Letztes Jahr hat der Schweizerische Verband für Pferdesport SVPS zusammen mit den Mitgliederverbänden und dem Schweizer Tierschutz STS eine Broschüre zum Thema Reitergewicht herausgegeben. Darin wird eine Faustregel für die maximale Gewichtsbelastung von Pferden empfohlen. Das prozentuale Gewichtsverhältnis Mensch zum Eigengewicht Pferd soll 15 Prozent nicht übersteigen. «Kavallo» spürt die wissenschaftliche Basis dieser Empfehlung auf und zeigt, was sie in der Praxis bedeutet.
Von Daniela A. Caviglia
Ausgelöst wurden die diesbezüglichen Aktivitäten des SVPS durch den Turnierbericht 2020 des Schweizer Tierschutzes. «Im Turnierbericht forderte der STS den Schweizerischen Verband für Pferdesport SVPS auf, sich dem Thema anzunehmen. Der Pferdesportverband rief eine Arbeitsgruppe Reitergewicht ins Leben, bestehend aus Schweizer Pferdefachpersonen, dem STS und Vertretern des SVPS», schreibt der STS in seiner Medienmitteilung (Quelle: www.bit.ly/3Qvdhio). Und erklärt: «Auch erwachsene Reiterinnen und Reiter überschreiten teilweise das von unabhängigen Pferdefachpersonen und Expertinnen des Schweizer Tierschutz STS empfohlene Reitergewicht von maximal 15 Prozent des Pferdegewichts. Die absolute Toleranzgrenze liegt bei 20 Prozent.»
Woher stammen diese 15 Prozent?
Mit der Formulierung «unabhängige Pferdefachpersonen und Expertinnen des Schweizer Tierschutzes STS» als Quelle für die 15-Prozent-Faustregel kann man strenggenommen nicht viel anfangen. Und auch in der Medienmitteilung des SVPS gibt nicht viel mehr her. Ergiebiger ist jedoch die Broschüre zum Thema Reitergewicht, in der mehrere Studien als Quellen genannt werden (Link zur Broschüre: www.bit.ly/3HwPuL4).
Besonders ergiebig ist hier das «Merkblatt Nr. 185 – Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz eV», www.bit.ly/3QCRgi3. Für dieses, aus dem Jahr 2019 stammende Merkblatt wurden mehrere internationale Studien ausgewertet. Das Fazit: «Weitere mit der Gewichtsbelastung korrelierende Veränderungen zeigen sich in […] der Schmerzhaftigkeit und Verhärtung der Muskulatur. Dabei waren mit 15 % Gewichtsbelastung ihres eigenen Körpergewichtes noch keine messbaren Effekte feststellbar, bei 20 % Gewichtsbelastung gab es erste schmerzhafte Muskelreaktionen in Abhängigkeit von der Lendenbreite. Diese wurden mit einer Überschreitung 25% bzw. 30% Gewichtsbelastung zunehmend deutlicher und länger anhaltend. Ein unsicherer, nicht ausbalancierter Reiter kann diese Effekte zusätzlich verstärken.» (Quelle: www.bit.ly/3QCRgi3)
Wie Komplex das Thema Tierwohl im Pferdesport ist, erkennt man auch daran, dass aus Überlegungen zum Reitergewicht Pferderennen die wohl pferdefreundlichste Sportart wären. Rennpferde tragen nur rund 50 Kilo Gewicht. (Can Stock Photo / CBoswell)
Ausnahmen und einflussnehmende Faktoren
Auch wenn die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz eV in ihrem Merkblatt die 15-Prozent-Regel empfiehlt, so weist sie dennoch darauf hin, dass sie nicht bei allen Rassen gültig sein kann: «Es wurde in den Untersuchungen jedoch ebenfalls festgestellt, dass weniger die Gewichtsbelastung im Verhältnis zum Körpergewicht des Pferdes entscheidend für die Tragfähigkeit des Pferdes war, sondern vielmehr die Breite der Lende und der Umfang des Röhrbeins. Je breiter die Lende und je grösser der Röhrenumfang im Verhältnis zum Körpergewicht des Pferdes, desto geringer die Muskelschäden mit höherer Gewichtsbelastung. Das erklärt, warum Ponys in Relation zu ihrer Körpermasse tendenziell mehr Gewicht tragen können.»
Durchschnittsgewicht und Röhrbeinbelastungsindex nach Rasse aus der Broschüre des SVPS.
