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Extreme Trail ist eine noch junge, sich im Aufschwung befindende Sportart. Auch weil für diese spannende Disziplin alle Pferderassen und Reitweisen geeignet sind. Das gemeinsame Bewältigen natürlicher oder naturnah gebauter Hindernisse macht Spass, zudem fördert es Koordination, Kondition, Partnerschaft und Selbstvertrauen.

Wer mit seinem Pferd im Gelände unterwegs ist, wird bisweilen mit Situationen konfrontiert, die auf den ersten Blick unüberwindlich scheinen: Abhänge, Gräben, Baumstämme, Engpässe, Stufen, Bachbette, Geröll oder gar eine Kombination davon. Pferde in freier Wildbahn können sich die nötigen Erfahrungen aneignen, die es ihnen dann ermöglichen, genau abzuschätzen, wie ein Hindernis zu überwinden oder ob ein Weg passierbar ist – selbst heikle Passage können sie sicher bewerkstelligen. Domestizierte Equiden werden in der Regel damit nicht mehr konfrontiert. Sie tun einfach das, was der Mensch von ihnen verlangt.
Pferd sucht sich den Weg
Hier setzt das Extreme-Trail-Training an. Dem Pferd wird dabei ermöglicht, dass es selber denkt und lernt, die Hindernis einzuschätzen. Es soll den Kopf senken, das Hindernis inspizieren und sich seinen Weg suchen. -«Adapting to the trail», sich dem idealen Weg anpassen, lautet dies im Fachjargon. Der Schwerpunkt liegt in der Art und Weise, wie sich das Pferd durch den Kurs denkt, in seinen exakten Bewegungen und präzisem Führen/Reiten. Dabei dürfen die Sinnesleistungen und Reflexe des Lauf- und Fluchttiers nicht gestört werden, was genaue Hilfen seitens des Menschen bedingt. Diese sollen minimal sein. Dennoch lässt sich das Pferd jederzeit zentimetergenau dirigieren (anhalten, vorwärts, rückwärts, seitwärts). Die Grundlagen dieser kommunikativen Basis und der vertrauensvollen Zusammenarbeit werden vorab in der Bodenarbeit gelegt. Hier kann der Mensch sein Timing, seine Führungsqualitäten und Klarheit ausbilden – wichtige Voraussetzungen für die Partnerschaft von Mensch und Pferd.
Das Ausbildungsziel ist erreicht, wenn die unterschiedlichen Hindernisse sicher, selbstständig, entspannt und in gleichmässig ruhigem Tempo mittig überwunden werden können. «Uns fasziniert immer wieder, wie die Mensch-Pferde-Teams an den gestellten Aufgaben zusammenwachsen und was sie daraus in den Alltag mitnehmen», sagt Reto Moor, der gemeinsam mit Ehefrau Marianne Isabelle auf ihrem Reiterhof in Le Fuet im Berner Jura einen Extreme-Trail-Parcours mit über 40 Hindernissen erschaffen hat. In saftig-grüne Wiesen eingebettet sind verschiedene Brücken, Plattformen, Stege, Tore, Stufen, Hügel, Gräben, Abhänge, Tore, Fächer und Stammkombinationen. Nächstes Jahr kommen eine Hängebrücke sowie ein Wasserdurchgang dazu. Als gelernter Konstrukteur mit handwerklichem Flair für Holzarbeiten berechnet Reto Moor die Brücken und Stege statisch genau, um deren Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten.
Als besondere Vorteile der Sportart erwähnt Marianne Isabelle Moor in erster Linie das gemeinsame Erarbeiten von Gelassenheit, Trittsicherheit und gegenseitigem Vertrauen, gepaart mit Muskelaufbau an Rücken, Bauch und Hinterhand des Pferdes. Beide befassen sich seit einem Jahrzehnt mit der aus den USA stammenden Sportart und amtieren als Trainer, Parcoursbauer sowie als von der EETA (1st European Extreme Trail Association) und der IMTCA (International Mountain Trail Association) anerkannte Richter sowohl bei Turnieren in der Schweiz als auch in Europa, wie zum Beispiel dem German Open.
Klare Regeln, kein Zeitdruck
Die Bewertungskriterien erlauben den Teilnehmern und dem Publikum ein transparentes Nachvollziehen der richterlichen Entscheidungen. Für jedes Hindernis gelten drei Standard-Manöver: Einritt (max. 2 Punkte), Durchritt (max. 5 Punkte) und Ausritt (max. 2 Punkte). Zudem können die Richter pro Hindernis einen Bonuspunkt vergeben, wenn die Aufgabe absolut korrekt und mit Horsemanship absolviert wird. Der Katalog für Punkteabzüge umfasst Fehler von 0,5 bis 5 Punkten für Unliebsames wie Zögern, Stolpern, Unaufmerksamkeit, Unwilligkeit, Tempounterschiede sowie das Verlassen oder das Touchieren des Hindernisses mit dem Huf. Und was dabei auch sehr wichtig ist: Das Absolvieren des Parcours kann ohne jeglichen Zeitdruck erfolgen.
In Anlehnung an das deutsche -EETA «Official Handbook of Rules and Regulations» soll für die Schweiz ein eigenes Regelwerk ausgearbeitet werden. «Mittelfristig möchten wir einen Swisscup organisieren, mit drei bis vier Turnieren in der Schweiz», gibt Reto Moor Einblick in Zukunftsvisionen. Die Palette der Schwierigkeitsklassen soll erweitert werden. Sowohl in den geführten als auch gerittenen Klassen sollen die Stufen Easy, Medium, Solid und Extrem angeboten werden, zudem Sonderklassen für Jungpferde geführt, Minis bis Stockmass 120cm, Handicap, Gebisslos und Junior Handling.
Für Sanja Leuenberger, ebenfalls Richterin und Trainerin, ist Extreme Trail auch ideal, um Verhaltensforschung zu betreiben. Für die TA-Technikerin bei der Tierklinik 24 im aargauischen Staffelbach ist es sehr spannend, welche rassenspezifischen Unterschiede beim Bewältigen der nicht alltäglichen Hindernisse zu Tage treten. Diesbezüglich hat sie sogar zwei Doktorarbeiten geplant. In ihrem Horse Trail Park auf dem Areal des Trottenhofs in Erlinsbach AG, der alsbald auf 32 Hindernisse ausgebaut werden soll, trainieren nebst den für die Trailsportarten klassischen Westernpferde auch Trabrenn-, Spring-, Distanz- und Fahrpferde sowie Ponys. «Einerseits sprechen die Augen der Equiden Bände. Andererseits kann ich die Augen schliessen und nur vom Gehör her sagen, um welchen Typ Pferd es sich beim Absolvieren eines Hindernisses handelt.»
Es sei faszinierend, die ursprüngliche Veranlagung, das individuelle Wesen und die natürliche Intelligenz des Pferdes zu erforschen und respektvoll zu fördern. Auf zahlreichen langen Wanderritten hat Sanja Leuenberger viel Erfahrung gesammelt. Sie beschäftigt sich seit 15 Jahren mit Ex-treme Trail. Und weil alle Hindernisse aus natürlichen Materialien, Stein und Holz, bestehen und Plastik nicht erlaubt ist, erfüllt der Sport auch einen ihr wichtigen Umweltgedanken.
Sport bekannter machen
Nebst einem umfangreichen Kursangebot sind im nächsten Jahr auch schon einige Turnierdaten fixiert. Am 6./7. Juni wird das 2. Outdoor Extreme Trail Turnier im Swiss Mountain Trail Park in Salez SG durchgeführt. Und im September wird im Reitzentrum Gstaad erneut ein Extreme-Trail-Turnier stattfinden, nachdem der Premiere grosser Erfolg beschieden war. Geplant ist zudem ein Turnier im Raum Aargau. Noch offen sei, ob und in welchem Rahmen die Sportart wieder an der BEA PFRD vertreten sei. «Wir würden gerne wieder einen Nachmittagsblock an einem Wochenende in der grossen Arena belegen.»

