Aus “Kavallo” 9/23: Ein Sonnenaufgangsritt, mehrere Galopprennen, unzählige kulinarische Höhenflüge sowie Einblicke in die Tradition der geschichtsträchtigen Miyak-Volksgruppe sind bei dem von Vasko Velichkovski geführten Trail inklusive. Kurzum: ein Fünf-Sterne-Abenteuer.
Von Carola Leitner
Nach dem Vortrag über die Sicherheitsmassnahmen während des Trails wird es still im Raum: Vasko Velichkovski, Guide und Besitzer von Sherpa Horse Riding, erklärt seinen Reitgästen die drei unterschiedlichen Arten des nordmazedonischen Canters. „Es gibt den organisierten Canter, wo hintereinander galoppiert wird, und den unorganisierten, bei dem jeder seinen eigenen Weg suchen und überholen darf – und dann sind da noch die Rennen!“ Grinsend ergänzt er, dass der Canter hier nur wenig mit dem, was man im Westen darunter versteht, zu tun hat. Die beiden holländischen Co-Guides Wesley und Laura nicken wissend. Nach diesen vielversprechenden Informationen werden die Pferdewünsche der Gäste eingeholt und die Guides überlegen, welches Reittier das passende ist. Informationen zum ersten Reittag lässt sich der 40-jährige Chef am ersten Abend überraschenderweise nicht entlocken. Das habe noch Zeit, heisst es. Die täglichen Briefings erfolgen beim Frühstück und werden von Vasko salbungsvoll und mit Augenzwinkern ähnlich einer Begrüssung von Luxus-Fluglinien vorgetragen. Am Schluss steht jeweils die eindrückliche Empfehlung: „Enjoy!“
Auf den Spuren der Miyaks
Der etwa 200 Kilometer lange Rundritt im Mavrovo Nationalpark beginnt auf Vaskos Farm nahe seines Heimatdorfs Galičnik. Der Trail führt über verschlungene Pfade zu den Dörfern Lazaropole sowie Gari und zwei abgeschiedenen Zeltcamp-Stationen in den Bergen über den Mavrovo See zurück zum Start. Seit etwa fünf Jahren bietet Vasko seinen Trail „Auf den Spuren der Miyaks“ an. Die nordmazedonische Volksgruppe, der auch unser Guide angehört, ist bekannt für die Pflege ihrer Bräuche und Traditionen. Er selbst habe manche der Pfade, auf denen seine Vorfahren mit ihren Schafherden unterwegs waren, wieder begehbar gemacht, wie er berichtet. Der Pferdemann informiert über die Geschichte der Miyaks, die Herrschaft der Osmanen und webt immer wieder amüsant Persönliches ein. „Wir leben ein bisschen anders als die Miyaks früher“, gibt er zu, doch eines sei gleichgeblieben: „Wir sind nach wie vor sehr stolz auf das, was wir tun!“ Mit leuchtenden Augen erzählt er von der Ehre als bajraktarot, dem berittenen Fahnenträger, an der traditionellen Hochzeitszeremonie in Galičnik teilzunehmen. Fotos eines Artikels im National Geographic zeugen davon. Zu dem Spektakel reisen alljährlich viele im Ausland lebende Miyaks und Besucher aus aller Welt in die kleine an den Hang geklebte Ortschaft an. Stets wird ein heiratswilliges Paar nach strengen Kriterien aus zahlreichen Bewerbern ausgewählt und nach altem Brauch vermählt. Früher dauerte das Mitte Juli stattfindende Fest eine Woche. Heute wird zweieinhalb Tage lang ausgiebig gefeiert, im Mittelpunkt stehen, neben dem Brautpaar, die eigene Kultur mit allen dazugehörigen Ritualen und Kostümen.
Hier geht’s zum ganzen Artikel aus dem Printmagazin.
Ihnen hat der Artikel gefallen? Abonnieren Sie das “Kavallo” und verpassen Sie nichts mehr!