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Sättel sind ein Kunstwerk. Für den Pariser Luxuskonzern Hermès nichts Neues. Denn der Firmen-gründer Thierry Hermès stellt Sättel seit 1867 her, hochwertige Pferdegeschirre gar seit 1837. Und dass noch immer wie vor 150 Jahren mit der gleichen Sorgfalt feinstes Leder zugeschnitten und vernäht wird, zeigte Hermès anlässlich des Pariser Hallenspringens im Grand Palais. Gross war das Interesse der Besucher nicht nur an der feinen Handwerksarbeit, nicht weniger spannend war für die meisten, einmal einen Blick unter den Sitz ins Innere eines Sattels werfen, den Aufbau eines Sattels mitverfolgen zu können. Und wer eine Frage zu einer der eben zu sehenden Arbeit hatte, -erhielt auch kompetent Antwort. Schliesslich steckt ein grosser Aufwand vom ersten Zuschneiden des Leders bis zum letzten Nadelstich hinter der Herstellung eines Sattels: 24 Stunden Arbeit rechnet man für einen Standardsattel, mit 40 Stunden wird für einen Masssattel gerechnet. 
Der Sattlerei treu geblieben
Es spricht für den heutigen Luxuskonzern mit weltweit 8000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von fast 2 Milliarden Euro, dass man an der Rue du Faubourg Saint-Honoré 24 noch heute hochwertige Sättel, feinstes Lederzeug und extravagante Reitaccessoires herstellt. Zudem bleiben die Hermès-Sattler nicht einfach dem Traditionsnamen treu, sondern warten laufend mit innovativen Neukreationen auf. Jüngstes Beispiel ist der Springsattel «Cavele», der grösstmögliche Nähe zum Pferd bietet und keine Naht mehr auf der Sitzfläche aufweist und damit eine von vornherein bekannte Schwachstelle ausschliesst. Billig ist er natürlich nicht, zu kaufen gibt es den Hermès Cavele ab 5300 Euro. 
Aufs Pferd schwingt sich die Menschheit seit über 6000 Jahren, den Sattel allerdings kennt man erst seit rund 2000 Jahren. Und wissenschaftlich beschäftigt sich die Reiterwelt mit Sätteln seit 20 Jahren, als man mit Satteldruckmessungen oder dem Einsatz der Thermografie nach Möglichkeiten suchte, Sättel fürs Pferd noch passender zu machen. Mehr als eine zusätzliche Information zur Sattelung sind diese zweifellos wertvollen Hinweise nicht und sollten niemals isoliert betrachtet werden. Freilich war ernsthaften Hippologen schon vor hundert Jahren bewusst, wie anspruchsvoll das Thema Sattel war. Ein Sattel ist schliesslich das Bindeglied zwischen den in Bewegung befindlichen Lebewesen Mensch und Pferd, wobei er dem Vier- und Zweibeiner den gleichen Komfort bieten soll. Ganz einfach ist das nicht immer, wie Thies Kaspareit im kürzlich im Olms-Verlag erschienenen Buch «Medizinische Sattellehre» festhält: «Aus der Sicht des Reitausbilders muss ein Sattel sowohl zum Pferd als auch zum Reiter passen. Das ist eine grosse Herausforderung, wobei es manchmal zu Zielkonflikten kommt. Der Sattel soll beiden zu bestmöglichen Leistungen und zu einem bestmöglichen Wohlbefinden verhelfen. Der richtige und richtig angepasste Sattel ist eine wichtige Grundlage für eine gute Kommunikation zwischen Pferd und Reiter, aber er entbindet den letzteren nicht von einer soliden Grundausbildung und richtigen Sitzschulung.» 
Der Universal-Armeetrachtensattel, passend für jeden Pferderücken, erfüllt die an einen Sattel gestellten Anforderungen nicht mehr. Der Armeesattel war mit seinen langen Trachten – diese findet man noch bei den Westernsätteln – dazu da, den Rücken des Pferdes weitgehend zu schonen. Denn er hatte nicht nur das Gewicht des Soldaten zu tragen, hinzu kam die ganze Ausrüstung mitsamt Gewehr. Der Sitzkomfort des Reiters stand nicht im Vordergrund. 
Viel Wissen als Grundlage nötig
Warum Sättel Bücher füllen und Themen von Seminaren werden, liegt in der Komplexität dieses für die Reiterei so wichtigen Gegenstandes. 1938 brachte es Otto von Bartholdy auf den Punkt, als er festhielt: «Zur einwandfreien Anfertigung eines Sattels gehört nicht nur eine jahrelange Übung, sondern auch genaue Kenntnisse des Pferdekörpers. Der Sattel dient zwei Wesen, Reiter und Pferd. Der Reiter kann sich äussern, wenn, wie und wo sich Mängel bemerkbar machen; das Pferd aber nicht. Es kann unter einem schlecht passenden Sattel unsägliche Qualen erleiden, und oft erhält es Beschädigungen, die sehr schwer heilen, so dass es als Reitpferd untauglich wird. Der Sattelmacher muss daher vor allen Dingen wissen, dass die Belastung des Pferderückens in nur wenig störender Weise geschehen darf und dass der tiefste Belastungspunkt des Sattels im sogenannten Schwerpunkt des Pferdes liegen muss; das ist in der Richtung der achten Rippe. Widerrist, Wirbelsäule und Nierenpartie müssen frei von jedem Druck beziehungsweise jeder Belastung sein. Darum muss der Sattelbaum, der das Gerippe, gewissermassen das Fundament des Sattels ist, so beschaffen sein, dass er unbedingt dieser Anforderung genügt. Ist der Sattelbaum von vornherein minderwertig oder entspricht er nicht der Bauart des Pferdes, so kann niemals ein ordentlicher und passender Sattel entstehen.»
Sattel als Nahtstelle
Als eigentliche Nahtstelle zwischen Pferd und Reiter sieht Eckart Meyners, der Experte für Bewegungslehre, den Sattel, der alle Bewegungen ermöglichen oder aber be- oder sogar verhindern kann. Weil es für Meyners den «richtigen Sitz» schlechthin nicht gibt, sondern nur den für jeden Reiter individuell optimierten Sitz, lässt sich für ihn auch nicht ein allseits passender Sattel finden. Ein Sattel muss für ihn primär den natürlichen physischen Gegebenheiten des Pferdes entsprechen und darf dessen Bewegungen nicht beeinträchtigen: «Erst wenn gewährleistet ist, dass Pferd und Reiter in ihren Bewegungsabläufen nicht behindert werden, kann Reiten als ein harmonischer Dialog stattfinden.» Wie? Mit einem passenden Sattel.  
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