Den Röhrbein-Index hat auch der SVPS in seiner Broschüre aufgeführt und auch in der Medienmitteilung wird darauf hingewiesen, dass weitere Faktoren zu Abweichungen von der 15-Prozent-Regel führen können: «Dabei sind viele Faktoren zu beachten, die über eine dem Pferd zumutbare Last entscheiden: die Fitness und der Ausbildungsstand von Pferd und Reiter, die Ausrüstung, die Rasse sowie das Einsatzgebiet des Pferdes und welcher Belastung es dadurch ausgesetzt wird.» Dass die Art der Belastung einen hohen Einfluss auf die Tragfähigkeit von Pferden hat, zu diesem Schluss kommt auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz eV in ihrer Studienauswertung. Jedoch sind nicht kürzere Einheiten schonender, wie man meinen könnte, sondern es «zeigt sich, dass Pferde bei einer moderaten Ausdauerleistung ein höheres Gewicht besser vertragen, als bei einer kurz andauernden, intensiven Leistung.»
Die jahrhundertelange Selektion als Reittier für Erwachsene befähigt sie, «relativ hohe Gewichte relativ schadlos zu tragen». (Can Stock Photo / pitinan)
Sonderfall Islandpferd?
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz eV bezeichnet Islandpferde explizit als Sonderfall. Diese Rasse sei «seit Jahrhunderten auf eine reiterliche Nutzung durch erwachsene Reiter gezüchtet. Trotz ihrer relativ geringen Widerristhöhe und des dadurch auch geringeren Gewichts gegenüber anderen Pferden und Kleinpferderassen haben Isländer in den vergangenen Jahrhunderten einige Besonderheiten entwickelt, die sie befähigen, relativ hohe Gewichte relativ schadlos zu tragen.» (Quelle: www.bit.ly/3QCRgi3)
Die etwas höhere Belastbarkeit von Isländern wurde vor fünf Jahren auch wissenschaftlich nachgewiesen. Dabei wurden Islandpferde mit Reitergewichten von 15 bis zu 35 Prozent belastet, um die Gewichtsbelastung zu ermitteln, die ohne Schmerzen und gesundheitliche Schäden tragbar ist (Quelle: «STEFANSDOTTIR, G.J., GUNNARSON, V., ROEPSTORFF, L., RAGNARSSON, S., JANSSON, A., 2017, The effect of rider weight and additional weight in Icelandic horses in tölt: part I & II). Auf ein 350 Kilogramm schweres Islandpferd berechnet bedeuten 35 Prozent Belastung ein Reitergewicht von122,5 Kilogramm. Als idealer Wert hat sich in der Studie eine Belastung von 22,7 Prozent ergeben, was einem Reitergewicht von 79,45 Kilogramm entspricht, gut gymnastizierte und bemuskelte Islandpferde haben sich auch noch mit einer prozentualen Belastung von 27,5 schmerzfrei bewegt, was 96,25 Kilogramm Reitergewicht entspricht.
Im Distanz-Reitsport kommen oft zierliche Rassen wie Arabische Vollblüter zum Einsatz. Laut 15-Prozent-Regel tragen sie in internationalen Rennen zu viel Gewicht. (Can Stock Photo / Azaharapf)
Sonderfall Endurance?
Der SVPS schreibt in seiner Broschüre: «Als Faustregel für einen grundsätzlichen Richtwert – prozentuales Gewichtsverhältnis Mensch zum Eigengewicht Pferd – empfiehlt der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) von 15 % auszugehen. Bis zu einem Verhältnis von 15 % befindet man sich im empfohlenen grünen Bereich. Dies, sofern keine anderweitigen Empfehlungen von Fachverbänden vorliegen.» Der letzte Satz hat es in sich. Denn er schafft nicht nur Lücken für die tragfähigeren Islandpferde, sondern schützt auch die Weisungen der FEI bezüglich internationalen Endurance-Wettbewerben.
Bei CEI 1* und CEI 2* gelten nämlich Mindestgewichte von 70 Kilogramm, bei CEI 3*, CEIOs und Championaten sogar 75 Kilogramm. Da in dieser Sportart sehr viele arabische Vollblüter starten, übersteigen diese Gewichtslimiten deutlich die 15-Prozent-Empfehlungen. Geht man von einem Durchschnittsgewicht von 450 Kilogramm eines Arabischen Pferds aus – und dieses Durchschnittgewicht gibt der SVPS in seiner Broschüre an – dann wäre das maximal zulässige Reitergewicht genau 67 Kilogramm und 500 Gramm. Leider war «Swiss Endurance» nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Ab 20 Prozent tierschutzrelevant
Bei Grosspferden sind sich alle Studienverfasser einig: Ab 20 Prozent Reitergewicht wird es für den Pferderücken schmerzhaft. In zahlreichen Ländern weltweit gilt deshalb diese Obergrenze. Zur Veranschaulichung: Bei einem 650 Kilogramm schweren Grosspferd wäre dies ein Reiter mit 130 Kilogramm Körpergewicht. Um die 15-Prozent-Regel einzuhalten, könnte dieses Pferd von einem über 96 Kilogramm schweren Reiter geritten werden.
