal geprägt. «Wir wollen den Pferdezüchter keinesfalls in Schutz nehmen», sagt Malka. «Aber es war ihm überhaupt nicht egal, was mit seinen Tieren passiert.»
«Ich habe gesagt, dass das entweder der Aufstieg oder der Niedergang unseres Vereins ist», sagt Zahner. Am Ende sei es ein Aufstieg gewesen. Denn sie hätten für alle Tiere einen guten Platz gefunden und sich so in der ganzen Schweiz bekannt gemacht. «Aber es ist eigentlich ein trauriger Aufstieg», sagt sie. Präsidentin Malka erhält heute pro Tag rund zehn Anrufe, die Pferde in Not betreffen. «Ein Pferd kaufen kann jeder», resümiert Malka. Aber sobald Probleme auftauchen, seien viele Leute überfordert – entweder fachlich oder finanziell. «Und dann wollen sie das Tier wieder loswerden», sagt Malka.
Und so kommt es dann, dass Pferde wie die Friesenstute Saphira in Malkas Stall im aargauischen Brittnau landen. Saphira wurde abgegeben, weil sie schlägt und gesundheitliche Probleme hat. Ihre Besitzerin traute sich nicht mehr an sie ran. «Einen Käufer würden wir für die schöne schwarze Stute sofort finden», sagt Zahner. «Aber wir wissen, dass sie zurückkommen würde.» Sie könnten es nicht besser als andere, sagt Malka. «Aber wir halten länger durch und haben Geduld.» Und diese fehle heutigen Pferdebesitzern oft. Das Tier soll funktionieren, alles mitmachen und immer gesund sein. Aber Pferde brauchten manchmal einfach viel Zeit. «Und diese Zeit bekommen sie oft nicht.»
Auf Vermittlung spezialisiert
Gegründet wurde der Verein Pferde in Not im Jahr 2013. Jeannette Beer, die schon als Teenager Fohlen vor der Schlachtbank rettete, erhielt einen Anruf, dass das ehemalige Rennpferd Anjel einen neuen Platz brauche, weil es sonst eingeschläfert werde. Sie nahm es auf und hatte Pech. Denn das Tier verletzte sich kurz darauf am Bein. Hohe Tierarztkosten fielen an und Beer bat öffentlich um Spenden. Yardena Malka, Spross einer Rösseler-Familie, wurde auf das Duo aufmerksam. Zusammen gründeten Heidi Zahner und Maureen Biner schliesslich den Verein Pferde in Not, der sich auf die Vermittlung der Tiere spezialisiert hat, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Besitzern bleiben können. Auch wenn der Verein nichts an der Vermittlung verdient, ist diese rechtlich gesehen ein Handel, für den es Bewilligungen und Patente braucht. Der Verein hat diese nun alle erhalten.
Weitere Infos: www.pferdeinnot.com
Zehn Tage hatte Malka schliesslich Zeit, alle Vierbeiner zu fotografieren und wenn möglich ihren Chip abzulesen. «Es war eine richtige Wundertüte», sagt sie. Als der Fall durch die Medien bekannt wurde, meldeten sich verschiedene Leute und behaupteten, ihr Pferd sei in der Herde. Doch nur in einem Fall entsprach dies der Wahrheit. Der Züchter hatte alle Papiere akribisch gesammelt und konnte für jedes Pferd nachweisen, dass es sein Eigentum war. Malka musste dann wie eine Kommissarin ermitteln: Waren sie geritten, gefahren oder roh? Welche Rasse, welches Alter, krank oder gesund? Schliesslich schrieb sie die Pferde zur Vermittlung aus und hatte sofort Interessenten. «Normalerweise prüfen wir einen möglichen Platz sehr genau», sagt sie. «Aber für die Boncourt-Pferde hätte das unsere Kapazitäten gesprengt.» An einem Donnerstag im Februar erhielt Malka das Okay vom Veterinäramt. Und am Samstag drauf wurden alle Pferde von ihren neuen Besitzern abgeholt.
