Mein Pferd, du hast recht

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«Ja, du hast recht, mein Pferd, du Lehrmeister des Menschen! Deine Wünsche will ich weitertragen und zu meinem Teil dazu mithelfen, dass ihr guten Pferde stets das Verständnis und die Liebe von den Menschen erfahrt, die zu euch kommen», sprach der Reiter auf dem Heimritt zu seinem Pferd «Christel». Es hatte ihm eben seine Neujahrswünsche mitgeteilt, die dann im «Schweizer Kavallerist» 1950 abgedruckt wurden. Auch nach 70 Jahren sind sie noch genau so aktuell wie damals: «Schaut doch, dass ihr Menschen unser Futter sorgfältig zurecht macht. Macht unsere Krippen vor der Mahlzeit sauber, damit wir das Futter nicht angesäuert fressen müssen. Auch Wasser müsst ihr uns oft geben, wir haben auch im Winter Durst. Doch sauber und klar muss es sein. Ebenso wollen wir gepflegt sein. Deshalb vernachlässigt unsere Pflege nicht und schirrt uns vorschriftsmässig auf. Achtet auch auf unser Geschirr, dass es sauber und ganz ist, damit wir uns nicht wund scheuern. Und schickt nicht jeden jungen Burschen auf uns los! Meist jagen sie uns doch nur, zumal über das Pflaster, und geht ihnen das noch nicht schnell genug, dann ziehen sie dauernd an der Leine. Ihr spürt die Schmerzen nicht, die wir im Maul haben. Kommen wir nass oder verschwitzt nach Hause, dann stellt uns nicht so in den Stall, sondern reibt uns trocken und putzt uns nochmals. Wir können sonst des nachts vor Juckreiz nicht schlafen, weil unsere Poren durch den Schweiss geschlossen sind. Und endlich haben wir ein Anliegen an die Reitlehrer: Sorgt dafür, dass wir beim Springen nicht vor jedem Hindernis mit den Sporen bearbeitet werden. Nehmt jungen und alten Reitern die Sporen weg, solange sie den Absatz noch nicht zuverlässig halten können. Bei ungerechtem Peitschengebrauch regt sich jeder von euch auf. Ist der ungerechte Sporengebrauch nicht viel schlimmer?! Seht euch unsere Augen an, wenn wir beim Sprung gespornt werden. Es nützt uns Pferden nichts, wenn ihr euer Reiterherz nur auf den Lippen tragt.»
Der Wunsch des Pferdes an uns Menschen hat von seiner Gültigkeit genauso wenig an Aktualität eingebüsst wie er schon damals seit bald 100 Jahren immer wieder vorgetragen wurde. Denn bereits 1861 war der Schweizer Tierschutz STS gegründet worden und gilt als älteste national tätige Tierschutzorganisation. Der Schutz von Pferden vor Misshandlungen war einer der Hauptgründe gewesen. Offenbar mit bescheidenem Erfolg, was wohl zur Gründung der «Schweizerischen Pferdevereinigung Solothurn» 50 Jahre später führte. Als Begründung führte Kavallerie-Hauptmann Fritz Egger unter anderem «die vielen Unglücksfälle mit Pferden und die fortwährend wachsenden Pferdeschindereien» an. In Deutschland entstand etwas später der Verein «Pferdewohl», als Motto gab er sich «Sei Du der Freund Deiner Pferde». 1929 liess er sogar einen Film drehen unter dem Titel «Vernunft oder Gewalt». Bei der Uraufführung waren sogar die preussischen Ministerien anwesend. Ein Film, der einmal gedreht werden musste, kommentierte die «Deutsche Zeitung» nach der Premiere.
Den Neujahrswunsch von «Christel», dass die «Pferde stets das Verständnis und die Liebe von den Menschen erfahren» wollen wir auch nach 70 Jahren beherzigen. Soll er uns doch im 2020 begleiten, oder nicht?

  • Schweizer Zuchtgenossenschaft für Arabische Pferde

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