Je nach Grösse erreichen Männer diese Gewichtslimite schnell mal. Während bei Frauen rein optisch meist von einem höheren Gewicht ausgegangen wird, als sie tatsächlich aufweisen. Die Infografik zeigt die ungefähren Silhouetten zweier 80 Kilogramm schwerer Menschen. Eine Frau, die 160 cm gross ist und einen 180 cm grossen Mann.
Die ungefähren Körperformen einer Frau (160 gross) und eines Mannes (180 gross), beide zwischen 75 und 80 Kilogramm schwer. (Infografik «Kavallo»)
Schlankere und fittere Rösseler gewünscht
Die gleichzeitige Lancierung der Kampagne Fit4myhorse durch den SVPS mit Übungsvideos zeigt deutlich: Der Pferdesportverband wünscht sich fittere und schlankere Reiter:innen. Und erklärt in seiner Medienmitteilung: «Doch auch, wenn das Verhältnis bei oder gar unter 15 Prozent im grünen Bereich liegt, gilt es unter anderem auf eine korrekt angepasste Ausrüstung, die eigene Fitness und reiterlichen Fähigkeiten zu achten.» (Quelle: www.bit.ly/3xUZJFL)
So löblich dieses Vorgehen ist, so kann es auch Schattenseiten mitbringen. Für Frauen, die nicht dem Bild einer gertenschlanken Reiterin entsprechen, können nicht nur Online-Dienste wie Facebook oder Instagram zum Problem werden, sondern auch Turnierplätze, Reitställe und Vereinskameraden. Denn leider werden sie oft wegen ihres Gewichts gemobbt, auch wenn sie gute Reiterinnen sind und immer noch 20 Kilogramm weniger wiegen als der mit einem gleich grossen Pferd reitende Mann.
Auch das Menschenwohl ist wichtig
Bodyshaming ist nicht nur im Reitsport ein grosses Thema, sondern auch in der Freizeitreiterei. Auf Facebook und Instagram sieht man fast nur perfekte Körper und schlanke Reiterinnen, wer nicht den Idealen entspricht wird mit Hasskommentaren überschüttet oder innert Stunden von zig Abnehmgurus zugespammt.
Das Mobbing von molligen Frauen geht aber über die sozialen Kontakte, sei es online oder offline, hinaus. Erst seit kurzem gibt es eine Reithosenmarke, die etwas weitere Taillenumfänge berücksichtigt und grössere Grössen nicht einfach nur länger macht. Im Spätsommer 2021 war Figur-Mobbing – und zwar in beiden Richtungen – ein grosses Thema, nachdem Shitstorms wegen molliger Reiterinnen durch den sozialen Dschungel tobten (siehe auch: Zu dick, zu dünn, zu weiblich? Wie Bodyshaming Reiterinnen belastet, www.bit.ly/3MYyLl2).
Ob hier das Gewichtsverhältnis wohl stimmt? Bei Männern wird tendenziell eher davon ausgegangen als bei Frauen. (Can Stock Photo / smuki)
Der BMI hat keinen Einfluss
Solange die Tragkraft des Pferdes zur Reiterin oder zum Reiter passt, gibt es aus tierschutzrechtlichen Gründen nämlich nichts zu bemängeln, und zwar egal, wie der BMI aussieht. Zu diesem Schluss kommt die bereits zitierte Studie “The influence of rider:horse bodyweight ratio and rider-horse-saddle fit on equine gait and behaviour: A pilot study” von S. Dyson,A. D. Ellis,R. Mackechnie-Guire,J. Douglas,A. Bondi,P. Harris (www.bit.ly/3b7msFQ). Ob gemäss BMI-Rechner unter-, normal- oder übergewichtig: Solange das Verhältnis zwischen Pferd und Reiter stimmt, das Pferd trainiert und die reiterlichen Fähigkeiten gut sind, steht den gemeinsamen Reitabenteuern nicht im Wege.
Für die Gesundheit des Menschen relevant, für das Pferd nicht: Die Einstufung des Gewichts nach Grösse beim Menschen. Für das Pferd ist jedes Kilo einfach ein Kilo. (Quelle: www.bit.ly/3xS9R21)
Der Schweizerische Tierschutz möchte, dass sich Rösseler zukünftig neue Pferde auch unter dem Aspekt kaufen, dass sie zu ihrem eigenen Gewicht passen. «Am besten wird das Thema Reitergewicht bereits vor dem Pferdekauf abgeklärt – als ein wichtiger Faktor, der auf das für sich passende Pferd schliessen lässt», heisst es in der bereits erwähnten Medienmitteilung.