Im Viertelstundentakt wurden die Pferde, Ponys oder Fohlen eingefangen und verladen. Eine Tierärztin war auf dem Platz, die Beruhigungsmittel gab, wenn es unbedingt nötig war. Nur wenige Tage nach der grossen Verladeaktion in Boncourt wurde der Verein auch nach Gränichen gerufen. Dort hatte die Polizei bei einer Razzia auf dem Hof eines Pferdezüchters zwölf verwahrloste Pferde beschlagnahmt. Und auch für diese wurden neue Plätze gefunden.
Es war eine anstrengende Zeit für die vier Frauen, die den Vereinsvorstand bilden. Alle Arbeit für die Pferde erledigen sie ehrenamtlich neben ihren Berufen. In Boncourt stand auch Heidi Zahner im Einsatz. Die 29-Jährige betreut im Verein die Region Ostschweiz/Zürich. Der Fall sei schwierig gewesen, sind sich die beiden Frauen einig. Verworren und von einem tragischen menschlichen Schicksal geprägt. «Wir wollen den Pferdezüchter keinesfalls in Schutz nehmen», sagt Malka. «Aber es war ihm überhaupt nicht egal, was mit seinen Tieren passiert.»
«Ich habe gesagt, dass das entweder der Aufstieg oder der Niedergang unseres Vereins ist», sagt Zahner. Am Ende sei es ein Aufstieg gewesen. Denn sie hätten für alle Tiere einen guten Platz gefunden und sich so in der ganzen Schweiz bekannt gemacht. «Aber es ist eigentlich ein trauriger Aufstieg», sagt sie. Präsidentin Malka erhält heute pro Tag rund zehn Anrufe, die Pferde in Not betreffen. «Ein Pferd kaufen kann jeder», resümiert Malka. Aber sobald Probleme auftauchen, seien viele Leute überfordert – entweder fachlich oder finanziell. «Und dann wollen sie das Tier wieder loswerden», sagt Malka.
Und so kommt es dann, dass Pferde wie die Friesenstute Saphira in Malkas Stall im aargauischen Brittnau landen. Saphira wurde abgegeben, weil sie schlägt und gesundheitliche Probleme hat. Ihre Besitzerin traute sich nicht mehr an sie ran. «Einen Käufer würden wir für die schöne schwarze Stute sofort finden», sagt Zahner. «Aber wir wissen, dass sie zurückkommen würde.» Sie könnten es nicht besser als andere, sagt Malka. «Aber wir halten länger durch und haben Geduld.» Und diese fehle heutigen Pferdebesitzern oft. Das Tier soll funktionieren, alles mitmachen und immer gesund sein. Aber Pferde brauchten manchmal einfach viel Zeit. «Und diese Zeit bekommen sie oft nicht.»
Auf Vermittlung spezialisiert
Gegründet wurde der Verein Pferde in Not im Jahr 2013. Jeannette Beer, die schon als Teenager Fohlen vor der Schlachtbank rettete, erhielt einen Anruf, dass das ehemalige Rennpferd Anjel einen neuen Platz brauche, weil es sonst eingeschläfert werde. Sie nahm es auf und hatte Pech. Denn das Tier verletzte sich kurz darauf am Bein. Hohe Tierarztkosten fielen an und Beer bat öffentlich um Spenden. Yardena Malka, Spross einer Rösseler-Familie, wurde auf das Duo aufmerksam. Zusammen gründeten Heidi Zahner und Maureen Biner schliesslich den Verein Pferde in Not, der sich auf die Vermittlung der Tiere spezialisiert hat, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Besitzern bleiben können. Auch wenn der Verein nichts an der Vermittlung verdient, ist diese rechtlich gesehen ein Handel, für den es Bewilligungen und Patente braucht. Der Verein hat diese nun alle erhalten.
Weitere Infos: www.pferdeinnot.com
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