Extreme-/Natur-Trail in Düdingen

Welch wachsender Beliebtheit sich die Disziplin Extreme-/Natur-Trail erfreut, zeigt sich auch in der Erweiterung des Parcours mit vielen neuen und spannenden Hindernissen auf der Pferdesportanlage Steinlera in Düdingen. Um nicht weniger als zehn neue Hindernisse wurde der Parcours erweitert, selbst eine Holzbrücke (unser Bild) fehlt im vielfältigen Angebot nicht. Sinn und Zweck des erweiterten Angebotes ist es, die Pferde physisch und psychisch zu stärken, damit sie mit den An- und Herausforderungen im Alltag vertrauter werden, was darüber hinaus auch die Beziehung zwischen Pferden und Mensch stärkt. Die Anlage steht für Kurse zur Verfügung wie auch für Einzeltrainings. Weitere Infos: berger.thomas@bluewin.ch

Präsentation an der ExpoHorse

Um ein breites Publikum zu erreichen, präsentiert sich die Sportart mit einem Stand auch an der ExpoHorse 2019, die vom 29. November bis 1. Dezember in der Messehalle Zürich stattfindet. Anwesend werden Vertreter der drei von der EETA anerkannten Schweizer Extrem-Trail-Anlagen sein: Moor & More, Le Fuet BE (www.moorandmore.ch), Swiss Mountain Trail, Salez SG (www.swiss-mountain-trail.ch) und Horse Trail Park, Erlinsbach AG (www.horsetrail.ch).

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