Der Schlusssatz der STS-Medienmitteilung lautet knapp und klar: «Eine Überbelastung des Pferdes ist tierschutzwidrig.» Einfach das Pferd etwas schwerer füttern, damit das Gewichtsverhältnis wieder stimmt, ist übrigens kein empfehlenswerter Schachzug. Denn laut Studien muss für übergewichtige Pferde die Gewichtsbelastung sogar niedriger gewählt werden, da der Bewegungsapparat der betroffenen Pferde durch das eigene Übergewicht bereits dauerhaft überlastet ist. Aber auch untergewichtigen und/oder schlecht bemuskelten Pferden ist weniger Gewichtsbelastung zuzumuten. (Quelle: www.bit.ly/3QCRgi3)
Übergewichtige Pferde kämpfen schon mit ihren eigenen Kilos und können trotz augenscheinlich besserem Gewichtsverhältnis nicht von schwereren Reiter:innen geritten werden. (Can Stock Photo / Zuzule)
Stellungnahmen des IPV CH und des PI-CH
Nachdem der SVPS seine neue Broschüre mit Empfehlungen zur maximalen Gewichtsbelastung von Pferden herausgegeben hat, wurde in der Schweizer Rösseler-Community hitzig diskutiert. Vor allem bezüglich Island-Pferde, Westernreiten (Verhältnis Pferdegrösse/männliche Reiter), Distanzreiten (Handicaps, viele AV), aber auch bei der Reittherapie mit Erwachsenen vermutete man Probleme. Für die Freizeitreiterei hingegen fanden die meisten eine solche Empfehlung sinnvoll bezüglich untrainierter Pferde und zu schweren Reitern.
«Kavallo» wollte herausfinden, wie viele Vorurteile bei diesen Äusserungen mitgespielt haben oder ob sie gerechtfertigt sind. Darum wurden die Verbände für Islandpferdereiter, Westernreiter, Distanzreiter, Freizeitreiter und pferdegestützte Interventionen gefragt, wie sie diese Empfehlung aus Verbandssicht einschätzen, was sie für den jeweiligen Sport/die Mitglieder bedeuten oder ob eigene Leitplanken existieren, die von den SVPS-Empfehlungen abweichen? Nur zwei der Verbände haben eine Stellungnahme geschickt, die nachfolgend im Original-Wortlaut zu lesen ist.
IPV CH
«Wie viel Gewicht darf aufs Pferd» ist ein gewichtiges Thema und es ist heutzutage jedem bewusst, dass das Körpergewicht der Reiterin oder des Reiters eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur der Schweizerische Verband für Pferdesport SVPS, seine Mitgliederverbände sowie der Schweizer Tierschutz STS, sondern auch die Islandvereinigung Schweiz (IPV CH) und die FEIF, der Dachverband aller Islandpferdevereinigungen, haben sich mit diesem heiklen Thema bereits beschäftigt und werden dies auch in Zukunft tun. Die Islandvereinigung Schweiz war zudem in der Arbeitsgruppe, die die vorliegende Broschüre erarbeitet hat, vertreten.
Die Islandpferde-Vereinigung Schweiz hat in Zusammenarbeit mit der FEIF eine rassespezifische Empfehlung verfasst, die auf wissenschaftlichen Daten basiert. Das Körpergewicht der Reiterinnen und Reiter spielt eine wichtige Rolle, aber lässt sich unmöglich mit einer allgemein gültigen Ziffer reglementarisch festhalten. Die in der Broschüre angeführte Faustregel von 15% als grundsätzlichen Richtwert – prozentuales Gewichtsverhältnis Mensch zum Eigengewicht Pferd – ist eine Empfehlung, die, wie auch angeführt wird, von einer langen Liste an Faktoren beeinflusst wird. Gerade beim Islandpferd kommen zahlreiche dieser Faktoren zum Tragen.
Islandpferde werden seit Jahrhunderten für den landwirtschaftlichen Gebrauch und für das Reiten über weite Strecken gezüchtet. Trotz ihrer relativ geringen Widerristhöhe und dem daraus resultierenden geringeren Gewicht im Vergleich zu anderen Pferderassen, werden Islandpferde seit Jahrhunderten als Reit- und Arbeitspferd eingesetzt und gelten als starke, widerstandsfähige und robuste Rasse.
