Erwachsene Magendassel-Fliegen legen ihre Eier ab Juli auf den Vorderbeinen der Pferde im Flug ab. Das nach ungefähr 10 bis 14 Tagen schlüpfende erste Larvenstadium wird vom Pferd durch Belecken aufgenommen und setzt sich in der Maulschleimhaut fest. Hier entwickelt sich das zweite Larvenstadium. Dieses wird in den Magen abgeschluckt und bohrt sich als rotbraunes drittes Larvenstadium in die Magenschleimhaut ein. Die Drittlarven wachsen heran und erreichen bereits im März die Grösse einer Kaffeebohne. Dutzende davon kann der Magen eines einzigen Pferdes beherbergen. Im Frühling lösen sich die Dassellarven von der Magenwand und gelangen über den Kot auf die Weide. Dort verpuppen sie sich. Daraus schlüpft im Sommer die neue Dasselfliege; damit ist der Zyklus geschlossen.
Frühzeitig gegen Magendasseln vorgehen
Noch immer glauben viele Pferdehalter, Magendasseln Anfang Dezember behandeln zu müssen. Das ist jedoch völlig falsch. Denn mit dem Einsetzen der kühlen Herbstnächte verschwinden die erwachsenen Dasselfliegen. Es werden also keine neuen Eier mehr auf den Pferden abgelegt. In der Schweiz ist das – je nach Region – ab ende September der Fall. Berücksichtigt man den um diese Jahreszeit aufgrund der niedrigen Temperaturen ein wenig verzögerten Schlupf der Larven, so ist spätestens ab Ende Oktober damit zu rechnen, dass nun alle Larven vom Pferd aufgenommen wurden. Genau dann ist der richtige Termin für die Behandlung mit dem gegen Dassellarven effektiven Wirkstoff Ivermectin beziehungsweise der seltener auch benutzten Schwestersubstanz Moxidectin. Denn dieser Wirkstoff verteilt sich im gesamten Körper und erreicht bereits die wandernden Larven. Man muss also nicht warten, bis die Larven im Magen angekommen sind. Das wäre wenig sinnvoll. Denn so gesteht man den Parasiten eine unnötig lange Verweildauer und damit Schadwirkung im Pferdekörper zu.
Rundwurmbekämpfung abschliessen
Während die Magendasseln ein typisches Herbst- und Winterproblem darstellen, werden die Pferde während der ganzen Weidezeit von Rundwürmern geplagt. Dazu gehören beispielsweise Grosse und Kleine Palisadenwürmer, Spulwürmer und andere Parasiten. Vor allem im Spätsommer ist die Wurmbürde auf der Weide extrem hoch. Daher steigt das Infektionsrisiko stark an. Das gilt besonders für gemischte Pferdegruppen in Pensionsbetrieben mit hoher Fluktuation. Aber auch Jungtiere und erwachsene Pferde auf relativ kleinen Weideflächen sind übermässig stark gefährdet. Aus medizinischen Gründen ist es also sehr sinnvoll, die Rundwürmer zum Ende der Weidezeit abschliessend noch einmal zu bekämpfen. Dann gehen die Pferde parasitenfrei und hygienisch in die Winterquartiere. Das Ende der Weidezeit fällt in unseren Breiten meist ebenfalls auf den Zeitraum zwischen ende Oktober und Anfang November. Genau dann sollte die Behandlung erfolgen. Auch hier wäre es nicht sinnvoll, bis Anfang Dezember zu warten. Wer also seine «Dasselbehandlung» schon – wie von der Wissenschaft seit langem empfohlen – Ende Oktober bis Ende November durchführt, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Er bekämpft gleichzeitig Rundwürmer und Magendasseln zum frühest möglichen und optimalen Termin und spart daher eine zweite Wurmkur.
Bandwürmer nicht vergessen
Pferde werden von drei verschiedenen Bandwurmarten befallen. Diese leben hauptsächlich im Übergangsbereich zum Blinddarm und können bis zu 25 cm lang werden. Bandwürmer heften sich mit vier Saugnäpfen an die Darmwand der Pferde. Dadurch können dort schwere Entzündungen entstehen. Die Symptome eines Bandwurmbefalls sind nicht spezifisch. Bandwurmbefall kann sich in unspezifischer Abmagerung, in Verdauungsstörungen und schlechtem Fell äussern. Am gefährlichsten ist jedoch das Risiko für schwere, oftmals tödliche Koliken durch die starke Schwellung der Darmschleimhaut im Anheftungsbereich der Bandwürmer. Dies kann zu einem Engpass führen und damit zur Darmverlegung. Offenbar können bereits relativ wenige Bandwürmer zu diesen Problemen führen.
Auf Packungsinhalt achten!
Grosse Warmblutpferde wiegen mindestens 600 kg. Die meisten Wurmpasten für Pferde sind daher auf dieses Gewicht ausgelegt. Einige wenige Hersteller haben jedoch Packungseinheiten für 545 kg Körpergewicht im Programm. Damit sind die meisten Warmblutpferde unterdosiert. Die Folge: Das Präparat kann nicht wirken. Ausserdem wird das Auftreten von Resistenzen durch Unterdosierung gefördert. Daher sollte man sich vorher beim Tierarzt genau informieren, ob die Wurmkur für die vollen 600 kg Pferdegewicht konzipiert ist.
text Dr. Jürgen Bartz
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