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Als Militärpferd war Ahmal auch als Tragpferd und am Wagen ausgebildet worden. Seine Aufgabe fand er aber im Dressursport, wo er jungen Reiterinnen Träume verwirklichte und später als Schulpferd für Glücksmomente im Sattel sorgte. Auch mit bald 33 Jahren galoppiert er seinen Weidekollegen noch voraus.
Der Fuchs Ahmal – «amal» heisst auf Arabisch so viel wie Hoffnung – wurde als Dressurpferd von der Familie Petri gezüchtet. Er war aber leider das Spiegelbild seiner Mutter: grosse Laterne und weisse Beine bis zum Sprung- bzw. Vorderfusswurzelgelenk, nicht gerade vorteilhaft für eine Karriere im Dressurviereck. Seine 80 Punkte an der Fohlenschau sowie die 82 Punkte als Zweijähriger liessen aber aufhorchen.
So kam es, dass er als Dreijähriger von der Armee gekauft und die EMPFA und später das NPZ sein Zuhause wurden. Er wurde angeritten und eingefahren, als Tragpferd, in Springen und Dressur ausgebildet und war bekannt als «das Pferd, das alles kann». Sein Talent wurde schnell erkannt. Er wurde von Pierre-Eric Jaquerod in Beritt genommen und von Ulrich Lehmann bis S-Niveau gefördert.
Der damalige EMPFA-Betriebsleiter erinnert sich: «Seine Leistungsbereitschaft war natürlich, genauso wie sein Drang, ab und zu einen 100-Meter-Sprint und/oder eine Serie Bocksprünge einzulegen. Ich weiss noch, wie es jeweils am Montag nach dem sonntäglichen Stehtag in der Bahn zu- und hergehen konnte, wenn 15 gut gelaunte Remonten zusammen in der Reitbahn geritten wurden: Ahmal war immer der Erste, der aus purem Übermut und nach einem lauten ‹Furz› einen Start des Teufels hinlegte und dreimal gegen die Schlagwand schlug … Doch Ahmal machte Freude, hatte sehr korrekte Gänge und machte grosse Fortschritte.» Auch Nicola Heyser Burger erinnert sich an ihn: «Er war immer leistungsbereit. Hin und wieder war er frech, aber man konnte es ihm nicht übelnehmen, er tat es ganz charmant.»
Mit seinem Talent verhalf Ahmal unzähligen Reitern zum Erfolg. Sandra Wiesli-Schnyder («reiterlich konnte ich mir mit ihm einen Traum erfüllen») und Melanie Hofmann starteten mit ihm 1997 und 1998 international und nahmen an Europameisterschaften teil. Im Laufe seiner Sportkarriere errang er viele Siege und Top-Platzierungen, die Lehrlinge der EMPFA respektive des NPZ erlangten mit seiner Hilfe ihre Dressurlizenz.
Im Sommer 2000 kam Ahmal 15-jährig in die Reitschule des NPZ. Er gefiel mir auf Anhieb. Nach etwa einem Jahr durfte ich ihn das erste Mal satteln. Ich dachte, dass ich vor Freude gleich tot umkippe! Er war der Star im Stall und nur den guten Reitern vorbehalten. Die Freude war allerdings von kurzer Dauer. Es ging gar nichts, mit meinen Hilfen kam ich nicht durch. Die Überraschung war gross, als mir Nicolas Pauchard, mein Reitlehrer, trotzdem immer Ahmal zuteilte. Ich ritt ihn zwei- bis dreimal die Woche, kam aber nicht voran und dachte mehrmals über das Aufhören nach.
Es gibt Tage im Leben, die man nie vergessen wird. Die Erinnerungen an sie leuchten wie glitzernde Sterne immer und immer wieder. Sie wärmen einen, wenn es kalt ist und scheinen in der Dunkelheit, wenn man nachts wach liegt. So ein Tag war ein Samstag, als ich mit Ahmal im Unterricht war und alles anders wurde.
Es ist mir bis heute nicht klar, was ich an diesem Tag anders gemacht hatte als zuvor. Ich sah aus dem Sattel auf seinen schön gewölbten Hals und spürte die Bewegung seiner Hinterbeine. Es fühlte sich an, als würde er mit den Hufen den Boden nicht berühren. Im Trab schwebte er, im Galopp flog er einen Hügel hinauf. Plötzlich wurde es ganz still und Helligkeit überflutete die so dunkle Reitbahn. Ich hörte die Worte des Reitlehrers nicht mehr, sah die anderen Reitschüler und ihre Pferde nicht. Nur Ahmal und ich waren da und ich wünschte mir, es würde für immer so bleiben. Und ich wusste plötzlich, so fühlt sich Glück an. Fortan musste ich mir die Lektionen nur vorstellen und Ahmal führte sie aus.
Im Jahre 2010 wurde Ahmal 25. Er wurde etwas ruhiger, sein jugendlicher Schalk kam aber immer wieder zum Vorschein. Er war noch gesund und fit, aber das NPZ entschied, ihn aus der Reitschule zu nehmen.
Ahmal hat mir etwas Besonderes gegeben. Er ist nicht «mein» Pferd, aber mein grosses Glück. Alles was ich reiterlich gelernt habe, verdanke ich ihm. Mein Mann und ich haben deshalb beschlossen, ihm bis ans Lebensende eine schöne Zeit auf grossen Weiden im Stall Pauli in Landerswil im Berner Seeland zu ermöglichen.
Mit seinen bald 33 streckt er noch heute seinen Kopf aus der Box und muss alles sehen! Er ist gesund und munter und lässt es sich nicht nehmen, die ganze Gruppe seiner Weidekameraden im Galopp anzuführen.
Am besten wird meine Beziehung zu Ahmal wohl durch diese Sätze zum Ausdruck gebracht:
«Höre nun, da dich das Pferd trägt, nicht so sehr auf mein Wort als auf das Pferd. Das Pferd ist der beste Reitlehrer. Lerne vom Pferde. … Wenn Du fliegen möchtest, wird es fliegen, kaum dass die Hufe die Erde zu berühren scheinen.» (Rudolf Binding, Reitvorschrift für eine Geliebte, 1924)

MEIN CH – meine Freude, …

… was es an schönen Erlebnissen mit CH-Pferden im In- und Ausland alles zu berichten gibt, druckt der KAVALLO in jeder Ausgabe in einem Beitrag ab. Wann dürfen wir mit Ihrem Beitrag als Besitzerin, Reiterin oder Fahrerin rechnen? Auch für uns ist es eine besondere Freude, die CH-Partnerschaften mit Bild und Text vorzustellen.  Der Zuchtverband CH-Sportpferde unterstützt diese Idee und stiftet für jeden Beitrag entweder ein ZVCH-T-Shirt, -Gilet oder -Taschenmesser. 
Artikel mit Umfang von ca. 2500 An­schlägen und Bilder sind einzusenden an: Redaktion Kavallo, Unter Ifang 1, 8444 Henggart, redaktion@kavallo.ch. 

  • Schweizer Zuchtgenossenschaft für Arabische Pferde

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