Die Islandpferdezucht legen seit vielen Jahren einen klaren Schwerpunkt auf die Zucht von Islandpferden mit einem starken und gut bemuskelten Rücken, mit robusten Beinen und gut entwickelten Gelenken und Knochen. So ist auch die Widerristhöhe bei Islandpferden in den letzten 30 Jahren um durchschnittlich 10 cm gestiegen.
Diverse wissenschaftliche Studien, die zum Thema Belastbarkeit des Islandpferdes durchgeführt wurden, unterstreichen die unterschiedlichen Faktoren, die zu diesem Thema beleuchtet werden müssen. Neben der Größe und dem Körpergewicht des Pferdes, spielen auch das Alter, der Ausbildungs- und Trainingsstand, die Muskulatur, die Geschwindigkeit und die Gangart, in der geritten wird, sowie die Konstitution und Kondition eines Pferdes eine wichtige Rolle. Aber auch das reiterliche Können der Reiterinnen und Reiter – Balance, Reitstil, Ausbildungsstand – der Zustand der Ausrüstung, die Art der Nutzung und Intensität des Reitens sowie scheinbar unwichtige Faktoren wie Wetter, Bodenbeschaffenheit und Jahreszeit können einen Einfluss auf die Belastbarkeit des Pferdes haben.
Die Ausbildung von Pferd und Reiter ist unabdingbar, um das Bewusstsein und das Wissen der Pferdehalter zu schulen und um einschätzen zu können, was ein Pferd leisten kann und was aus tierschutzrelevanter Sicht vertretbar ist. Deshalb ist die Islandpferdevereinigung Schweiz unter anderem in der Berufsbildung der OdA Pferdeberufe und in der nationalen und internationalen Trainerausbildung sehr aktiv. Unsere Trainer werden auch nach der Beendigung der Ausbildung laufend weiter geschult, sodass Reiter und Besitzer von Islandpferden stetig auf ein großes und kompetentes Netzwerk von geschulten Fachkräften zurückgreifen können.
Die vorliegende Broschüre empfiehlt eine Selbsteinschätzung, die auf viele der soeben erwähnten Punkte eingeht und aufzeigt, was aus tierschutzrelevanter Sicht vertretbar ist und wie jeder das individuelle Gesamtbild analysieren kann. Ein erster Ansatz, den jede und jeder versuchen sollte.
Die Stellungnahme des internationalen Dachverbands FEIF zum Thema Reitergewicht einschließlich der Literaturverweise finden Sie auf www.ipvch.ch bzw. auf der FEIF Website, www.bit.ly/3Ok2NR5.
Roger Scherrer, Präsident IPV CH
PI-CH
Als Berufsverband Pferdegestützte Interventionen (PI-CH) verfolgen wir die Untersuchungen des SVPS/ STS zum Thema “Reitergewicht” und die daraus resultierenden Diskussionen mit grossem Interesse. Wir sind uns der Problematik durchaus bewusst. So wird bereits während unserer Ausbildung zur Fachfrau/ Fachmann Pferdegestütze Therapie PI-CH auf diese Thematik eingegangen. Denn das Wohlergehen unserer vierbeinigen Partner und Co-Therapeuten ist uns ein sehr grosses Anliegen. Bei unseren Überlegungen, wie hoch die Gewichtslimite von Therapiepferden sein darf, spielen viele Faktoren mit. Nicht nur die Dauer und die Gangart in welcher geritten wird, sondern auch der Körperbau, die Grösse und das Gewicht des Pferdes, sein Trainingszustand sowie seine psychische und physische Verfassung werden dabei berücksichtigt. Ebenfalls legen wir grossen Wert auf eine artgerechte Gruppenhaltung in einem strukturieren Offenstall und auf abwechslungsreiche Ausgleichsarbeit wie zum Beispiel Fahren, Geländeritte, Cavalettiarbeit, Bodenarbeit etc. Die Empfehlungen des SVPS ergänzen sich also mit dem wachen Auge des Pferdetrainers. Selbstverständlich werden wir die neue Broschüre unter unseren Mitgliedern verbreiten und das (ge)wichtige Thema “Reitergewicht” weiterhin wach halten, um unsere
Deborah Wanner, Geschäftsstelle PI-CH
Disclaimer: Dieser Artikel erschien zum ersten Mal in der «Kavallo»-Ausgabe 07/2022 und unterliegt vollständigem Copyright.
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Nun ist nur zu hoffen, dass das mit 15 % Gewichtsbelastung endlich auch mal durchgesetzt wird! Ausreden wie Menschenwohl oder Gewichtsträger hin oder her. Man kann das Pferd übrigens auch an die Kutsche spannen.